EditorialBildungsminister Meisch fährt eine riskante Strategie

Editorial / Bildungsminister Meisch fährt eine riskante Strategie
Statt auf Nase und Mund liegt die Maske auf der Schulbank. In Luxemburgs Schulen gibt es keine Maskenpflicht in den Klassenzimmern. Foto: dpa/Marijan Murat

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Kurz vor Beginn der Sommerferien sagte Bildungsminister Claude Meisch (DP) auf einer Pressekonferenz, dass sich kein Schüler innerhalb einer Luxemburger Schule angesteckt habe. Den Beweis, schwarz auf weiß, werde er Mitte August liefern können. Oder eben nicht. Die Taskforce „Research Luxembourg“ wurde von Meisch mit der Auswertung der Daten beauftragt. Dabei sollen auch Rückschlüsse aus den vergangenen Schulwochen gezogen werden, die anschließend bei der Planung der neuen „Rentrée“ berücksichtigt werden sollen.

Prof. Dr. Rudi Balling ist Mitglied der Taskforce. Dennoch sei er nicht an dieser Auswertung beteiligt, verrät er im Tageblatt-Gespräch. Er sagt, dass die Schulen bislang keine Treiber in der Pandemie waren. Er sagt aber auch, dass die Möglichkeit bestehe, dass sich Schüler innerhalb der Schule gegenseitig anstecken könnten. Auch Infektionsherde, sogenannte Cluster, könne man nicht ausschließen.

Ist Claude Meisch demnach ein Risiko eingegangen, indem er die Schulen einerseits wieder geöffnet hat und andererseits die Klassen für die letzten zwei Wochen in voller Schülerzahl hat antreten lassen?

Es ist durchaus möglich, dass sich tatsächlich niemand angesteckt hat. Es ist aber genauso möglich, dass sich Schüler innerhalb der Schule infiziert haben. Da man es nicht ausschließen kann, auch nicht für die kommende „Rentrée“ im September, kann man durchaus von einem Risiko sprechen. Denn Kinder können sich, so Rudi Balling, durchaus anstecken und können auch infektiös sein. Zwar sei dies sehr selten, aber möglich. Bei Jugendlichen sehe die Situation laut Balling etwas anders aus. Sie können die Sicherheitsmaßnahmen besser verstehen und einhalten als die Grundschüler. Dennoch sind sie enorm vielen sozialen Kontakten ausgesetzt und sind quasi genauso empfänglich für das Coronavirus wie die Erwachsenen. Vorteil wiederum ist, dass die Jugendlichen meist in den gleichen Gruppen verkehren.

Dennoch hat Meisch bei den Regeln in der Schule keinen Unterschied zwischen Kindern und Jugendlichen gemacht. Das erscheint im Hinblick auf die doch sehr frappierenden Unterschiede zwischen diesen beiden Altersgruppen sehr bedenklich. Wieso gibt es in den Klassenräumen keine Maskenpflicht? Bei den Kindern, die ja kaum empfänglich für das Virus sind und für die das Einatmen von CO2 durch die Maske gefährlich werden kann, wie Studien beweisen, ist diese Regelung durchaus sinnvoll.

Bei den Jugendlichen, die in einer höheren Anzahl an Schülern in einer Klasse sitzen, ohne Sicherheitsdistanz, und die praktisch genauso empfänglich für das Virus sind wie Erwachsene und bei denen durch das mehrstündige Tragen einer Maske keine Gefahr besteht, kann man die Maskenpflicht als zwingend erforderlich werten. Wieso diese nicht eingeführt wurde, ist nicht nachvollziehbar. Vielleicht wird hier für die nächste „Rentrée“ nachgebessert.

Ein Schüler sagte gegenüber dem Tageblatt, dass er nicht verstehe, wieso sie zu 30 „wie Ölsardinen“ in eine Klasse eingepfercht werden, ohne Maskenpflicht, und wieso sie sich andererseits nicht im Freien im Park „Dräi Eechelen“ zu einem Bier treffen dürfen. Dies ist in der Tat unlogisch und führt berechtigterweise zu Frustration und Unverständnis bei den Jugendlichen. Zudem setzt es sie in dem, wie es der Bildungsminister nennt, „genormten Rahmen“, den die Schule bieten sollte, unnötigen Gefahren aus.

Entscheidungen in einer Pandemie können kein „Null-Risiko“ haben, sagt Balling. Und zu falschen Entscheidungen sollte man im Nachhinein auch stehen. Man darf nun also gespannt sein, welche Regelungen die „Rentrée“ im September zum Vorschein bringen wird.

HTK
23. Juli 2020 - 14.30

Meisch hat Recht. In Kürze werden wir alle durchinfiziert sein,das ist unvermeidbar wollen wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Die Gefahr sich zu infizieren ist in der Schulbank geringer als auf dem Korridor oder im Bus etc. Ungewaschene Hände im Gesicht sind viel gefährlicher zum Beispiel.

Charles Hild
23. Juli 2020 - 12.22

Mir musse mam Virus liewe léieren. Dat ass richteg well mir ginn e jo manifestement net lass. Awer dee Saz heescht net, dass mir musse liewen ewéi wann de Virus net do wier. Au contraire. Kuck emol den däitsche Fussball. Do hu professionell Leit ee kloert Konzept op d ‘Been gestallt, streng, kohärent an efficace. Zenter dem Restart hunn déi net ee Problem an der Liga. Bon, do geet et jo och em vill Geld. Awer, firwat hu mir fir ons Schoul net och ee kohärent Konzept vir d ‘Rentrée? Do geet et zwar manner em vill Geld, awer ëmmerhin ëm ons Kanner. Maache mer dach nët op normal, ewéi wann de Virus net do wier oder do net ustieche wéilt. Ech soen dem Tageblatt Merci dat et de Problem richteg erkannt huet.