SerieHistorisches und architektonisches Esch (61): Esch 1940-1944, Polizei 

Serie / Historisches und architektonisches Esch (61): Esch 1940-1944, Polizei 
Polizeikommissariat, Redingerstraße 37, Einzug der Schutzpolizei (August 1940) Foto: Privatsammlung

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Polizeikräfte vor Ort: die Gendarmerie in der Nordstraße 34-46; die Schutzpolizeidienststelle, Redingerstraße 37 (rue du Canal); auch Polizeiwachen werden erwähnt: Redingerstraße 7 für den 1. Bezirk, Otherstraße 40 (bvd. Kennedy, wo heute die Straße unter die Eisenbahnbrücke abzweigt) für den 2. Bezirk. Dann noch die Gestapo in der Emil-Mayrisch-Straße.

Die geheime Staatspolizei ist offiziell präsent in Luxemburg seit August 1940 als Einsatzkommando der Sicherheitspolizei und des SD (EKL). Organisatorisch und personell ist sie mit der Gestapostelle Trier verbunden. In Esch richtet das EKL ein Unterkommando ein, Emil-Mayrisch-Straße 34, Haus Seligmann. Nach dem Umzug der Amtsstellen des Landrats ins Hüttenkasino übernimmt das Einsatzkommando die freigewordene Villa, Emil-Mayrisch-Straße 39. Der alte Name bleibt der neuen Dienststelle erhalten: sie wird weiter als Villa Seligmann bezeichnet. Telefon 2080. Emil-Mayrisch-Straße 34 wird zur Dienstwohnung des Kreisleiters Wilhelm Diehl.

Ein offizielles Foto hält den Antritt der Schutzpolizei in Esch fest. Gemeinsam posieren Deutsche und Luxemburger vor der Dienststelle, die jetzt mit SS-Runen gezeichnet ist. Der Schaukasten rechts ist ganz der antisemitischen Propaganda vorbehalten. Die weitere Geschichte dieses Fotos bleibt zu schreiben. Der vorgezeichnete Weg für die Luxemburger Polizisten ist Dienst in der deutschen Polizei; für die jüngeren im Reichsgebiet.

Aus den Reihen der Schutzpolizei, um SS-Sturmführer Güldenzoph, wird 1941 der SS-Sturm 4/IV/5 der Allgemeinen SS aufgebaut, dem auch junge Luxemburger beitreten. Seine Stärke wird 1942 mit 70 Mann angegeben. Er sammelt Spenden, marschiert, organisiert eine jährliche Julfeier zur Wintersonnenwende und wirbt um Mitglieder. Die Mitgliedschaft ist oft der erste Schritt in die Waffen-SS, die regelmäßig Musterungen abhält.

Das Außenkommissariat Esch/Alzig der Staatlichen Kriminalpolizei hat ebenfalls Redingerstraße 37 seinen Sitz. Die Kripo ist Teil des Einsatzkommandos und bildet mit der Stapo die Sicherheitspolizei (Sipo). Dienststellenleiter, Kriminalobersekretär Bienert und einige seiner Kollegen kommen von Köln. Auch Luxemburger Polizeibeamte werden für die Kripo arbeiten. Auch sie werden in Köln auf ihre neuen Aufgaben hin geschult.

Dann liegt in der Redingerstraße 37 noch das Meldeamt der Stadt Esch und seine Einwohnermeldekartei. Die bisher handgeschriebenen Karteikärtchen werden jetzt maschinengetippt. Neue Vermerke werden eingetragen: RD oder DR (Reichsdeutsch), evangelisch, katholisch, ggl. (gottgläubig), Russe, Pole, Jude … Die Luxemburger Angestellten arbeiten größtenteils weiter …

Das Arrestlokal der Redingerstraße wird von der Staatspolizei zur Zwischenlagerung ihrer Festnahmen genutzt. Eine vom Polizeikommissariat Esch nach dem Krieg aufgestellte Liste nennt die Namen von 394 festgenommenen Personen für die Jahre 1941-1942.

Durch ein Netz von Zubringern und bezahlten Vertrauensleuten ist die Gestapo gut informiert. Mit Großaktionen will sie jeden organisierten Widerstand brechen. Ein Beispiel ist die Aktion gegen die „illegale Kommunistische Partei Luxemburgs“ im August 1942. Laut Einsatzbefehl stehen der Befehlsstelle B, Esch/Alzig, bei diesem Einsatz 105 Beamte der Sicherheitspolizei, 95 Beamten der Schutzpolizei, 22 Pkw und 3 Lkw zur Verfügung. 90 Mann Zollgrenzschutz sichern den Grenzabschnitt Küntzig-Frisingen, Züge werden überwacht. Für Sipo-Beamte gilt die Vorschrift, Zivilkleidung zu tragen. Hundert Personen sollen schlagartig festgenommen werden. Auffangstelle für die Festgenommenen ist die Villa Seligmann. Von hier werden sie direkt ins SS-Sonderlager Hinzert oder die Gefängnisse Trier und Wittlich gebracht. Albert Wingert, dessen Widerstandsorganisation Kontakt zur KPL hat, soll zeitgleich in Düsseldorf verhaftet werden, wo er dienstverpflichtet ist. Zwei Wochen nach dieser Aktion wird ein weiterer Verhaftungsschlag gegen die KPL folgen.