BasketballBen Kovac: „Dazulernen, mich entwickeln und reifer werden“

Basketball / Ben Kovac: „Dazulernen, mich entwickeln und reifer werden“
Für Ben Kovac hat der neue Verein kaum noch Geheimnisse Foto: Jeff Lahr/Editpress

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Ben Kovac hat den Sprung ins Profigeschäft geschafft. Der 20-jährige Sportsoldat des Basket Esch hat sich bewusst für die Den Helder Suns entschieden: Der Verein an der niederländischen Nordseeküste hat nicht lockergelassen und auch sportlich gesehen die besseren Argumente. 

Tageblatt: Sie werden Ende des Monats in die Niederlande wechseln. Wie kam der Kontakt mit den Den Helder Suns zustande?

Ben Kovac: Der Kontakt kam über die Agentur von Misch Engel, Court Side, zustande. Er und Alex Laurent (der Luxemburger stand selbst bereits bei Den Helder unter Vertrag) haben ein gutes Wort für mich eingelegt, woraufhin der Trainer Peter van Noord mich kontaktierte. Er war bereits 2016 für sechs Monate als FLBB-Jugendtrainer aktiv gewesen und erinnerte sich noch an mich. Das Interesse auf beiden Seiten war schnell geweckt. 

Sie hatten ebenfalls die Möglichkeit, nach Bratislava zu wechseln. Wieso fiel die Wahl auf Nordholland?

Bei Inter Bratislava spielte bereits mein verstorbener Patenonkel Pedro Rajniak. Es gab Gespräche und handelte sich auch um eine zweite Option, aber zum Schluss gab es für einen Transfer zu viele Unklarheiten. Es stand lange nicht fest, wie viele Ausländer in der Liga antreten könnten, dann hat der Verein trotzdem einige Spieler verpflichtet und der Kontakt war zum Schluss auch nicht mehr so regelmäßig. Ich hatte einfach nicht dieses hundertprozentig richtige Gefühl wie bei Den Helder. Dort sind weniger ausländische Spieler in der Liga vertreten und meine Entscheidung ist auch spielzeitbedingt.

Sie haben die Verwandschaft mit der Familie Rajniak erwähnt. Wie haben die Brüder auf die Nachricht reagiert?

Sie haben mich stets unterstützt. Martin lebt derzeit in Bratislava, weshalb es echt toll gewesen wäre, dorthin zu wechseln. Die beiden haben aber auch verstanden, dass Den Helder in diesem Moment die bessere Option gewesen ist. Auf jeden Fall freuen sie sich für mich. 

Was hat Ihnen Ihr Vereinsvorgänger Alex Laurent über die neue Heimat berichtet?

Er meinte, dass man sich dort gleich heimisch fühlt. Es handelt sich um eine Kleinstadt am Meer mit etwa 60.000 Einwohnern. Obwohl man das größentechnisch nicht mit Luxemburg vergleichen kann, sind der Rahmen und das Leben in der Stadt in etwa gleich. Es ist eine basketballverrückte Stadt, aber nicht unbedingt eine Party-Hochburg. Ich bin ohnehin öfters in der Halle als sonst wo. Die Mannschaft ist optimal, um eine Profikarriere zu starten. Alex berichtete auch, dass der Verein mir bei allen Angelegenheiten sehr behilflich sein wird. Das war einer der Gründe, die wichtig für mich waren. Ich hätte zwar keine Probleme damit, weiter weg von zu Hause zu sein, aber so sind es nur fünfeinhalb Stunden Fahrt. 

Wie würden Sie das Niveau in den Niederlanden beschreiben? 

Was für mich eine Rolle spielte, ist die Tatsache, dass es sich um eine Vollprofiliga handelt. Das Niveau in Luxemburg ist gut, aber hier ist es doch noch mal etwas anderes. Zwei Spiele pro Woche, intensives Training – das alles über eine längere Zeitspanne – und Gegner mit Europacup-Erfahrung: Das wird sicherlich nicht einfach werden. Ich habe mich bereits mit dem Trainer über die Ziele unterhalten. Es geht nicht darum, 20 von 20 Partien zu gewinnen, denn wir sind eher die Underdogs. Das bin ich auch schon von der Nationalmannschaft gewohnt. Wir sind die Art von Mannschaft, die den anderen ein Bein stellen kann und überraschende Siege einfahren will. Das ist ebenfalls ein Vorteil: Man hat nicht jedes Wochenende diesen Druck, gewinnen zu müssen. Ein Meistertitel ist also nicht realistisch, aber ein Platz im Play-off sollte drin sein. 

Sie haben einen Einjahresvertrag unterschrieben. Was haben Sie sich für die erste Profisaison vorgenommen?

Ich bin nicht der Typ Sportler, der sich persönliche Ziele in Bezug auf die Punkte, Assists oder Rebounds setzt. Ich will eher eine globale Verbesserung sehen: dazulernen, mich entwickeln und reifer werden. Ich bin kein Statistik-Mensch, sondern schaue von Spiel zu Spiel. Der Trainer weiß meine Vielseitigkeit zu schätzen und sagte mir bereits, dass ich eine gute Verstärkung darstellen sollte. 

Sie verlassen in wenigen Wochen Ihren bislang ersten und einzigen Klub, den Basket Esch. Wie schwer fiel der Abschied?

Es ist, als würde man seine komplette Familie verlassen, um auszuwandern. Dieser Schritt fiel mir schwer. Ich habe sowohl meinen ersten als auch den letzten Korb für Esch geworfen. Trotzdem bin ich glücklich, dass mich alle bei meiner Entscheidung unterstützt haben. Ich bin dem Verein dankbar für alles. Die Saison endete abrupt und das Gefühl, ein Finale auf dem Parkett zu gewinnen, fehlt. Aber die Kollegen haben sich bereits angekündigt und werden mich wohl besuchen. Ich werde mich über jedes bekannte Gesicht freuen, vom Escher Zuschauer bis hin zu ehemaligen Jugendtrainern.

Ihr großer Wunsch, ein College in den USA zu besuchen, platzte aufgrund der Interpretation Ihrer Zeugnisse. Ist der Wechsel ins Profilager eine Entschädigung?

Es ist ein anderer Weg. Elitesportler bei der Armee zu werden war hinter dem College seit jeher meine zweite Wahl. Alex Laurent und Magaly Meynadier waren in dieser Hinsicht die Vorbilder, die diesen Weg geebnet haben. Ob es eine Entschädigung ist, weiß ich nicht. Aber ein Verlust ist es nicht. So werde ich früher Profi. Es ist also eine gute Kompensation.

Wann geht es denn tatsächlich für Sie los?

Ende August werde ich umziehen. Der Verein stellt den Spielern eine eigene Wohnung zur Verfügung, von denen sechs im gleichen Gebäude untergebracht sind. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie alleine gewohnt, empfinde es aber durchaus als Luxus, allein zu sein. Der Trainer will in der letzten August-Woche bereits alle Spieler vor Ort haben, das richtige Training beginnt im September. 

Steckbrief

Ben Kovac
Geboren am 22. Februar 2000 in Esch, Luxemburger
Position: Shooting Guard
Größe: 1,96 m
Bisherige Vereine: Basket Esch, ab 1.9. Den Helder Suns