EditorialEin bisschen Respekt, bitte – über den Umgang von Politik und Gesellschaft mit Journalisten

Editorial / Ein bisschen Respekt, bitte – über den Umgang von Politik und Gesellschaft mit Journalisten
 Symbolfoto: dpa/Jörg Carstensen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Am Donnerstag wurde die Studie „Media Pluralism Monitor“ veröffentlicht – das Werk hat die Situation der Medien in 30 Ländern untersucht und wird von der EU gefördert. Das Papier kommt zu dem Schluss: Die Medienlandschaft in ganz Europa steht unter Druck. Und „Luxemburg ist keine Ausnahme“. Das schreibt sogar die Presseabteilung der EU-Kommission.

Was bedeutet dieser „Druck“ eigentlich konkret? Er bedeutet zum Beispiel Beleidigungen, Drohungen, Wutausbrüche, unschöne E-Mails, Hasskommentare, Beschwerdeanrufe, Klagebriefe an die Chefetage oder sogar Anzeigen. Wer als Journalist arbeiten will, braucht ein dickes Fell. Auch in Luxemburg.

Wir wollen die Journalisten an dieser Stelle beileibe nicht zu edlen Rittern ohne Furcht und Tadel verklären. Aber, liebe Politiker, liebe Staatskonzerne, liebe freie Wirtschaft, und ja, auch ihr, liebe Leser – ihr solltet euch eines immer bewusst sein, wenn ihr einen Artikel in der Zeitung lest oder eine Reportage im Radio hört oder einen Bericht im Fernsehen seht: Reporter und Redakteure sind – genauso wie Politiker – Rollen in der Gesellschaft. Nehmen Sie unsere Berichte also bitte nicht persönlich. Wir überbringen Nachrichten von A nach B. Wir sind nicht für ihre Entstehung verantwortlich. Auch nicht in Luxemburg.

So manch einem Luxemburger Politik-Schwergewicht ist in der Vergangenheit schon der Geduldsfaden gerissen, wenn er von einem Journalisten eine vermeintlich dumme oder unverschämte Frage gestellt bekam. Das ist für einen Mandatsträger oder Beamten ein noch größeres No-Go in einer demokratischen Gesellschaft als für andere Akteure. „Der unzureichende Schutz von Whistleblowern, schlechte Arbeitsbedingungen für Journalisten und die steigende Zahl von Drohungen, denen sie ausgesetzt sind, sind einige der größten Risiken, die quer durch Europa beobachtet wurden“, steht im „Media Pluralism Monitor“. Und es sei besorgniserregend, dass diese Drohungen oft von Politikern kommen: „Diese sollten im Gegenteil eigentlich ein gutes Umfeld für Journalisten garantieren.“

Journalisten versetzen sich bei ihrer Arbeit in diejenigen hinein, für die sie ihre Beiträge schlussendlich produzieren. Und das sind die Menschen, die in dieser Gesellschaft leben, arbeiten und wählen. Wird ein Journalist angefeindet, dann bedeutet das nichts anderes, als dass damit auch all diese Menschen angefeindet werden.

Wissen Sie, was die Lage etwas entspannen würde? Ein funktionierendes und zeitgemäßes Gesetz, das den Zugang zu Informationen des Staates – also letztendlich des von uns bezahlten und von uns mit der Regelung eines großen Teils unseres Lebens bevollmächtigten Gemeinwesens – erleichtert und klar regelt. Ein solches Gesetz wird als „Informationsfreiheitsgesetz“ bezeichnet und ist in anderen Ländern schon seit langen Jahren in Kraft. Nur nicht in Luxemburg.

Knutschfleck
27. Juli 2020 - 13.28

Um es mit den Worten von Herr Scholer zu sagen: Pressefreiheit schön und gut, gesetzlich verankert, Verfassung, unantastbar, demokratisch, ein Funke am Horizont, die goldene Frau spricht, aber die Lippen bewegen sich nicht. Die Macht sei mit uns.

de Prolet
26. Juli 2020 - 12.32

Respekt, heute ein Fremdwort!

Grober J-P.
26. Juli 2020 - 9.53

„Informationsfreiheitsgesetz“ . Wusste nicht, dass es sowas gibt. Welche Länder haben ein solches Gesetz, Ungarn auch? Sowas müsste doch EU-weit gelten, oder? Sollte Thema für die nächsten Parlamentswahlen sein, ins Programm der LSAP damit!

Robbes
26. Juli 2020 - 9.53

Wann d'Journalisten net menge géifen, datt si d'politesch Oppositioun sinn an iwwerall dat Negativt siche ginn, hätt ech vill méi Respekt virun hinnen. Dës Kritik gëllt net fir d'Tageblatt, do sinn och oft positiv Meldungen. Meng Kritik geet haaptsächlech géint den däitsche Print- (Süddeutsche Zeitung) an TV- (ARD, ZDF) Journalismus.

J.Scholer
26. Juli 2020 - 9.06

Ich stelle fest , seit den Achtzigern die Meinungsfreiheit, die Berichterstattung für Journalisten erheblich eingeschränkt wurde. Noch erschreckender , fortschrittlich, moderne politische Strömungen der Siebziger oft an Manipulation , Einschränkung freier Meinungsäußerungen beteiligt waren.Eigentlich hätte man glauben müssen unsere Gesellschaft wäre offener, demokratischer geworden. Der Schein trügt.Hinter den glänzenden Fassaden unsere Demokratien lauern die Rattenfänger, Gaukler, Taschenspieler auf ihren Einsatz.Ihr immer lächelndes Maskengesicht verkauft , nach guter Vertretermanier, dem Bürger eine Welt , die es so nicht gibt. Der Einzug der digitalen Medien , Trumpf im Ärmel der Überwachung und Manipulation, erschwert die Berichterstattung, das objektive Schreiben. Adäquates Instrument ganze Völker zu unterjochen.Mir ist ein freier Journalismus, freie Meinungsäußerung wichtig. Dass Wortwahl oder Meinung des Schreibenden nicht immer eines Geschmackes sind, dürfte in einer demokratischen Gesellschaft nicht stören,Gegenargumente erwünscht sein. Spezifisch für Luxemburg wünsch ich mir eine offene, aggressivere Berichterstattung, die Politik und Gesellschaft nicht unbedingt schonen muss, gilt es Wahrheiten aufzudecken, Anstöße zugeben.Der Printmedienhimmel in Luxemburg hat Potential, auch wenn die Leserschaft schwindet, der Bürger sich eher auf Konsum und Spass fokussiert , oft die Meinung von Journalisten in den Lüften zerreißt ,brauchen wir die Presse um „ den Fanger an d‘Wonn ze leen.“Dem Tageblatt, der Zeitung Vum Letz. Vollék kann ich für ihre oft kritische , objektive Berichterstattung loben. Sind wir nicht immer einer Meinung, wünsche ich mir oft , die Berichterstattungen kritischer ausfallen , Hintergründe aufgedeckt würden, in Till Eulenspiegelmanier der Politik, der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten wird.

Lully
25. Juli 2020 - 12.52

êt ass vu Jee-Hier gewosst, dat ee Journalist kee liicht Liewen huet, hie liewt geféierlêch jee nodeem wou an a wéi engem Land hie schreiwt, schwätzt oder denkt, do sen scho vill Journalisten êmt d'Liewe komm, obschon se Recht haten vun deem wat se vertrouden hun. Zu all Zäiten gouf de Journalist gefaart a gehaast, wêll Kee wöllt jo dat hien , deen am Fokus stung oder steet, sech ageèngt a bedroot wêllt gin, meescht sên dat Politiker, well, kee vun deene Läit, wêll sêch jo nêt an d'Soop späitze lossen. Dat soll awer nêt sên, ee Journalist soll esou vill a sou gud wéi méiglech Ongereimtheeten opdecke können, ouni dowéingst attakéiert ze gin. Mir liewen "Haut" dat awer schon säit "Gêschter", wou eng Politik vertruede gêt, déi nêt esou open ass wéi êt schêngt ze sin, an dat weltwäit, an esougour och hei zu Lêtzebuerg. Säit de läschte puer Joorzêngten huet Politik de Mênsch op eng Ligne getrimmt, nêt méi esou richteg ee kritescht Denken ze hun an ze entweckelen, bäi de Réimer war dat schon de Fall, gêf de Läit Brout a Spill, da kann de Politiker maachen wat hie wêll. An do sti mer Haut, u sêch ass dat jo keng Demokratie méi, d'Demokratie ass nach just een Deckmäntelchen. Êch si mêr bewosst, dat mat dêsem mengem Kommentär bäi verschidde Läit ustoussen. D'Wouerecht gêt jo gewosst, nêt gär gehéiert oder gelies. An esou geet êt och dem Journalist vun Haut, obschon hien an dêser Zäit scho baal ee Lämmche gin ass, an dat ass scho nêt méi gär gesin a gehéirt. Bonne Chance iech All, ob jiddefall nêt opgin Lully