Jeunesse EschGriechischer Investor Poulinakis löst Cazzaro als Präsident ab

Jeunesse Esch / Griechischer Investor Poulinakis löst Cazzaro als Präsident ab
Jean Cazzaro (links), der 16 Jahre der starke Mann der Jeunesse war, gibt das Zepter an den Griechen Manthos Poulinakis (r.) weiter Foto: Marcel Nickels/Tageblatt

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Jeunesse Esch hat bei der Generalversammlung am Samstag eine neue Ära eingeläutet. Jean Cazzaro legte nach 16 Jahren sein Amt als Vereinspräsident nieder. Er übergibt seine Aufgaben dem Griechen Manthos Poulinakis, der seine ganz eigenen Ansichten eines Fußballklubs hat. 

Im Escher Theater ging am Samstagvormittag die diesjährige Generalversammlung von Fußball-Rekordmeister Jeunesse Esch über die Bühne. Im Vorfeld stand bereits fest, dass es zu einem Generationenwechsel in der Chefetage kommen und das Treffen im Allgemeinen zukunftsweisend für den Verein werden würde. Jean Cazzaro hatte nach 16 Jahren Amtszeit seinen Rückzug angekündigt und es war ein offenes Geheimnis, dass griechische Investoren bereitstünden, um die Klubgeschicke zu übernehmen. Um dies zu ermöglichen, mussten unter anderem die Statuten in einer außerordentlichen Versammlung (der zweiten nach dem 6. Juli, als nicht genügend Mitglieder anwesend waren) geändert werden. In diesem Fall war es Artikel 12, der eine Mitgliedschaft im Verein von einem Jahr als Bedingung für die Präsidentenkandidatur vorschreibt. Einstimmig nahmen die 130 anwesenden Mitglieder die Statutenänderung an.

Zuvor wurden sie vom scheidenden Präsidenten begrüßt, der schnell zum Thema kam. „In den letzten vier Jahren gab es einige Kandidaten für meine Nachfolge“, sagte Cazzaro. „Sie bekamen aber kalte Füße. Jetzt stehen Investoren bereit, die gleichzeitig einen dicken Sponsorenvertrag anbieten und auf sportlicher Ebene eingreifen werden.“ Im Anschluss an eine Gedenkminute für die verstorbenen Paul Reckinger und René Hoffmann zog Cazzaro die Bilanz einer „komischen Saison“, die unter der Leitung von Nicolas Huysman mit Highlights in der Europa League (Tobol, Guimarães) begann, ehe es in der nationalen Meisterschaft bergab ging. Im Pokal schied die Jeunesse zum dritten Mal in Folge im Achtelfinale aus. Zwei neue Trainer (Sébastien Grandjean, Noël Tosi) waren die Folge, ehe Covid-19 den Spielbetrieb lahmlegte. Bald sprangen Sponsoren teilweise oder ganz ab.

Fünf Säulen

Des Weiteren wurde die „Actioun Solidaritéit“ ins Leben gerufen, mit der Anhänger und Sympathisanten ihren Beitrag in Corona-Zeiten leisten konnten. Insgesamt 17.000 Euro an Spenden kamen zusammen. Als Konsequenz der Krise wurden die Spielerverträge trotzdem bis zu 25 Prozent verringert. „Das Gros der Spieler hat die Maßnahmen ohne zu murren akzeptiert“, erklärte Cazzaro. Mit dem Sponsorenvertrag sei dem Klub „eine große Summe“ garantiert worden und der Spielbetrieb für die Saison 2020/21 abgesichert. Auf Leihbasis könne man zudem sofort drei Profis aus dem Ausland verpflichten. „Die sportlichen Perspektiven sind also da. Der Kader ist jung. Vielleicht zu jung, um oben mitzuspielen. Genau das muss aber das Ziel der Jeunesse bleiben.“ Cazzaro sprach von einem gänzlichen Neunanfang. „Im Vorstand weht ein frischer Wind. Marcus Weiss (Anm.: der neue Jeunesse-Coach) ist jung und ein unbeschriebenes Blatt.“

Dann ließ Cazzaro die Katze aus dem Sack und präsentierte dem Publikum die neue Führungsriege um den Vorsitzenden Manthos Poulinakis und seinem Geschäftspartner. In seiner Antrittsrede gab Poulinakis einen Einblick in seine Vorstellungen. „Ich betrachte einen Fußballklub wie ein Gebäude, das auf mehreren Säulen steht.“ Deren fünf listete der neue starke Mann von der „Grenz“ auf: die Einstellung der Spieler („100 Prozent im Training, 150 Prozent im Spiel“), die Infrastruktur („Das Stadion ist genial, aber es fehlt am Komfort für die Fans, Spieler und Schiedsrichter“), die interne Organisation (mehr Professionalität), einen Jeunesse-Identifikationsort („Centre culturel et sportif“) und nicht zuletzt die Supporter („die Mannschaft gehört den Fans“). Abschließend bat der 41-Jährige um das Vertrauen in ein für den Traditionsverein wohl zukunftsweisendes Projekt. Den Kontakt zu den Geschäftsleuten, die auf Kreta leben, habe übrigens Noël Tosi eingeleitet. Vor einer feindlichen Übernahme brauche man sich im Übrigen nicht zu fürchten. „Die Jeunesse kann nicht gekauft und nicht verkauft werden“, legte Cazzaro nach.

Standing Ovations 

Sekretär Marc Volkmann blickte in seinem Aktivitätsbericht unter anderem auf die große Fluktuation sowohl im Spielerkader wie auch im Vorstand zurück. Neun oder zehn Abgänge müssen kompensiert werden. Neu im Jeunesse-Kader sind Aldin Dervisevic (Hostert), Gary Bernard (Canach), Jailson Moreira (Canach), Dennis Bech (Mertert/Wasserbillig), Dylan Meireles (RFCU). Laut dem Kassenbericht von Guy Kremer schloss die Jeunesse die Saison 2019/2020 mit einem Gewinn von 121.666 Euro ab.

Aus dem von Jeff Ludovicy vorgetragenen Bericht der Jugendkommission ging hervor, dass die Fußball-Akademie mit rund 300 Jugendspielern hervorragend funktioniert. Ein Verdienst auch von Sofian Belaid, der als Koordinator aller Altersklassen unermüdlich im Einsatz sei. Franz Oé, der Präsident des Fanclubs, ergriff dann das Wort und beklagte die katastrophalen Zustände in den „Buvettes“ im Stadion auf der „Grenz“.

Bürgermeister Georges Mischo trat daraufhin ans Rednerpult und teilte den Jeunessern die gute Nachricht mit, dass das Budget 2021 nicht bloß die Renovierung der Ess- und Getränkebuden, sondern auch der gesamten Gegengeraden („gradins“) vorsieht. Abschließend wurde Jean Cazzaro zum dritten Mal mit viel Applaus und Standing Ovations gewürdigt.

Im Überblick

Der neue Jeunesse-Vorstand:
Präsident: Manthos Poulinakis, 1. Vizepräsident: Jean- Claude Conter, CEO („chief executif officer“) und 2. Vizepräsident: Panos Katsaitis, Generalsekretär: Marc Volkmann, Kassierer: Guy Kremer, Mitglieder: Chris Baltes, Jean Ceccotto, Jules Kreff, Jo Metzler, Tom Metzler, Danilo Ontano, Gast Schloesser, Laurent Schüssler, „Chargé de mission“: Patrick Biergen

 

 

Jangeli
21. Juli 2020 - 13.24

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