MoselDrohnen-Spraying im Weinberg: umweltschonend und äußerst effizient

Mosel / Drohnen-Spraying im Weinberg: umweltschonend und äußerst effizient
Der Einsatz der Drohne besticht in erster Linie durch das effiziente und punktgenaue Ausbringen der Sprühmittel Fotos: Herbert Becker

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Ein Pilotprojekt zur Besprühung der luxemburgischen Rebanlagen erweist sich zunehmend als zukunftsweisend für den luxemburgischen Weinbau: Auf Initiative von Corinne Kox der „Domaine Laurent & Rita Kox“ aus Remich wurde die Versuchsreihe im Juli des vergangenen Jahres in Zusammenarbeit mit der Luxaviation-Gruppe, einer der weltweit größten privaten Flugzeugbetreiber mit Hauptsitz in Luxemburg, gestartet. Ein Jahr nach dem erfolgreichen Start haben sich bereits sieben Winzer dem Projekt angeschlossen, um die Optimierung der Arbeiten in den Weinbergen weiter voranzutreiben.

Bous – N49 32 36 E6 20 15, so lauten die GPS-Daten, die wir in unser Navigationsgerät eingeben müssen, um zum Standort des Geschehens zu gelangen, zu dem wir von Luxaviation Drones S.A. eingeladen wurden. Anlass ist ein Drohnen-Spraying in einer Rebanlage von Winzer Raphaël Hannart in der Gemarkung „An der Flass“ in Bous auf dem Scheuerberg. Wir werden empfangen von dem Weinmacher Raphaël Hannart, dem  Präsidenten der Serviceabteilung der Luxaviation-Gruppe Christophe Lapierre, von Lou Weis, die die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die Gruppe „Apollo Strategists“ tätigt, sowie von Drohnenpilot Gilles Seyler.

Der sympathische Belgier Hannart, der sich über die Grenzen seines Heimatlandes hinaus einen Namen als Produzent von Bio-Schokolade gemacht hat, lebt seit 1995 im Großherzogtum und hat sich als Hobby und neue Herausforderung ein paar Weinbergsparzellen gekauft, um Bioweine und Bio-Crémants herzustellen. Insgesamt bewirtschaftet er heute 1,8 Hektar Rebfläche mit den Rebsorten Elbling, Müller-Thurgau, Auxerrois, St. Laurent, Pinot gris und Pinot noir. Biowinzer-Kollege Yves Sunnen aus Remerschen baut Hannarts Weine aus.

Pilot Gilles Seyler bereitet die Drohne auf den bevorstehenden Einsatz vor
Pilot Gilles Seyler bereitet die Drohne auf den bevorstehenden Einsatz vor

„Die Parzelle, in der wir uns befinden, ist eine Steillage mit 40 Grad“, erklärt Hannart. „Sie lag fast 40 Jahre brach. Hier habe ich vor fünf Jahren die Rebsorte Muscaris angepflanzt, eine pilzwiderstandsfähige Sorte. Sie hat eine sehr hohe Toleranz gegenüber Pilzkrankheiten. Zum Drohnen-Spraying bin ich eigentlich durch einen besonderen Umstand gekommen. Hier stand meine Scheune mit all meinen Gerätschaften zum Bearbeiten der Weinberge. Sie ist mir eines Nachts abgebrannt und ich hatte quasi nichts mehr an Maschinen und Werkzeug.“

Wie sehr Hannart auf Nachhaltigkeit in seinem Betrieb setzt, beweist die Tatsache, dass er den Großteil der Arbeiten in den Weinbergen nicht mit dem Traktor, sondern mit einem Ardennerpferd bewältigt. Dieses kommt z.B. beim Pflügen und auch bei der Weinlese zum Einsatz.

Vorzüge des Drohnen-Sprayings

Gilles Seyler und Raphaël Hannart bereiten die Drohne für den Einsatz vor und befüllen den Zehn-Liter-Tank mit Schwefel. Währenddessen erklärt uns Christophe Lapierre die Vorzüge des Drohnen-Sprayings. „Wir sind natürlich hocherfreut über die positive Resonanz unserer Bestrebungen. Nach dem Start des Projekts mit dem Weingut Kox greifen zurzeit sieben Betriebe auf unsere Dienste zurück, während eine weitere größere Gruppe aktiv an den Sprühflügen teilnimmt, um sich für die kommende Saison einzuarbeiten. Darin sehen wir uns auch in unseren Bestrebungen für neue Technologien bestätigt. Wir haben dieses Jahr bereits rund 500 Flüge absolviert. Langfristig möchten wir uns auch auf dem deutschen Markt etablieren. Der Vorteil des Drohneneinsatzes besteht in erster Linie in der hohen Effizienz beim Ausbringen des Sprühgutes. Durch die extrem niedrige Flughöhe der Drohne lassen sich die Sprühmittel punktgenau ausbringen. Dazu kommen eine geringere Erosion, das Schonen der Umwelt sowie eine erhebliche Reduzierung der Lärmbelästigung der Nachbarschaft gegenüber dem Einsatz von Helikoptern. Die Helikopterflüge bergen schon den Nachteil, dass, wenn ein Biowinzer seine Anlage z.B. neben einer Parzelle hat, die besprüht wird, die ersten vier bis fünf Reihen automatisch mit besprüht werden. Der effektive Einsatz von Drohnen wird den beteiligten Winzern einen klaren Wettbewerbsvorteil gegenüber denjenigen verschaffen, die auf den Einsatz konventioneller Hubschrauberflüge setzen.“

Gilles Seyler und Raphaël Hannart haben in der Zwischenzeit die Drohne einsatzfähig und startklar gemacht. Nahezu lautlos steigt sie in die Luft. Gilles Seyler steuert das Gerät mit routinierten Handgriffen an seinem Steuerpult über die Stockreihen. Wir bekommen einen Eindruck vom zuvor angesprochenen punktgenauen Spraying in maximal vier Metern Höhe. Der Einsatz dauert knappe fünf Minuten und wir sind nicht wenig beeindruckt.

Dem Projekt dürfte ein anhaltender Erfolg beschieden sein, gänzlich im Sinne von Effektivität, Qualitätsverbesserung der Produkte und nicht zuletzt der Nachhaltigkeit.