USAMahner auf verlorenem Posten: Wie Trump und das Weiße Haus Virenexperte Fauci angreifen

USA / Mahner auf verlorenem Posten: Wie Trump und das Weiße Haus Virenexperte Fauci angreifen
Donald Trump findet, Fauci habe schon bei „vielen Dingen“ danebengelegen – und so spricht der US-Präsident nicht mehr mit, sondern nur noch über seinen Virenexperten Foto: AFP/Al Drago

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Das Weiße Haus versucht Medienberichten zufolge, inmitten der Corona-Pandemie den renommierten Virenexperten und Präsidentenberater Anthony Fauci zu diskreditieren. Der Virenexperte gilt als Stimme der Vernunft – und gerät so immer wieder mit Donald Trump in Konflikt.

Die Spannungen zwischen Donald Trump und Anthony Fauci sind zuletzt spürbar gewachsen. Während der US-Präsident ein rosiges Bild von der Coronavirus-Pandemie zeichnet, ist der renommierte Virenexperte der ständige Mahner. Stets ruhig und sachlich, aber unbeirrbar in der Sache: Die USA, so stellt das prominenteste Mitglied des Corona-Krisenstabs des Weißen Hauses immer wieder klar, haben ein richtiges Problem. Trump, der vier Monate vor der Präsidentschaftswahl auf positive Botschaften setzt, reagiert zunehmend verärgert.

Zuletzt versuchte das Weiße Haus offenbar sogar, den 79-jährigen Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) mit zweifelhaften Methoden zu diskreditieren: Medienberichten zufolge verteilte Trumps Umfeld eine Liste mit Äußerungen, in denen Fauci beim Coronavirus falsch gelegen haben soll. Ganz so, als wäre der hochdekorierte Wissenschaftler ein politischer Gegner.

Mit seinen Klartext-Ansagen sorgt Fauci immer wieder für Wirbel. Ende Juni warnte der Mediziner, die USA könnten bald 100.000 Neuinfektionen pro Tag erleiden. Zu diesem Zeitpunkt gab es täglich rund 40.000 neue Fälle – inzwischen sind es häufig weit mehr als 60.000.

„Knietief“ in der ersten Infektionswelle

Unablässig warnt der italienischstämmige Immunologe mit der rauen Stimme und dem markanten Akzent seines Geburtsorts Brooklyn vor einer zu raschen Lockerung der Corona-Beschränkungen. Die USA steckten noch „knietief“ in der ersten Infektionswelle, die Lage sei „wirklich nicht gut“.

Mit solchen ungeschminkten Aussagen ist Fauci in der Corona-Krise zu einem wahren Medizin-Star geworden und genießt längst Kultstatus. Er wurde in der Comedy-Show „Saturday Night Live“ von Hollywood-Star Brad Pitt verkörpert, inzwischen gibt es Fauci-Wackelkopf-Figuren, und Bars bieten Cocktails in Plastikbeuteln zum Mitnehmen als „Fauci Pouchy“ (pouch bedeutet Beutel) an.

Doch während viele Fauci als Stimme der Vernunft feiern – mit seiner mahnenden Botschaft scheint er nicht mehr zum Präsidenten durchzudringen. Trump redet den dramatischen Wiederanstieg der Infektionszahlen klein und pocht ungeachtet von inzwischen mehr als 135.000 Toten auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität. Fauci hat den Präsidenten seit mehr als einem Monat nicht mehr getroffen und seit zwei Monaten nicht mehr über das Virus informiert.

Trump wies seinen wichtigsten Corona-Berater kürzlich sogar öffentlich zurecht: „Ich stimme nicht mit ihm überein“, sagte er in einem Interview. „Ich denke, wir befinden uns in einer guten Lage.“ Fauci habe schon bei „vielen Dingen“ danebengelegen. Tatsächlich hat der Virenexperte in den vergangenen Monaten hin und wieder Kurskorrekturen vorgenommen. So sprach er sich zunächst gegen eine Schutzmasken-Empfehlung für die Bevölkerung aus, unter anderem aus Sorge, Masken könnten sonst für medizinisches Personal knapp werden.

Faucis tägliche Auftritte sind Geschichte

Inzwischen empfehlen die US-Behörden allen Menschen Masken, und Fauci trägt sie eisern. Ganz anders als der Präsident, der nur in Ausnahmefällen Mund und Nase verdeckt. Sollte Fauci, der in seinen 36 Jahren als Institutsleiter schon sechs US-Präsidenten beraten hat, an Trump verzweifeln – anmerken lässt er sich nichts. Offene Kritik am Präsidenten hat er sich stets verboten.

Zuletzt beklagte Fauci aber wiederholt, dass die „politische Spaltung“ der USA ein einheitliches Vorgehen gegen die Pandemie erschwere. Das konnte durchaus als Seitenhieb gegen Trump verstanden werden, der aus dem Umgang mit dem Virus einen wahren Kulturkampf gemacht hat.

Fauci versucht, mit Ruhe und Sachlichkeit gegenzusteuern – doch das wird immer schwieriger. Die täglichen Pressekonferenzen der Coronavirus-Taskforce, bei denen Fauci an der Seite Trumps auftrat und irreführende Äußerungen des Präsidenten mit diplomatischen Geschick richtigstellte, sind schon lange Geschichte. Auch im Fernsehen ist Fauci kaum mehr zu sehen: Medienberichten zufolge untersagt das Weiße Haus dem Mediziner TV-Interviews, weil seine düsteren Prognosen dem Präsidenten missfallen. (AFP)

HTK
14. Juli 2020 - 14.03

Mit Vernunft kann Trump nichts anfangen. Wir müssen den Trottel "aussitzen" bis November. Vielleicht hat das Virus den Stimmungswechsel der Wähler bewirkt.Wer weiß.