SerieHistorisches und architektonisches Esch (66): Escher Badeanstalt

Serie / Historisches und architektonisches Esch (66): Escher Badeanstalt
 Die abgerundete Fassade im Art-déco-Stil mit dem Haupteingang Foto: Christof Weber, 2015

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Die Geschichte der Escher Badeanstalt begann bereits 1885, als Théodore Scheidweiler auf dem Gelände, auf dem sich später die Sternberg-Läden befanden, ein Badehaus eröffnete, das als öffentliche Hygieneeinrichtung diente. Kurze Zeit später, im Jahr 1890, errichtete derselbe Scheidweiler am Zusammenfluss des Béler-Baches mit der Alzette das erste Freibad der Stadt, das sich an der heutigen Ecke Kanalstraße/Dicksstraße befand. Die rasche Expansion der Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließ diese Sportstätte verschwinden. Mit der Gründung des ERA-Schwimmclubs entstand 1925 das Freibad in der rue d’Audun an der französisch-luxemburgischen Grenze, das bis Ende der 1980er Jahre in Betrieb war.

Die Bauarbeiten am Stadtbad begannen 1939, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, und wurden durch den Krieg unterbrochen. Während des Krieges waren dort auf Befehl der nationalsozialistischen Besatzer Luftschutzbunkerräume eingerichtet worden. Der Plan des Ortsgruppenleiters Koetz, dort sein eigenes Bunkerbüro einzurichten, wurde von einheimischen Jugendlichen vereitelt, die die Räumlichkeiten verwüsteten. Nach der Befreiung richtete die amerikanische Armee dort ihre Wäscherei ein.

Wegen des prioritären Wiederaufbaus der durch die Ardennenoffensive zerstörten Dörfer und Städte im Norden des Landes wurden die Arbeiten an der Escher Badeanstalt erst um 1948 wieder aufgenommen und 1950 abgeschlossen. Die Einweihung fand am 13. August 1950 statt. Isidore Engler, der Stadtarchitekt und Autor der Pläne für das Rathaus, entwarf das neue Schwimmbad. Die fließende und kurvenreiche Architektur seiner Fassade im Art-déco-Stil reagiert auf die besondere Lage des im westlichen Teil des Laval-Parks gelegenen Gebäudes. Die Hauptfassade folgt, ausgehend von der rue de l’Usine, der Form des Kreisverkehrsplatzes, der damals Place de l’Etoile hieß. Der Haupteingang wird durch einen breiten abgerundeten Giebel in Stufenform mit der Aufschrift „Bains municipaux“ betont. Zwei dekorative Gesimse, eines auf der Höhe des Vordaches des Haupteingangs und das andere unter dem Hauptgesims, geben der Fassade einen Rhythmus und betonen ihre Horizontalität. Eine Reihe von großen vertikalen Fenstern erhellt den linken Flügel, in dem sich die Schwimmhalle befindet. Im rechten Flügel lagen die Badewannen und Duschen für Frauen und Männer. Diese Einrichtungen waren eine Notwendigkeit zu einer Zeit, als in den Arbeitersiedlungen die meisten Familien noch nicht über eigene Badezimmer oder Duschen in ihren Häusern verfügten. Im ersten Stock des zentralen Teils befand sich eine Sporthalle, und auf dieser Ebene gab es auch den Zugang zu einer Galerie, die entlang der Außenfassade der Schwimmhalle verlief.

Nach 35 Jahren Betrieb der „Bains municipaux“ gingen die Besucherzahlen stark zurück; zum einen, weil das Schwimmbad kein junges Publikum mehr anzog, und zum anderen, weil viele Städte im Süden des Landes bereits über Schwimmbäder verfügten oder dabei waren, diese attraktiver zu gestalten. 1986 gewann Marco Scholl, ein Escher Architekt, den Architekturwettbewerb zur Neugestaltung der Badeanstalt. Die Planung erwies sich einerseits aufgrund der angespannten finanziellen Situation der Stadt als langwierig und andererseits, da einige Gemeindemitglieder für den Bau eines neuen Schwimmbads in den Nonnewisen plädierten. Letztendlich wurde der heutige Standort aufgrund seiner Lage in einem Park mitten in der Stadt sowie wegen der Qualität der Architektur dieses Zeugnisses des Kulturerbes der 1930er Jahre zurückbehalten.

Das neue Architektenteam Beng aus Esch (dessen Architekten als Studenten im Team Marco Scholl dabei gewesen waren) erarbeitete zusammen mit dem Büro Schemel und Wirtz aus Luxemburg-Stadt die neuen Pläne. Die Hauptfassade konnte in ihrer Gesamtheit erhalten werden, vor allem dank einer Ausnahme vom Energieeinsparungsgesetz, das diese elegante Fassade durch eine äußere Wärmedämmung verunstaltet hätte.

Um das Gesamtprogramm eines attraktiven Schwimmbades anbieten zu können, wurde am Rande des Parks ein neuer Anbau mit einem Mehrzweck-Lernbecken und einem Freibad errichtet. Der moderne Gebäudeteil hat die Form eines holzverkleideten Prismas auf einem horizontalen Glasstreifen, mit einer großen Öffnung im ersten Stock, hinter der sich der Außenbereich des Saunakomplexes befindet, der weitgehend in die ehemalige Sporthalle eingebaut wurde. Den Rest des Nebengebäudes nimmt das Restaurant Club 5 am Park mit einer angenehmen Terrasse zum Park hin ein, das ebenfalls neu gestaltet wurde. Das Stadtbad trägt heute den Namen Escher Schwemm – Les Bains du Parc.