CoronaWissenschaft: Masken verhindern Ansteckungen

Corona / Wissenschaft: Masken verhindern Ansteckungen
Großherzog Henri und Gesundheitsministerin Paulette Lenert verhindern mit ihren Masken Ansteckungen Foto: Editpress/Claude Lenert

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In den Metropolen Ost-Asiens gehören Masken seit vielen Jahren zur Alltagskleidung. In Luxemburg tun sich viele Menschen immer noch schwer damit, sich an sie zu gewöhnen. Forscher aus den USA haben nun Belege dafür gefunden, dass Masken ein entscheidendes Instrument im Kampf gegen die Corona-Epidemie sind.

Spätestens seitdem die dritte Phase der Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen in Luxemburg verkündet worden ist, sieht man auch wieder weniger Menschen in den Straßen, die einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Als modisches Accessoire konnte sich die Maske gewiss nicht durchsetzen. Selbst ihre Wirksamkeit wird in den sozialen Medien noch immer diskutiert und das Vorurteil, sie würde das korrekte Atmen verhindern, propagiert.

Zu der Polarisierung beigetragen haben auch die Aussagen einiger Politiker und Gesundheitsorganisationen am Anfang der sanitären Krise, dass Masken im Kampf gegen das Virus nicht schützen würden. Wie sich später herausstellte, und wie einige mittlerweile zugegeben haben, handelte es sich dabei um eine Finte, die aus der Angst geboren wurde, die Bürger könnten alle Masken aufkaufen, sodass dem medizinischen Personal keine mehr zur Verfügung stehen würden.

Forscher aus den USA haben nun die Übertragungswege des Virus näher untersucht und sind zu dem Schluss gekommen, dass Aerosole (also ein Gemisch aus Luft und Tröpfchen) bislang bei der Übertragung des Virus unterschätzt wurden und Masken eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung der Epidemie spielen.

Dominierender Übertragungsweg

„Unsere Analyse zeigt, dass der Unterschied mit und ohne vorgeschriebene Gesichtsbedeckung die Determinante für die Gestaltung der Trends der Pandemie darstellt. Diese Schutzmaßnahme reduziert die Zahl der Infektionen erheblich“, folgern die Wissenschaftler in ihrer Arbeit, die am 11. Juni im Fachblatt Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht worden ist. Die Übertragung durch die Luft ist den Forschern zufolge der dominierende Übertragungsweg.

Durch das Tragen von Masken sei die Zahl der Infektionen um zehntausende reduziert worden. Wegen dieser Schutzmaßnahme habe es in Italien zwischen dem 6. April und dem 9. Mai 78.000 Infektionen weniger gegeben. In New York City seien es vom 17. April bis zum 9. Mai 66.000 Infektionen weniger gewesen.

In der Arbeit heißt es weiter: „Andere Minderungsmaßnahmen, wie die in den Vereinigten Staaten durchgeführte soziale Distanzierung, reichen allein nicht aus, um die Öffentlichkeit zu schützen. Wir kommen zu dem Schluss, dass das Tragen von Gesichtsmasken in der Öffentlichkeit das wirksamste Mittel ist, um eine zwischenmenschliche Übertragung zu verhindern, und diese kostengünstige Praxis stellt in Verbindung mit gleichzeitiger sozialer Distanzierung, Quarantäne und Ermittlung von Kontaktpersonen die wahrscheinlichste Möglichkeit dar, um die Covid-19-Pandemie zu stoppen.“

Viele Übertragungen durch asymptomatische Fälle

Bei der Luftübertragung von Viren spielen die Beschaffenheit des Aerosols und die eingeatmete Menge eine wichtige Rolle. Bei normaler Atmung durch die Nase kann sich das Virus gleichmäßig in den Atemwegen ablagern. Feine Aerosole können tief in den Atemtrakt eindringen und sogar andere Organe erreichen, erklären die Wissenschaftler in ihrer Arbeit.

Im April hatten Forscher aus China und Hongkong entdeckt, dass die Viruslast in den oberen Atemwegen infizierter Personen dann am höchsten ist, wenn die ersten Symptome einer Covid-19-Erkrankung auftreten. Demnach sei das Infektionsrisiko bei Symptombeginn oder kurz davor am höchsten. Ein erheblicher Teil der Ansteckungen (44%) geschehe, bevor erste Symptome auftreten – also dann, wenn die infizierte Person noch nicht erkennbar krank ist. Der Artikel erschien im Fachblatt Nature.

Sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch die amerikanischen Seuchenschutzbehörden hätten die Gefahren einer Luftübertragung zu lange ignoriert, monieren die Wissenschaftler aus den USA. Maßnahmen wie soziale Distanzierung und Quarantäne seien allein nicht ausreichend, um die Bevölkerung zu schützen.

Eine wissenschaftliche Arbeit vom April, in der behauptet wurde, weder chirurgische Masken noch Masken aus Baumwolle seien im Kampf gegen die Pandemie wirksam, wurde inzwischen aufgrund fachlicher Mängel zurückgezogen.

Friseursalon weiß Kunden zu schützen

Die Geschichte eines Friseursalons aus den USA zeigt, wie Masken zusammen mit anderen Schutzmaßnahmen wirken können. Zwei Haar-Stylisten aus einem Salon in der Stadt Springfield hatten sich angesteckt. Die Behörden haben 140 Kunden und 6 Kollegen ermittelt, die mit ihnen Kontakt hatten. Sie alle wurden in Quarantäne geschickt. 46 ließen sich freiwillig testen. Kein einziges Testergebnis fiel positiv aus. Am 8. Juni erklärten die Behörden, dass kein Kunde und kein weiterer Mitarbeiter sich angesteckt haben. „Das sind aufregende Neuigkeiten über den Nutzen der Masken zur Verhinderung von Covid-19“, wird der Direktor des Gesundheitsamtes der Stadt, Clay Goddard, in einer Mitteilung seiner Behörde zitiert. Die Details würden nun genauer untersucht, „einschließlich der Frage, welche Arten von Gesichtsabdeckungen getragen und welche anderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden, um zu diesem ermutigenden Ergebnis zu führen“. Die Internetseite Live Science hatte über den Fall berichtet.

Ein Journalist der Lokalzeitung Springfield News-Leader, Steve Pokin, berichtete über seine eigenen Erfahrungen in dem Friseursalon. Ihm zufolge haben alle Mitarbeiter Masken getragen und die Kunden wurden aus gebührendem Abstand aufgefordert, auch Masken zu tragen.

In Luxemburg sind Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln und an öffentlichen Orten wie Geschäften, Schaltern, Wertstoffhöfen, Messen und Ausstellungen sowie auf Märkten obligatorisch. Das Tragen einer Maske ist, laut Gesundheitsministerium, auch bei Versammlungen mit mehr als 20 Personen obligatorisch, wenn der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann.

Sniff sniff
1. Juli 2020 - 8.30

Ein mit 2 Schnüren in eine Maske umfunktioniertes Nasentuch oder ein seit Jahren nicht gewaschenes Hals-oder Kopftuch erschweren das Einatmen von mit oder ohne Viren , das stimmt !

Jerry Scholer
30. Juni 2020 - 8.38

Zeiten ändern.Wurde am Anfang dieser Pandemie der Maskenträger noch verteufelt, der Schwarzmalerei bezichtigt, den man lieber exorziert hätte und die Politik das Tragen der Maske als Unnütz bezeichnet und Panikmache verschrien.Entsprach es schon damals jeglicher Logik und medizinischen Wissens, man sich oder andere Menschen vor Ansteckungen schützen will, eine Gesichtsmaske ,Schutz bietet. Auch so gering der Schutz, auch im Zweifelsfalle, besser als Null-Schutz ist.

Thill
30. Juni 2020 - 7.48

Merci un de Joirnalist, fier deen gudd rechercheierten Artikel.