RankingEU bestätigt: Luxemburg ist innovativ

Ranking / EU bestätigt: Luxemburg ist innovativ
Finanzen, Stahl und Wissen. In Esch/Belval prallen drei Epochen luxemburgischer Innovation aufeinander. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Wenn es um Innovation geht, dann kann Luxemburg durchaus punkten. In einem neuen Ranking der Europäischen Union schafft es das Großherzogtum auf den fünften Platz. Angeführt wird die Liste von Schweden.

Seit dem Ende der Stahlepoche hat Luxemburg vor allem in einem Feld innoviert. Die einheimische Finanzbranche hat immer wieder ihren Einfallsreichtum und ihre Innovationskraft unter Beweis gestellt – auch was Methoden der Steueroptimierung angeht. Seit einigen Jahren hat sich aber ein anderer Innovationsprozess eingestellt, der nun in einem neuen Ranking der Europäischen Kommission zum Ausdruck kommt. Es ist ein weiterer Meilenstein in Richtung Wissensgesellschaft.

Luxemburg ist ein Innovation Leader! So jedenfalls sieht es die Europäische Kommission in ihrer Bewertung der Innovationskraft des Landes. Die Kommission spart nicht mit Lob. Luxemburg sei attraktiv für Forschende und besonders für Doktoranden aus dem Ausland. Eine Stärke des Landes seien wissenschaftliche Publikationen in Zusammenarbeit mit Forschenden aus anderen Ländern. Internationale wissenschaftliche Ko-Publikationen sind für die Kommission ein Indikator für die Qualität der wissenschaftlichen Forschung, da die Zusammenarbeit die wissenschaftliche Produktivität erhöhe. Auch die Zahl der Markenanmeldungen und die hohe Beschäftigung in wissensintensiven Aktivitäten wertet das EU-Institut als Pluspunkte für Luxemburg. Aber die Kommission sieht auch Schwächen – besonders bei Firmeninvestitionen, Umsatzauswirkungen und Vernetzung. Letzteres meint die Zusammenarbeit zwischen innovativen Betrieben untereinander und mit dem Staat. Insbesondere fehlt es hierzulande noch an privaten Beteiligungen an öffentlichen Forschungsprojekten.

Damit hat es Luxemburg zum ersten Mal in die Top 5 der EU geschafft. Eine Nachricht, die in den luxemburgischen Wissenschafts- und Wirtschaftskreisen gut angekommen ist und in den betreffenden Bereichen in den sozialen Medien kräftig geteilt worden ist.

Doch auch für die EU insgesamt kommt das Ranking zu einem wohlwollenden Ergebnis. Im Durchschnitt sei die Innovationsleistung der EU seit 2012 um 8,9 Prozent gestiegen, so die EU. Seit 2012 sei die Leistung in 24 EU-Ländern gestiegen, wobei die größten Zuwächse in Litauen, Malta, Lettland, Portugal und Griechenland zu verzeichnen gewesen seien.

Schweden vorne

Schweden sei nach wie vor der Innovationsführer der EU, gefolgt von Finnland, Dänemark und den Niederlanden, heißt es in der Veröffentlichung der Kommission. In diesem Jahr gehöre Luxemburg zu den Innovationsführern. Dass das Vereinigte Königreich die EU verlassen hat, beeinflusst das Ranking nur geringfügig.

Die Kommission hat die Innovationskraft der EU auch in einem globalen Rahmen untersucht. Zwar rückt die EU das Ergebnis in ein positives Licht, bei genauerer Betrachtung ist es allerdings durchmischt. Die EU hat demnach einen Leistungsvorsprung gegenüber den Vereinigten Staaten, China, Brasilien, Russland, Südafrika und Indien. Seit 2012 hat sich jedoch der Leistungsabstand zu Südkorea, Australien und Japan vergrößert, während sich der Leistungsvorsprung gegenüber den Vereinigten Staaten, China, Brasilien, Russland und Südafrika verringert hat. Erstere Staaten laufen der EU also davon, während letztere aufschließen.

In ihrer Pressemitteilung schlägt die Kommission eine Brücke zwischen der Innovationskraft der EU und der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Dort geht die Rede von einer „koordinierten“ Reaktion der EU auf die Krise: „Forschung und Innovation haben sich als ein wesentlicher Bestandteil der koordinierten EU-Reaktion auf die Krise erwiesen und werden entscheidend dazu beitragen, Europas nachhaltige und integrative Erholung zu unterstützen.“

Innovation gegen Corona

Mariya Gabriel (EVP), Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, wird in dem Schreiben mit den folgenden Worten zitiert: „Die EU führt den Weg aus der Coronavirus-Krise, indem sie ihre Unterstützung für Forschungsanstrengungen intensiviert und verschiedene Akteure des Innovationsökosystems aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammenbringt, die neue Ideen in die Realität umsetzen und das Leben der Bürger verbessern können. Die EU wird nach der Coronavirus-Krise stärker und geeinter als je zuvor sein und ihre Kreativität und Innovationsleistung nutzen, wie der diesjährige Bericht zeigt.“

Luxemburg hat sich in den letzten Jahren tatsächlich sichtbar verändert. Unter anderem wird dies in der Entwicklung der Uni sichtbar. Dort sind nach Angaben der Universität selbst 3.513 Studierende aus dem Ausland eingeschrieben. Sie machen 56 Prozent der Studierendenschaft aus. Die Uni zählt Studierende aus 125 Nationen und bietet 13 dreisprachige, 28 zweisprachige und 25 komplett englischsprachige Studiengänge an.

Daneben hat Luxemburg inzwischen richtige Rechenpower. Da ist zum einen das Hochleistungsrechenzentrum der Universität und zum anderen wurde im letzten Jahr das durch die EU kofinanzierte Meluxina-Projekt angekündigt. Dieser Supercomputer wird dazu in der Lage sein, 10.000.000.000.000.000 (zehn Millionen Milliarden) Rechnungen in einer Sekunde durchzuführen. Er soll sowohl Privatunternehmen wie auch Forschern zur Verfügung stehen.

Mehr als IP-Boxen

Zudem lassen sich neben den alteingesessenen forschenden Unternehmen – zum Beispiel in der Stahl- und Autoindustrie – immer mehr neue innovative und forschende Firmen hierzulande nieder, die wesentlich mehr machen, als ihre Patente steuerhalber in Luxemburg zu deponieren. Unter ihnen sind Firmen, die Satelliten bauen, künstliche Intelligenzen ausbilden und nach Lösungen für Umweltprobleme suchen.

Und auch in Luxemburg wird die Brücke zwischen Covid-19 und Innovation geschlagen. Ein Beispiel dafür ist eine Initiative des Wirtschaftsministeriums, die Finanzhilfen an eine Firmenberatung koppelt. „Fit4Resilience zielt darauf ab, Unternehmen bei der Analyse der Auswirkungen der Covid-19-Krise zu unterstützen, um Möglichkeiten zu identifizieren, sich neu zu erfinden und ihre Aktivitäten auf eine widerstandsfähigere Art und Weise neu zu starten, z.B. durch die Integration eines stärker digital ausgerichteten, zirkulären und regionalen Ansatzes“, heißt es in einer Verlautbarung des Ministeriums. Mit der Ausführung der Initiative wurde die staatliche Innovationsagentur Luxinnovation beauftragt.