Im Jahr 2013 gründeten Hip-Hop-Produzent El-P und Rapper Killer Mike Run the Jewels. El-P, der eigentlich Jaime Meline heißt, war zuvor Teil des legendären New Yorker Hip-Hop-Trios Company Flow und danach solo aktiv. Killer Mike (Michael Santiago Render) profilierte sich solo und als Gast-Rapper (etwa bei Outkast). Zusammen haben sie die umjubelten Alben „Run the Jewels“ (2013), „Run the Jewels 2“ (2014) und „Run the Jewels 3“ (2016) veröffentlicht.
Dieses Mal dauerte es vier Jahre, bis ihr neuestes Werk im Kasten war. „RTJ4“ erschien zwei Tage früher als angedacht auf dem digitalen Markt. Erneut stellte das Duo auf seiner Website die Songs als kostenlosen Download zur Verfügung. Eine absolute Seltenheit heutzutage. Und wieder haben Run The Jewels prominente Gäste verpflichten können – beispielsweise DJ Premier (Ex-Gang Starr). Er gastiert in dem Ohrwurm „Ooh La La“ und hat zugleich einen Sample seiner früheren Band Gang Starr mitgebracht: „DWYCK“ von der 99er Compilation „Full Clip: A Decade of Gang Starr“. Pharrell Williams und Rage-Against-the-Machine-Sänger Zack de la Rocha treffen in „Ju$t“ zusammen, neben „Ooh La La“ einer der außerordentlichsten Songs auf dieser an Höhepunkten reichen Platte.
Weitere nennenswerte Auftritte haben die R&B-Sängerin Mavis Staples und Rockmusiker Josh Homme (Queens of the Stone Age) in „Pulling the Pin“. Run the Jewels haben aber nicht nur Rockgäste, sie zitieren sogar im weitesten Sinne Rock: mit dem Sample des Gang-of-Four-Songs „Ether“ in „The Ground Below“.
Irgendwo war zu lesen, das Duo hätte mit „RTJ4“ den Hip-Hop neu erfunden. Aber eigentlich klingt ihre Interpretation des Hip-Hops, für die sie ganz unterschiedliche Einflüsse auf sehr hohem Niveau verbinden, schon immer besonders. Außerdem zeigen sie, dass Hip-Hop anno 2020 ohne den zumeist dämlichen Auto-Tune-Effekt auskommen und politisch brandaktuell sein kann. In „Walking in the Snow“ heißt es: „And every day on the evening news, they feed you fear for free / And you so numb, you watch the cops choke out a man like me / Until my voice goes from a shriek to whisper, ‚I can‘t breathe‘“. (Kai Florian Becker)
Anspieltipps: Ooh La La, Holy Calamafuck, Walking in the Snow, Ju$t
Punkte: 9 von 10 Punkten
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