Steigende Ausgaben, sinkende EinnahmenRümelingen ist mit großen Projekten in Verzug geraten

Steigende Ausgaben, sinkende Einnahmen / Rümelingen ist mit großen Projekten in Verzug geraten
Mitte Juli soll das Bergbaumuseum in Rümelingen wieder öffnen Foto: Editpress/Julien Garroy

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Wohlhabend ist die Gemeinde Rümelingen nicht. Dennoch ist die Unterstützung, die sie ihren Vereinen und ihrer Geschäftswelt gewährt, bemerkenswert, wenn auch bescheiden. Höheren Ausgaben stehen rückläufige Einnahmen gegenüber.

Bürgermeister Henri Haine gibt sich gelassen. Rückblickend schaut er jedoch auf angespannte Wochen zu Beginn des Krisenzustands zurück. Man habe sich gut organisieren müssen. Das Personal wurde in kleinere Mannschaften eingeteilt. Eine Gruppe blieb jeweils eine Woche zu Hause, um im Falle einer Ansteckung der Kollegen gleich einspringen zu können. Mehrere Mitarbeiter hatten Familien-bedingten Urlaub genommen, einer konnte nicht aus dem Ausland zurück; andere meldeten sich krank, weil sie zur Risikogruppe zählen. Das sei schon kompliziert gewesen in den ersten Wochen. Anschließend sei aber alles recht gut gelaufen. Es sei schon gut zu sehen, dass man Personal hat, das flexibel und anpassungsfähig ist und längere Arbeitszeiten in Kauf nahm. Seit Ende Mai ist das Rathaus wieder für das Publikum geöffnet.

Dennoch herrscht auch in Rümelingen nicht eitel Sonnenschein. Mit großen Projekten sei man in Verzug geraten, sagt Haine. Als die Baustellen Ende April wieder geöffnet wurden, habe es größere Diskussionen mit den Bau- und Handwerksunternehmen darüber gegeben, wer für die sanitären Sicherheitsmaßnahmen zuständig sei und die Zusatzkosten dafür übernehmen müsse. „Es hagelt nun Briefe, in denen mitgeteilt wird, dass aus unterschiedlichen Gründen mit Mehrkosten zu rechnen sei“, berichtet Haine. Allerdings müsse das noch alles genauer überprüft werden.

Das alles erklärt, warum es doch etwas länger als erwartet gedauert hat, bis die Baustellen wieder hochgefahren werden konnten. Was ihn persönlich doch überrascht habe, fügt Haine hinzu. Schließlich hätten die Unternehmen auf eine Wiederaufnahme der Arbeiten gedrängt, sodass man davon ausgehen müsste, dass sie vorbereitet gewesen seien. „Wir waren als Gemeinde vorbereitet, sie nicht“, stellt der Bürgermeister klar.

Fahrräder auch in Rümelingen beliebt

Zu den Projekten, die nun später als geplant fertiggestellt werden, gehören die Wohnungen für junge Menschen im Stadtzentrum. Die Eröffnung war eigentlich Ende des Jahres geplant. Daraus werde wohl nichts, so Haine. Das Bergbaumuseum ist derzeit geschlossen. Trotz Empfehlungen der Behörden sei es recht kompliziert, Menschengruppen in den Stollen zu führen. Die Zwei-Meter-Distanz könne kaum eingehalten werden, erklärte Haine. Eine Wiedereröffnung sei für Mitte Juli vorgesehen. In einer ersten Phase werde man mit den Besuchern jedoch bloß mit dem Zug in die Grube fahren. Hinzu kommt, dass die Ausstellungsräumlichkeiten des Museums noch im Umbau sind.

Der Geschäftswelt hat die Krise je nach Branche unterschiedlich stark zugesetzt. Nicht klagen kann jedoch der Fahrradhandel. Dank der erhöhten staatlichen Prämie beim Kauf eines neuen Zweirads boomt das Geschäft. Hinzu kommt die kommunale Prämie, die Rümelingen nach Absprache mit den anderen vier Gemeinden des STEP-Syndikats draufzahlt. Man könne sich der Anträge kaum erwehren. „Mein Budget explodiert mit all diesen Fahrrädern“, sagt Haine.

500 Euro für jedes Geschäft

Sehr schnell hatte der Gemeinderat beschlossen, den lokalen Handel zu unterstützen: 500 Euro für jedes Geschäft. Man rechnet mit bis zu 100 Anträgen. Von 80 Geschäften weiß man bisher, dass sie die Unterstützung bekommen werden. Auf die Gemeindekassen kommt damit eine Zusatzbelastung von 40.000 bis zu 50.000 Euro zu.

Hinzu kommt die den lokalen Vereinen zugesagte Finanzspritze. Die Vereine bat man, ihre Covid-19-bedingten geschätzten Einnahmeverluste für März bis Juni mitzuteilen. Die Gemeinde übernimmt die Hälfte des Ausfalls, wobei die Angaben der Klubs jedoch zuvor geprüft werden. Bisher wurden 45.000 Euro zusätzliche Zuschüsse ausbezahlt. Bewilligt hatte der Gemeinderat 75.000 Euro.

Alle Gemeinden werden eine Kürzung der Zuwendungen aus dem kommunalen Dotationsfonds verkraften müssen. Rümelingen werden allein dieses Jahr 3,5 Millionen Euro fehlen, bei 21 Millionen Euro Einnahmen im ordentlichen Haushalt. Unklar ist vorerst, wie es ab 2021 sein wird, so Haine. Er rechne mit weiteren finanziellen Einbußen in den kommenden drei bis vier Jahren, auch wenn sie nicht so hoch ausfallen werden wie 2020. In anderen Worten: Wegen des Coronavirus steigen die Ausgaben, während die Einnahmen zurückgehen.

Projekt Albert-Hames-Haus fällt kleiner aus

Welche Projekte zurückgestellt werden müssen, wolle man erst entscheiden, wenn die Angaben für die mehrjährige Planung vorliegen werden, sagt Haine. Klar ist jedoch, dass das Vorhaben rund um das Albert-Hames-Haus eine Nummer bescheidener ausfallen wird. Das für „Esch2022“ eingereichte und zu 50 Prozent kofinanzierte Projekt bleibe aber unverändert, betont er. Das ursprüngliche Konzept ging in Richtung „tourisme immersif et créatif“, wobei die einzelnen Teile des Anwesens in der rue de la Bruyère unterschiedlich genutzt würden, unter anderem als Begegnungsstätte zwischen Besuchern und Kunstschaffenden. Raum bieten sollte das Haus ebenfalls für kleinere Konzerte und Theateraufführungen. Haine gibt zudem bekannt, dass mehrere Straßenbauprojekte ebenfalls zurückgestellt werden.

Und das neue Seniorenheim, das nun nach langjährigem Kampf in Rümelingen entstehen soll? Haine lacht. Das sei gefühlt das zehnte Mal bereits, dass gesagt werde, Rümelingen bekomme ein neues Altenheim. Natürlich sei das eine gute Nachricht. Finanzielle Mehrbelastungen für die Gemeinde dürfte es keine geben, meint der Bürgermeister. Ihre Leistungen habe sie bereits vor Jahren erbracht, als sie dem Staat das Gelände für das bestehende Haus unentgeltlich überließ.