MeinungRückzug der USA aus der WHO ist auch eine Art Kapitulation vor China

Meinung / Rückzug der USA aus der WHO ist auch eine Art Kapitulation vor China
Wer alle immer nur verlässt, ist am Ende unter Umständen selber verlassen: Donald Trumps USA steigen aus der WHO aus  Foto: AFP/Jim Watson

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Die Weltgesundheitsorganisation wird sich nach dieser Corona-Krise einmal ordentlich schütteln müssen. Die USA, die jetzt aus der WHO austreten, allerdings noch viel mehr.

Viele Kritiker bemängeln das zögerliche Vorgehen der Sonderorganisation der Vereinten Nationen zu Beginn des Ausbruchs. Die WHO habe das Spiel Pekings gespielt und so dazu beigetragen, dass nicht alle Karten zur Verbreitung des neuartigen Coronavirus rechtzeitig auf dem Tisch gelegen sind. Ende Januar ließ die WHO die Alarmglocken dann doch schrillen und rief den internationalen Notstand aus. Wenige Tage später sagte US-Präsident Donald Trump: „Es scheint, dass theoretisch im April, wenn es etwas wärmer wird, es wie durch ein Wunder weggeht.“ 

Inzwischen ist es nicht nur wärmer, sondern sommerlich heiß, das Virus ist nicht „weggegangen“ – doch die USA haben ihre Drohung wahrgemacht und treten aus der WHO aus. Am 6. Juli kommenden Jahres wird der Schritt vollzogen sein. Trump erhofft sich so Rückenwind für die US-Wahlen im November, die Folgen bedenkt er nicht.

Nicht die Welt-Corona-Organisation

Die WHO ist nicht die Welt-Corona-Organisation. Die WHO strebt weltweit nach einem bestmöglichen Gesundheitsniveau. Sie springt bei Naturkatastrophen ein, hält aber vor allem die gesundheitlichen Entwicklungen im Auge, wozu auch sanitäre Verhältnisse und Ernährung gehören. Das macht die WHO in ihren bislang 194 Mitgliedsländern und stellt so Standards auf, nach denen sich alle Staaten richten können. Die WHO ist federführend im Kampf gegen Aids und Malaria, war maßgeblich an der Ausrottung der Pocken beteiligt. Krankheiten, die besonders die Menschen in Afrika und asiatischen Entwicklungsländern bedrohen. All das kostet Geld.

Die Raison d’être der WHO ist es, Menschenleben zu retten. Die Rechnung ist nicht kompliziert: Jene Dollar, die jetzt nicht mehr fließen, werden Menschenleben kosten. Das dürfte Trump nicht scheren, er hofft im Gegenzug darauf, mit einer naiven Gleichung Wählerstimmen zu gewinnen: Austritt aus der WHO gleich Schlag gegen China gleich steigende Popularität daheim in den USA. Das Problem daheim in den USA aber lautet: seit Mittwoch mehr als drei Millionen Infizierte, mehr als 31.000 an der Lungenkrankheit Covid-19 verstorbene Amerikaner. Die USA sind Corona-Weltmacht.

Auch eine Art Kapitulation vor China

Mit seinem Entscheid baut Trump die internationale Zusammenarbeit nur weiter ab. Auch bei der Palästinenserhilfe der Vereinten Nationen UNRWA waren die USA ausgestiegen, um die heimische Klientel zu bedienen. Den UN-Menschenrechtsrat haben sie ebenfalls schon verlassen, das UN-Klimaabkommen ist längst wieder gekündigt. Jetzt die WHO.

Die Vereinten Nationen und ihre Organisationen sind beileibe nicht unfehlbar. Vielmehr haben die meisten dringenden Reformbedarf. Dazu gehört wohl auch die WHO, die bereits bei der Ebola-Krise vor fünf Jahren stark kritisiert wurde. Der Organisation aber mit dem Austritt Geld zu entziehen, führt zu nichts – außer zu mehr Leid in der Welt und der Verabschiedung der USA von der künftigen Neugestaltung der WHO.

So lässt sich der Rückzug der USA auch als Kapitulation vor China lesen – Trumps USA scheinen sich außer Stande zu sehen, sich bei der WHO gegen Peking durchzusetzen, sie ziehen sich lieber zurück, als dass sie versuchen würden, das Ruder wieder in die Hand zu nehmen. Das wirkt trotzig, wenn nicht gar feige. Ein starker US-Präsident würde anders handeln.

Arm
9. Juli 2020 - 10.52

@HTK. Von wegen schlauer geworden? 90% glauben an Gott, den Teufel und Ausserirdische. Sein Abtritt ist noch nicht so sicher.

HTK
9. Juli 2020 - 9.02

Wie gesagt:Der Mann zerschlägt noch alles was möglich ist vor seinem Abtritt.Hoffentlich sind die dümmsten Amerikaner jetzt etwas schlauer geworden.