Ein Selbstversuch Wie sich der Covid-Test anfühlt und wieso er nützlich ist 

Ein Selbstversuch  / Wie sich der Covid-Test anfühlt und wieso er nützlich ist 
Im Stop-and-go-Verkehr vor dem Kreisverkehr Raemerich in Esch/Alzette hat man eine gute Sicht auf die Covid-Teststation Foto: Editpress/Eric Rings

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Am Wochenende ist die Zahl der Covid-19-Infizierten in Luxemburg in die Höhe geschnellt. Die Angaben basieren auf den Resultaten der großflächigen Covid-19-Tests. Da diese aber nur eine Momentaufnahme darstellen, kann man sich die Frage stellen, wozu das Ganze überhaupt nützlich ist. Unser Autor hat zusammen mit seiner Tochter den Test gemacht und beschreibt, wie sich der Rachenabstrich anfühlt. Ein Selbstversuch.

Wieso sollte man sich eigentlich testen lassen? Wieso ein Test, wenn man doch gar keine Symptome hat und sich kerngesund fühlt. Diese Frage stellen sich viele Leute und sie wird zum Teil auch im Einladungsbrief zum Covid-19-Test vom Luxemburg Institute of Health (LIH) beantwortet. Und was ist eigentlich, wenn man negativ getestet wird und sich ein paar Tage später dann doch ansteckt? Dann könnte man sich den Test doch eigentlich sparen, sagen manche. Auch auf diese Frage wird im Brief eingegangen. Doch dazu später mehr.

Unser Autor hat zwei solcher Briefe vom LIH in den Briefkasten bekommen. Nachdem bereits seine Frau Wochen zuvor einer solchen Einladung nachgegangen war, sollten nun auch er und seine älteste Tochter von 6 Jahren sich testen lassen.

Bei den Tests handelt es sich um „großflächige PCR-Tests mittels Rachenabstrich“, steht im LIH-Brief. Was das genau bedeutet, wird allerdings nicht erklärt. Da die Tests von den „Laboratoires réunis“ durchgeführt werden, lohnt sich ein Blick auf deren Webseite. Dort steht: „Zum gesicherten Nachweis einer akuten Infektion mit SARS-CoV-2 kommt […] eine einzige, auch von der WHO empfohlene Methode infrage: Diese basiert auf dem Nachweis von Nucleinsäuren durch Polymerasekettenreaktion.“ 

PCR heißt so viel wie: Polymerase Chain Reaction. Das Gesundheitsministerium schreibt auf seiner Webseite: „Ziel des PCR-Tests ist, genetisches Material des Virus aufzuspüren. Zu dem Zweck wird mit einem Wattestäbchen eine Probe im Nasen- oder Rachenraum entnommen.“ Im Einladungsbrief steht explizit Rachenabstrich.

Resultat binnen 48 Stunden per SMS

Unser Autor öffnet die angegebene Webseite covidtesting.lu und gibt den Zugangscode ein, der im Brief steht. Der Besucher wird zunächst auf eine Seite von MyGuichet.lu weitergeleitet. Beim sogenannten e-Access muss er zuerst eine Sicherheitsfrage beantworten, die aus einer Addition von zwei Zahlen besteht. Nun erscheinen Hinweise zum Datenschutz. Die im nächsten Schritt einzugebenden Daten werden demnach im IT-System des Zentrums für Informationstechnologien des Staates (CTIE) gespeichert und den „Laboratoires réunis“ übermittelt, damit diese das Screening planen können. Die Daten werden, laut Angabe, nur zu diesem Zweck benutzt.

Danach müssen die Stammdaten zur Person eingegeben werden: Name, Matrikelnummer, E-Mail, Handynummer. Letztere ist wichtig, weil der zu Testende das Resultat per SMS zugesendet bekommt. In der Regel binnen 48 Stunden. Nach dieser Eingabe sucht sich der „Patient“ einen Termin und einen Ort seiner Wahl zum Testen aus. Unser Autor wählt die Station am Kreisverkehr Raemerich in Esch/Alzette, da sie nicht weit von Zuhause liegt.

Donnerstag, 14.15 Uhr. Noch 15 Minuten bis zum Test. Ein Blick in seine E-Mails lässt unseren Autor kurz aufhorchen. In der Bestätigungsmail der Anmeldung steht: „Dieses Dokument ist auszudrucken und beim Termin vorzulegen.“ Und: „Bitte erscheinen Sie pünktlich mit einem Ausweisdokument zum vereinbarten Termin.“ Der WiFi-Drucker wird aktiviert, die Suche nach den zwei Personalausweisen beginnt. Sicherheitshalber packt unser Autor auch noch seine eigene sowie die Matrikel-Karte seiner Tochter ein. Das mit dem Geburtsdatum kann er sich merken, die restlichen fünf Zahlen sind stets Lotterie.

Wie meist um diese Uhrzeit staut es vor dem Kreisverkehr Raemerich. Die Nervosität im Auto steigt. „Hoffentlich wird es nicht schmerzen“, denkt der Autor. Seine Tochter fragt im selben Moment: „Wird das weh tun?“ Er sagt zur Beruhigung: „Ich glaube nicht.“ Im Stop-and-Go bleibt genug Zeit, einen Blick auf die Teststation zu werfen. Aus dieser Perspektive wirkt das Ganze wie ein großes Beduinenzelt. Mehrere weiße Zelttürmchen ragen heraus, die irgendwie miteinander verbunden zu sein scheinen. Im Kreisel selbst sieht man nur die weißen Spitzen der Zelte. Irgendwie seltsam.

Die Nervosität im Auto steigt weiter an

Bei der Einfahrt in die Teststation läuft ein Sicherheitsbeamter direkt aufs Auto zu. Er möchte den Terminzettel und die Ausweise sehen. An der nächsten Station muss kurz gewartet werden. An jedem Zelt stehen mehrere Personen in hellblauen Ganzkörper-Schutzanzügen. Deren Erscheinungsbild, gepaart mit den Beduinenzelten am Rande des dreispurigen Kreisverkehrs, wirkt irgendwie skurril. Die Tochter des Autors auf dem Rücksitz wirkt etwas eingeschüchtert.

Eine Dame gibt sich Mühe, Luxemburgisch zu reden. Der Autor bietet ihr Französisch an. Luxemburgisch sei okay, sie wolle es schließlich üben. Sie prüft die Dokumente und sagt: „Sie haben ein Kind dabei. Je nach Situation wird sie vielleicht aus dem Auto herausgenommen, damit es angenehmer für sie ist.“ Die Nervosität im Auto steigt weiter an. Dann folgt die Einfahrt mit dem Wagen unter das eigentliche Zeltdach.

Nein. Es müssen mindestens 5 Sekunden sein. Das war zu kurz.

Testerin, nach dem ersten missglückten Testversuch

Alle Dokumente müssen nochmals vorgezeigt werden. „Ist das ein Rachen- oder Nasenabstrich?“ – „Wir machen hier nur Rachenabstrich.“ Die Frau macht ein Zeichen, um sich ihr etwas mehr zuzuwenden. Mund aufmachen und wie beim Arzt „Aaaaaah“ sagen, sagt die Testerin auf Französisch. Das überdimensionierte Wattestäbchen wird in den Mund, dann weiter hinunter in den Rachen eingeführt. Der „Aaaaaah“-Laut verwandelt sich schnell in einen lauten Würgelaut. Die Frau zieht das Stäbchen schnell raus. „Fertig?“ – „Nein. Es müssen mindestens 5 Sekunden sein. Das war zu kurz.“ Unser Autor denkt an sein zuvor eingenommenes Mittagessen. Wieder schiebt die Frau das Stäbchen in den Rachen ein. Wieder „Aaaaah“ und wieder der Würgelaut. Nur diesmal etwas länger. Der Hals schmerzt. Fühlt sich so etwa Covid-19 an, fragt sich der Autor. Die Dame hat ihm durch den Abstrich eine Wunde zugefügt, die er bis zum nächsten Tag spüren wird.

Nun ist seine Tochter dran. Sie möchte nicht aussteigen und bleibt ebenfalls im Auto sitzen. Sie versteht kein Französisch. Ihr Vater übersetzt. Auf das „Aaaaah“ folgt ebenfalls ein Würgelaut. Nur nicht so laut wie bei ihrem Vater. Bei ihr klappt es auf Anhieb. Der Test muss nicht wiederholt werden. Sie ist stolz. Beim Herausfahren tut ihr allerdings ebenfalls der Hals weh. Der Aufenthalt in der Teststation hat ungefähr so lange gedauert wie die Anfahrt plus der Stau vor dem Kreisel. Vielleicht zehn Minuten. Genauso lange dauerte in etwa auch die Anmeldung im Web.

Zwischen Zähneputzen und Würgereiz

Das Schmerzempfinden ist bei jedem Menschen anders. Ein Freund des Autors sagte ihm, der Test fühle sich an wie Zähneputzen. Beim Zähneputzen würgt man normalerweise nicht. Auch hängt es davon ab, wer den Test macht. Andere Leute berichten von einem leichten Kitzeln im Rachen.

Wieso sollte man sich eigentlich testen lassen? „Damit man Familie, Freunde, Kollegen und nicht zuletzt die Risikogruppen schützt“, heißt es im LIH-Brief. „Eine Mehrheit der Infizierten zeigt nämlich kaum oder keine Symptome. Es kann also sein, dass Sie Virusträger (und damit ansteckend) sind, ohne es zu wissen.“ Weiter wird erklärt, dass dieser PCR-Test auch für Personen ohne Symptome geeignet ist. Durch den Test können also mehr infizierte Personen identifiziert werden. Das Ziel dabei sei es, schnellstmöglich die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, damit nicht noch weitere Menschen angesteckt werden. Jeder Test trage dazu bei, die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Die Regierung macht demnach einen Aufruf zu einem solidarischen Akt. Der nächste Satz klingt allerdings fast wie eine Drohung: Dadurch könne man vermeiden, erneut Maßnahmen ergreifen zu müssen, die „unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben stark einschränken“.

Es gilt also für jeden – auch für Menschen mit einem negativen Testergebnis –, weiterhin die gängigen Schutzgesten einzuhalten

LIH-Brief

Das Testergebnis bekommt man per SMS auf sein Handy geschickt. Bei unserem Autor geschah dies am nächsten Morgen. Das Resultat war in beiden Fällen negativ. Und was ist, wenn er oder seine Tochter sich in ein paar Tagen dann doch anstecken? Im Brief lautet die Antwort: „Die Tests erlauben […] nicht, dass alle Personen gleichzeitig identifiziert werden können, die ansteckend sind. Es gilt also für jeden – auch für Menschen mit einem negativen Testergebnis –, weiterhin die gängigen Schutzgesten einzuhalten.“ Mit anderen Worten: Das negative Testergebnis ist demnach kein Freifahrtschein für ein Herumlaufen ohne Maske. „Social distancing“ und regelmäßiges Händewaschen sind noch immer oberstes Gebot im Kampf gegen Covid-19. Manche Leute bekommen Wochen nach der ersten Einladung eine weitere zugeschickt. Um zu sehen, ob sie sich in der Zwischenzeit nicht vielleicht doch angesteckt haben.

de Schmatt.
2. Juli 2020 - 11.58

Dann werden Sie auch nie erfahren ob Sie positiv sind. Mit Disziplin allein ist es nicht getan. Eigenverantwortung gehört auch dazu. Kann Sie irgendwie verstehen, denn so wie dieser harmlose Test im obigen Artikel beschrieben wird, wirkt er eher bedrohlich . Habe mich nicht später als gestern testen lassen. Kein Problem. Bin mir natürlich bewusst, dass ich mich heute oder morgen infizieren kann, trotz aller Vorsichtsmassnahmen. Fällt der Test positiv aus, weiss ich wie ich mich als verantwortungsvoller Bürger zu benehmen habe und begebe mich in Quarantäne, die dann eh vorgeschrieben ist.

Tester
2. Juli 2020 - 11.24

Ist mittlerweile bekannt ob man immun ist nach einer Quarantäne bei "Positivtest" und ohne Symptome?

Romain Juni
1. Juli 2020 - 20.31

Distanz halten, Maske tragen, Hände waschen.Kontakte meiden.Zu viele haben keine Disziplin, verhalten sich nicht korrekt.Ich werde diesen Test nicht machen, kein Vertrauen in diesen Vorgang.

Claudette
1. Juli 2020 - 13.06

Ich hab auch so einen Zettel bekommen, anscheinend, weil ich beruflich mit so vielen verschiedenen Menschen zusammenkomme, obschon ich seit 10 Jahren pensioniert bin. Die Zeiten die man mir anbietet, scheinen auch für berufliche aktive Menschen zu sein, da sie allesamt vor 8 Uhr morgens sind. Da ich nie vor 10 Uhr aufstehe, kommt das nicht in Frage.

titi
1. Juli 2020 - 11.57

Wat e Gedeessems ëm sou en einfachen Test. Schummt Iech sou piipseg ze sinn. Wat géif Dir dann eréischt soen, wann der mat dem Virus op der Intensivstatioun géift leien. Aplaaz de Leit Courage ze maache, fir sech testen ze loossen, bewierkt Dir mat dem Däiwel un d'Wand ze molen, just de Géigendeel.

de Prolet
1. Juli 2020 - 9.38

Dieser Artikel ist nicht gerade dazu angetan den Leser zu ermutigen, sich dem Covid Test zu unterziehen. Die Einen sind halt empfindsamer als die Andern.