Corona-PaketLondon stemmt sich gegen Massenarbeitslosigkeit

Corona-Paket / London stemmt sich gegen Massenarbeitslosigkeit
„Arbeitsplätze schützen, fördern und schaffen“: Schatzkanzler Rishi Sunak kündigt in Westminster die Corona-Hilfen an Foto: AFP/Jessica Taylor

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Die britische Regierung fürchtet einen rasanten Anstieg der Arbeitslosigkeit, wenn der Staat die Zahlung der Gehälter für beurlaubte Arbeitnehmer im Oktober einstellt. Mit Steuergeschenken und Hilfen für Unternehmen wird nun gegengesteuert.

Die Regierung in London will mit einem umfangreichen Paket aus Steuergeschenken und Hilfen für Unternehmen einen Rückfall in die Massenarbeitslosigkeit verhindern. Insgesamt will der Staat dafür rund 30 Milliarden Pfund (rund 33,3 Mrd. Euro) in die Hand nehmen, wie Schatzkanzler Rishi Sunak gestern im Parlament in London ankündigte.

Um die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie zu mildern, soll unter anderem die Mehrwertsteuer in der Gastronomie und Tourismusbranche vorübergehend von 20 auf 5 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig wird die Schwelle bei der Grunderwerbsteuer hinaufgesetzt, um den Immobilienmarkt wieder in Schwung zu bringen. In den kommenden sechs Monaten muss die Abgabe erst ab einem Immobilienwert von einer halben Million Pfund gezahlt werden (rund 555.000 Euro).

Unternehmen sollen zudem mit Geld unterstützt werden, wenn sie junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren einstellen oder ihre beurlaubten Mitarbeiter wieder zurückholen. Die Regierung werde für ein halbes Jahr den Mindestlohn für die Berufsanfänger übernehmen, so Sunak. Wer seine Mitarbeiter zurückhole, erhalte eine Prämie. Dafür stellt die Regierung zwei Milliarden Pfund bereit. Weitere drei Milliarden werden in Zuschüsse für die energetische Sanierung von Gebäuden gesteckt. „Unser Plan hat ein klares Ziel: Arbeitsplätze zu schützen, zu fördern und zu schaffen“, sagte der konservative Finanzminister.

Arbeitslosigkeit könnte auf 15 Prozent steigen 

Die Corona-Krise hat in den ersten drei Monaten des Jahres die Wirtschaftsleistung in Großbritannien drastisch einbrechen lassen. Das Bruttoinlandsprodukt im April war um 25 Prozent kleiner ausgefallen als noch zwei Monate zuvor.

Bis in den Oktober hinein will die Regierung noch teilweise für die Gehälter von beurlaubten Mitarbeitern aufkommen. Für die Zeit danach wird jedoch mit vielen Entlassungen gerechnet, vor allem wenn es zu einer zweiten Infektionswelle kommen sollte. Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge könnte die Arbeitslosenrate im Vereinigten Königreich dann auf knapp 15 Prozent steigen. Zuletzt herrschte in dem Land beinahe Vollbeschäftigung. Doch Großbritannien ist mit mehr als 44.500 Todesfällen bei nachweislich Infizierten das von der Pandemie am stärksten betroffene Land Europas.

Premierminister Boris Johnson hatte bereits vergangene Woche Investitionen von umgerechnet rund 5,5 Milliarden Euro in den Bau und die Sanierung von Krankenhäusern, Straßen und Schulen angekündigt. Umgerechnet rund 13 Milliarden Euro sollen in den kommenden acht Jahren zudem in die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum fließen.