Historisches und architektonisches Esch (70)Lycée Hubert Clément („Meedercherslycée“)

Historisches und architektonisches Esch (70) / Lycée Hubert Clément („Meedercherslycée“)
Der mittlerweile neu renovierte „Meedercherslycee“ in Esch Foto: Editpress

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Auf die lange Geschichte des „Meedercherslycée“ in Esch werden wir in diesem Beitrag nicht im Detail eingehen können. Wir werden uns daher auf einige Aspekte konzentrieren. 

Erinnern wir nur daran, dass sowohl die Geschichte der Institution als auch die des Gebäudes, in dem sie 1955 untergebracht wurde, sowie die spätere Sanierung mit einem langen Kampf verbunden waren: dem Kampf der 1906 von Aline Mayrisch-de Saint-Hubert gegründeten Vereinigung für die Interessen der Frauen für eine vollständige Reform der Mädchenbildung und die Schaffung von Sekundarschulen nach dem Vorbild der 1880 in Frankreich gegründeten „Lycées publics de jeunes filles“. Dem Kampf der Escher Sektion der „Association d’éducation populaire“ um Professor Jean-Baptiste Ensch, die 1910 einen „Comité pour la création d’un lycée de jeunes filles à Esch-sur-Alzette“ unter dem Vorsitz des Abgeordneten C. M. Spoo gründete. Dem Kampf der Lehrer- und Schülerinnen um Klassenzimmer, zunächst im Escher Rathaus rue de l’Alzette (1910-1917), dann in der ehemaligen Primärschule am „Schoulbierg“ mit der Anmietung von weiteren Räumen in Esch (1917-1955). Dem Kampf des sozialistischen Abgeordneten René Blum für ein eigenes Gebäude gegen konservative Ansichten in Regierung und Staatsrat. Dem Kampf ab 1935 des neuen Bürgermeisters von Esch, Hubert Clément, für den Erwerb der für das Gymnasium benötigten Grundstücke usw.

Die Gemeinde brauchte fast 20 Jahre, um das für den Bau der Schule benötigte Land zu erwerben. Im Jahr 1951 versprach die Regierung, sich mit 50 Prozent an den Baukosten zu beteiligen. Somit konnte die Gemeinde Esch mit den Arbeiten beginnen. Der Grundstein wurde am 17. März 1952 gelegt. Ursprünglich in der Nähe der Escher Klinik zwischen der rue Jean-Pierre Michels, der rue de lʼHôpital und der rue Emile Mayrisch geplant, wurde das Mädchengymnasium schließlich hundert Meter weiter zwischen der rue Jean-Pierre Michels, der rue Général Patton und der rue Théodore Kapp, op der Gewigewännchen, auf einem luftigen Gelände am damaligen Nordrand der Stadt errichtet. Das Mädchengymnasium wurde am 24. April 1955 im Beisein von Großherzogin Charlotte, von Prinz Felix und Erbgroßherzog Jean eingeweiht.

Was die Architektur betrifft, handelte es sich um eine Teamarbeit.  Die Pläne wurden vom Architekten Nicolas Schmit-Noesen und seinem Sohn Laurent Schmit – bereits im Rahmen eines Vorkriegsarchitekturwettbewerbs – erstellt. Beide wurden vom Escher Stadtarchitekten Isidore Engler sowie seinem Nachfolger Robert Van Hulle unterstützt. Der Bauunternehmer Jean-Pierre Zambelli zeichnete für die Durchführung der Arbeiten verantwortlich.

Die Schule ist ein schönes Beispiel der modernistischen Architektur, das sich durch die Klarheit seiner Linienführung auszeichnet: gerade Linien, Halb- und Viertelkreise. Ein weiteres auffälliges Merkmal dieses Gymnasiums, in der Tradition der klassischen Bildung sowie dem Werk von Schmit-Noesen, ist der Bezug zur Antike. Säulen umrahmen die großen Fenster des Festsaals, den Haupteingang und die Fenster der großen Treppe, die den Südflügel mit dem Nordflügel verbindet.

Die Fassade des Festsaals zur rue Michels ist mit einem Brunnen mit Basrelief des luxemburgischen Bildhauers Léon Nosbusch geschmückt, mit dem Schmit-Noesen bereits 1937 bei der Gestaltung des luxemburgischen Pavillons auf der Pariser Weltausstellung zusammengearbeitet hatte. Das Basrelief zeigt eine junge Frau, die in ein Tuch gehüllt ist, das wie ihr dichtes Haar im Wind davonzufliegen scheint. Sie lehnt sich auf die Masken der Musen der Komödie und Tragödie. Nosbusch, Direktor einer Porzellanfabrik in Brüssel, dekorierte das Brunnenbecken mit blauen und schwarzen Keramikplättchen. (Sind die Mosaikfliesen der Böden des Gymnasiums vielleicht auch das Werk der Firma Nosbusch?)

Zwei Wandbilder von Foni Tissen, eines der Wissensgöttin Athene, das andere den vier Elementen gewidmet, schmücken die Wände der Treppenhalle. Ein Fresko von Harry Rabinger ziert den Eingang des Festsaals. Les Coqs, ein Wandteppich des französischen Künstlers Jean Lurçat, der in den 1950er Jahren in Luxemburg en vogue war, bereicherte das künstlerische Erbe der Schule ebenfalls.

Die Schule mit einer Kapazität von 450 Schülern bestand aus zwei Flügeln und zwei großen Höfen und erstreckte sich über eine Fläche von 1,40 ha. Der Südflügel (rue Patton) umfasste im Erdgeschoss den Festsaal mit einer großen Bühne für musikalische oder Theateraufführungen, einen überdachten Hof, die Haupttreppe sowie die Turnhalle, die über eine doppelte überdachte Kolonnade erreicht wurde, sowie im ersten Stock den Direktions-, Verwaltungs- und Konferenzraum. Der Nordflügel (rue Michels) verfügte über 18 Klassenzimmer, darunter spezielle Räume für Chemie, Physik, Basteln, Daktylografie und die Bibliothek. Die Musik- und Zeichensäle befanden sich unter dem Dach, während die Schulküche, das Refektorium, der Näh- und Bügelraum im Untergeschoss untergebracht waren. 

Bald ging der Schule der Platz aus. 1965 wurden zwei Klassenzimmer in zwei Pavillons eingerichtet. Ein Grundstückstausch zwischen dem Staat und der Arbed im Jahr 1966 ebnete den Weg für die Erweiterung der Mädchenschule, die durch das Gesetz vom 27. Juni 1968 ratifiziert wurde. Ein neuer Flügel wurde gebaut, wodurch die Zahl der Klassenzimmer nach 1971 auf 38 erhöht werden konnte. Im Jahr 1975 wurde der Schwimmbad-Kantine-Komplex eingeweiht.

In der Zwischenzeit, nach der Einführung des gemeinschaftlichen Unterrichts und eines identischen Lehrplans für Mädchen und Jungen in den Sekundarschulen, wurde die Schule in „Lycée Hubert Clément Esch“ umbenannt. Angesichts des kontinuierlichen Anstiegs der Schülerzahlen und der Entwicklung der Sicherheitsgesetzgebung wurden mehrere Renovierungs- und Erweiterungsprojekte ins Auge gefasst, jedoch nicht umgesetzt.

1999 wurde der Plan eines Umzugs an einen neuen Standort, die Industriebrache „Lentille Terres-Rouges“, ernsthaft erwogen, aber 2005 aufgegeben.

Im Jahr 2007 beschloss man, die Kapazität des ehemaligen Mädchengymnasiums auf ungefähr 1.000 Schüler-innen zu begrenzen; dadurch konnte das ursprüngliche Renovierungs- und Erweiterungsprojekt endgültig reaktiviert werden. Das Gesetz wurde im März 2012 verabschiedet. Die entsprechenden Arbeiten wurden in mehrere Phasen von 2012 bis 2020 durchgeführt (Architekten: BALLINIPITT, Bauträger: MDDI und Bâtiments publics).

Zwischen dem Schulgebäude von 1956 und dem neuen Flügel von 1971 wurde ein neuer Haupteingang geschaffen. Die bestehenden Gebäude wurden vollständig renoviert und profitierten von einer energetischen Komplettsanierung. Die alte Turnhalle und Kolonnade wurden durch ein neues Gebäude ersetzt, das die Bibliothek, zwei Sporthallen, die Verwaltung mit SPOS und Konferenzräumen, Umkleideräume und ein Untergeschoss mit 60 Parkplätzen umfasst. Ab Januar 2018 konnte ein erster Teil der Schüler zurückkommen, ab 2019 folgten die übrigen.

Die Renovierung war langwierig und erforderte viele Zwischenschritte und Umzüge, aber das Endergebnis, die Erhaltung und Sanierung eines Juwels des architektonischen Erbes von Esch, war es wert.

Max Zambelli
3. Dezember 2020 - 13.55

schon*

Max Zambelli
23. August 2020 - 22.02

Flott de Numm vun mengem Bopp hei ze liesen. Dat ass scheisst lang hier. schéin Schoul.