Spanien / Mallorca bald ein zweites Ischgl? Auf Saufgelage folgt Angst vor zweiter Viruswelle
Am Tag an den Strand, am Abend dann ausgelassenes Feiern am Ballermann. So sieht Urlaub für etliche deutschsprachige Touristen aus, die nach Mallorca kommen. Doch nachdem diese Kombination aus Sonne, Samba und Sangria in den letzten Tagen zu unkontrollierten Massenpartys im Ballermann-Viertel an der Playa de Palma führte, klingeln in Spanien wie in ganz Europa die Alarmglocken.
Es wächst die Sorge, dass Mallorca mit der sommerlichen Feierlaune zum neuen Corona-Risikogebiet werden könnte. „Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann kein zweites Ischgl wird“, warnte Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn am Montag. Der Tiroler Skiort Ischgl war im März zur Virenschleuder geworden, nachdem sich dort viele Winterurlauber bei den beliebten Après-Ski-Partys angesteckt hatten und Corona dann in ihre Heimatorte mitbrachten.
Mallorca als europäischer Virus-Hotspot. Das wäre das Ende des Tourismus auf dem Eiland. Ein Paradies, das bisher dank seiner Insellage glimpflich davonkam. Auch in den letzten vier Wochen, in denen der Tourismusmotor wieder ansprang, gab es nur wenige neue Infektionen. Doch mit der steigenden Urlauberzahl wächst das Risiko. „Wir müssen uns darüber bewusst sein, dass mit einem Virenausbruch die Saison beendet ist“, warnt der balearische Tourismusminister Iago Negueruela.
Deswegen verschärft Mallorca den Corona-Schutz: Von sofort an besteht weitgehende Maskenpflicht auf Mallorca und den balearischen Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera. Einheimische wie Touristen dürfen nicht mehr aus dem Haus oder Hotel ohne Mund-Nasen-Schutz. Der Maskenzwang gilt praktisch überall in der Öffentlichkeit: in geschlossen Räumen, etwa Geschäften, aber auch im Freien, also beim Spaziergang über Straßen und Plätze.
Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann kein zweites Ischgl wirdDeutschlands Gesundheitsminister
Ausnahme: beim Sport, am Strand, am Pool und auf der Meerespromenade, soweit 1,50 Meter Sicherheitsabstand von den Mitmenschen gewahrt werden kann. Auch beim Essen und Trinken in Bars und Restaurants darf man „oben ohne“ sein. Die Maske muss aber aufbleiben, bis die Bestellung auf dem Tisch steht. Bei Missachtung drohen bis zu 100 Euro Strafe. In dieser Woche sollen die Sünder nur ermahnt werden, ab 20. Juli werden Geldbußen verhängt.
„Die epidemiologische Situation auf den Balearen gehört zu den stabilsten in Spanien und all jener Länder, die uns umgeben“, begründete Patricia Gómez, die Gesundheitsministerin der Inseln, den verschärften Maskenzwang. „Und wir wollen, dass dies auch so bleibt.“
Man werde nicht zulassen, dass der Mangel an Verantwortung das bisher Erreichte gefährde, verkündete die Inselregierung am Montag als Reaktion auf die Party-Exzesse am Ballermann. Mallorca habe hart dafür gekämpft, in Corona-Zeiten ein sicheres Ferienziel zu sein. „Wir werden nicht zögern, gegen jene vorzugehen, die nicht verstehen, was auf dem Spiel steht.“ Die Gesundheit der Urlauber und der Bewohner habe absoluten Vorrang, sagte Francina Armengol, Regierungschefin der Balearischen Inseln.
Reisebranche bedauert allgemeine Maskenpflicht
Nicht nur auf Mallorca wächst die Angst vor einem Corona-Rückfall. Gleichzeitig mit Mallorca kündigten weitere spanische Urlaubsregionen an, dass die Menschen nur noch mit Mundschutz auf die Straße dürfen. Maskenpflicht gilt nun ebenfalls im nördlichen Katalonien, wo die Urlaubsküsten Costa Brava und Costa Dorada liegen. Und im südspanischen Andalusien mit der Costa del Sol. Angesichts steigender Corona-Zahlen auf dem spanischen Festland ist nicht auszuschließen, dass es bald einen landesweiten Maskenzwang in der Öffentlichkeit gibt.
Spaniens Hoteliers fürchten derweil, dass die Maskenpflicht abschreckend wirken könnte und die Urlauber auf andere europäische Ferienziele mit lockereren Regeln umbuchen. „Die Aussicht, dass man immer eine Maske tragen muss, ist nicht gerade attraktiv“, kritisierte Gabriel Escarrer, Chef des Reisebrancheverbandes Exceltur.
Das scheinen auch manche deutschsprachigen Touristen so zu sehen, die sich im Online-Forum der Mallorca-Zeitung äußern. „Das Problem auf Mallorca werden nicht die normalen Urlauber sein, sondern die Horden von Briten und Deutschen, die nach Saufgelagen irgendwo übereinanderliegen. Insofern sollte die Regierung dafür Sorge tragen, dass so etwas im Augenblick unterbunden wird.“
Und eine andere Familie schreibt: „Wir sind bekennende Mallorca-Liebhaber mit mehreren Reisen im Jahr. Dass jedoch die Maske bei den Temperaturen im Juli und August auf der Straße, dem Weg zum Strand oder zum Essen getragen werden muss, nimmt einem doch die letzte Erholung und bringt im schlechtesten Fall Menschen mit Atemnot ins Krankenhaus. Bleibt es dabei, bleiben wir zu Hause.“
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