MedizinLNS erhält (erneut) die Lizenz zum Testen

Medizin / LNS erhält (erneut) die Lizenz zum Testen
Dr. Friedrich Mühlschlegel, Direktor des LNS Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das „Laboratoire national de santé“ (LNS) hat wichtige Genehmigungen erhalten, um seine beiden Diagnostikzentren weiter betreiben zu können. Freuen würden sich die Leiter der beiden Zentren über mehr Fachkräfte, um die immer größere Arbeitslast zu bewältigen.

Direkt an der A3 an der Autobahnausfahrt Düdelingen-Büringen liegt das Gebäude des „Laboratoire national de santé“ (LNS). Seit dem Beginn der sanitären Krise ist der Weg dorthin Journalisten bekannt. Das Labor ist in die Bemühungen der Regierung, gegen die Pandemie vorzugehen, eingebunden. Unter anderem hatte das LNS im Januar das erste Sars-CoV-2 in Luxemburg entdeckt und hatte ab da seine Kapazitäten, um Corona-Tests auszuwerten, stark hochgefahren.

Am gestrigen Montag hatte das LNS jedoch in eigener Sache geladen. Zwei seiner Abteilungen, die es in den letzten Jahren mit viel Anstrengung aufgebaut hat, dürfen weiterarbeiten. Das Gesundheitsministerium hat die notwendigen Genehmigungen für den Betrieb des nationalen Zentrums für Pathologie und des nationalen Zentrums für klinische Genetik für die nächsten vier Jahre erteilt.

Das nationale Zentrum für Pathologie untersucht u.a. Gewebeproben von Patienten aus den Krankenhäusern auf Krebs hin. Die Aufgabe des nationalen Zentrums für Genetik besteht in der genetischen Beratung und der Diagnose genetischer Krankheiten. In diesen Bereich fällt auch die nicht-invasive pränatale Diagnostik – also die Untersuchung von Föten im Körper.

Laut Angaben des LNS folgte das Gesundheitsministerium mit der erneuten Genehmigung einer Empfehlung der „Commission permanente pour le secteur hospitalier“ (CPH). Diese hatte sich während des ersten Quartals 2020 einstimmig für eine Verlängerung der bestehenden Lizenzen ausgesprochen. Diese waren im Jahr 2018 im Zuge des seinerzeit verabschiedeten Krankenhaus-Gesetzes erstmals in Kraft getreten und zunächst auf einen Zeitraum von zwei Jahren beschränkt.

Starker Ausbau

In den letzten Jahren wurde das Laboratorium stark ausgebaut. Sichtbares Zeichen für das Wachstum ist der große Beton- und Glasbau direkt an der Autobahnausfahrt, an dessen Fassade groß die Buchstaben LNS prangen und der unübersehbar mit der ewigen Baustelle an der Autobahnausfahrt kontrastiert.

Doch nicht nur räumlich hat sich das LNS entwickelt. Durch das Wachstum ist es möglich, viele Untersuchungen in Luxemburg durchzuführen, die früher im Ausland gemacht wurden. „2016 sind noch 40 Prozent der Pathologie-Proben verschickt worden“, so Dr. Friedrich Mühlschlegel, Leiter des LNS. Seit Ende 2018 würden so gut wie keine Proben mehr ins Ausland geschickt. Eine Ausnahme sind besondere Proben, mit denen die Experten des LNS nicht weiterkommen und bei denen sie ihre Kollegen im Ausland um Rat fragen wollen. Die Arbeit hingegen hat zugenommen. „2015 hatten wir in der Pathologie 130.000 Fälle. 2019 waren es 192.000“, erklärt Mühlschlegel.

Mühlschlegel lobt zwar die Arbeit und den Fleiß der Mitarbeiter, aber sowohl er wie auch die Leiter der Pathologie und der Genetik, Dr. Michel Mittelbronn und Dr. Barbara Klink, klagen über den Personalmangel in den beiden Diagnostikzentren. Zwischen dem Soll und dem Haben liegen ihren Angaben zufolge Welten. Klink erklärte, sie müsse mit sechs klinischen Genetikern auskommen, wo eigentlich zwei solcher Fachkräfte pro 100.000 Einwohnern eingeplant werden sollten. Im Klartext: Ihr müssten eigentlich doppelt so viele Fachkräfte zur Seite stehen. Klink rechnet damit, dass sie in Zukunft immer mehr Arbeit bekommt. Bei immer mehr Therapien spielt die genetische Diagnostik eine wichtige Rolle. „Im Moment sind wir aber immer noch in der Aufbauphase“, so die Ärztin.

Doppelt so viele Fachkräfte

Auch Mittelbronn wünscht sich doppelt so viele Mitarbeiter, wie er hat. Zwischen 30 und 40 Pathologen bräuchte er insgesamt. Seine Abteilung kann Diagnosen nicht so schnell erstellen, wie es ihm lieb wäre. Derzeit, so erklärt er, liege eine Diagnose innerhalb von höchstens fünf Tagen vor. Dafür seien aber die besonderen Umstände verantwortlich. Wegen Corona. Normalerweise liege die Wartezeit darüber. Teils bei mehr als einer Woche. Um diese Fristen zu verringern, könne er die Kommunikation mit und die Beratung von Patienten und Krankenhäusern reduzieren. Dazu ist er nicht bereit. Danach gefragt, wer entscheidet, ob das LNS mehr Mitarbeiter kriegen kann, sagt Mühlschlegel: „Letztendlich die CNS.“

Das besondere Wesen der beiden Diagnostikzentren schlägt sich auch in der Finanzierung des LNS nieder. „Mit dem Inkrafttreten des Krankenhausgesetzes hat sich die Finanzstruktur des LNS geändert. Wir haben eine Doppelfinanzierung. Das bedeutet, dass die diagnostischen Zentren über die CNS finanziert werden und die anderen Abteilungen von den anderen Stakeholdern“, erklärt Mühlschlegel.

Das LNS wurde durch das Gesetz vom 7. August 2012 geschaffen. Es untersteht dem Gesundheitsministerium. Neben den beiden oben genannten nationalen Zentren für Pathologie und Genetik verfügt das Institut über vier wissenschaftliche Abteilungen in den Bereichen medizinische Biologie, Mikrobiologie, Rechtsmedizin und Gesundheitsschutz.

In Zukunft soll das LNS weiterentwickelt werden. Mühlschlegel spricht u.a. davon, Fachärzten am LNS eine Ausbildung anzubieten. „Wir müssen uns für die Zukunft aufstellen“, so der Leiter des Laboratoriums.

Elektronische Patientenakte reicht nicht

Nach der elektronischen Patientenakte („dossier de soins partagé“, DSP) gefragt, die gerade in Luxemburg eingeführt wird, sagte Dr. Michel Mittelbronn: „Ich finde das eine sehr gute Idee. Es gibt nur ein großes Problem und das ist die Opt-out-Lösung.“ Wenn sich nur 20 Prozent der Patienten entscheiden würden, die elektronische Patientenakte nicht zu benutzen, müsste das LNS bei einem Volumen von 200.000 Patienten für 40.000 Personen eine andere Lösung finden. „Wer in Luxemburg die bestmögliche Behandlung haben möchte, der muss dafür sorgen, dass seine Daten in ein System kommen, zu dem die Ärzte Zugriff haben“, sagt Mittelbronn. „Aus unserer Sicht der Pathologie wird uns das DSP nicht weiterhelfen.“ Im DSP können z.B. Ultraschallbilder oder Laborresultate abgelegt werden, die dem medizinischen Personal bei der Diagnose und Behandlung eines Patienten helfen. Bislang koste es sie und ihre Mitarbeiter viel Zeit, die Patientendaten, die für eine Diagnose notwendig sind, zusammenzutragen, berichten sowohl Mittelbronn wie auch Klink.