Freundliche ErinnerungAlles vergessen? Es war einmal ein Virus namens „Corona“

Freundliche Erinnerung / Alles vergessen? Es war einmal ein Virus namens „Corona“
Menschen feiern am Vorabend des Nationalfeiertags in der Luxemburger Innenstadt  Foto: Editpress

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Der Ausstieg aus dem Lockdown sollte eigentlich langsam vor sich gehen. Doch ein Blick in Kneipen, Parks und Geschäfte zeigt: Luxemburg macht sich richtig locker. Ob die am Wochenende beobachtete erneute Zunahme der Fallzahlen damit zu tun hat, kann nur schwer beantwortet werden. Dennoch sollten wir uns in Erinnerung rufen, was im Kampf gegen die Pandemie angebracht ist – und was Stand der Forschung ist.

„Wuhan-Virus, Sars-CoV-2, Covid-19: Was ist was?“

Das „neuartige“ Coronavirus gehört zu einer großen Familie von Viren, die verschiedenste Krankheiten auslösen können, deren Symptome von der einfachen Erkältung bis zu ernsten Erkrankungen reichen. Diese Viren sind schon seit vielen Jahren bekannt – die jetzt problematische Variante aber eben nicht: Sie war vor Dezember 2019 so unbekannt, dass sie sogar erst mal keinen richtigen Namen hatte. Da sie erstmals in der chinesischen Provinz Wuhan beobachtete wurde, waren auch Bezeichnungen wie „Wuhan-Virus“ geläufig, bevor das Virus seinen offiziellen klinischen Namen erhielt: „Sars-CoV-2“.

Covid-19 ist der Name der Krankheit, die durch Sars-CoV-2 verursacht wird. Oft werden die Bezeichnungen für das Virus und die Krankheit synonym verwendet. Auf Anfrage des Tageblatt hat eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums bestätigt, dass eine mit Sars-CoV-2 infizierte Person immer auch als an Covid-19 erkrankt angesehen wird – selbst, wenn sie keinerlei Symptome aufweist.

„Okay … Und wie steckt man sich an?“

Auf der Seite der Luxemburger Regierung wird bis heute lediglich davor gewarnt, das Coronavirus könne durch Einatmen von Tröpfchen einer erkrankten Person, die gerade gehustet oder geniest hat, übertragen werden“. Mittlerweile gibt es aber Anzeichen dafür, dass etwa auch beim Sprechen, Rufen und Singen eine Übertragung erfolgen kann. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass sogar durch normales Atmen Viren übertragen werden können: Allerdings würde das Virus dann nicht über größere Tröpfchen weitergegeben, die immerhin recht schnell zu Boden fallen, sondern über feine Aerosole, die als unsichtbare Wolken durch die Luft schweben – bisherige Forschungen lassen ein minuten- bis stundenlanges Ansteckungspotenzial befürchten. 

Besonders an der frischen Luft zerstreuen sich Aerosol-Wolken aber so schnell, dass eine Infektion nur möglich erscheint, wenn man einer infizierten Person über einen Zeitraum von mehreren Minuten sehr nahe kommt. Darum ist es auch sinnvoll, Menschen einen Stadtbummel zu erlauben – nicht aber den massenhaften Besuch eines Fußballspiels oder eines Livekonzerts.

Zudem gilt es als gesichert, dass für eine Infektion auch eine gewisse Menge an Virenkörpern aufgenommen werden muss („Virenlast“). Da diese in einem Aerosol nur in geringer Konzentration vorhanden sind, müsste man die Erreger über einen längeren Zeitraum einatmen. Zusätzlich gibt es Hinweise, dass eine höhere „Viruslast“ auch zu einem schwereren Krankheitsverlauf führt

Auf die Möglichkeit einer Schmierinfektion gehen wir weiter unten ein.

„Wie kann ich eine Ansteckung verhindern?“

Einem möglichen Missverständnis muss an dieser Stelle begegnet werden – auch in der Welt des Infektionsgeschehens gibt es nicht nur Extreme: Es sind kaum Situationen im Alltag denkbar, in denen man sich auf jeden Fall ansteckt. Umgekehrt gibt es auch keine sinnvollen Möglichkeiten, sich hundertprozentig zu schützen. Aber man kann eine Infektion zumindest unwahrscheinlicher machen.

1. Abstand halten (zu anderen Personen bzw. deren Tröpfchen/Aerosolen) und Maske tragen

Diese Maßnahme sorgt zunächst dafür, dass man keine Tröpfchen oder Aerosole von einer möglicherweise infizierten Person aufnimmt oder selbst entsprechend in der Gegenrichtung wirkt, weil man (möglicherweise unbemerkt) zum Überträger geworden ist. 

Allerdings kann man diese Regel auch so interpretieren, dass man auch die Räume meidet, in denen sich gerade noch erkrankte Personen befunden haben könnten – wie etwa Autos, Aufzüge oder auch Geschäfte. Wer darauf aber nicht verzichten kann oder will, kann durch das Tragen einer Maske eine Infektion (in beide Richtungen) unwahrscheinlicher machen. In vielen Ländern hat man derzeit sowieso keine Wahl: Das Einhalten einer Distanz (meistens von 1,5 Metern, in Luxemburg außer in Gaststätten zwei Meter) ist in vielen Situationen obligatorisch. Das Tragen einer Maske ist in Luxemburg in Geschäften oder im öffentlichen Verkehr Pflicht.

2. Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen

Da Viren in Tröpfchen auch einige Zeit auf Gegenständen oder Oberflächen aktiv bleiben können, sollte man sich regelmäßig die Hände waschen. Dadurch kann man verhindern, dass man sich mit Fingern, an denen vielleicht Viren kleben, an den Mund, die Nase, die Ohren fasst oder sich die Augen damit reibt. Wer glaubt, dass er sowas ohnehin nicht tut, macht sich entweder etwas vor oder ist ein wissenschaftliches Phänomen: Untersuchungen haben jedenfalls gezeigt, dass jeder Mensch Dutzende Male pro Tag seine Gesichtsöffnungen bearbeitet.

3. Nimm die Hand nicht vor den Mund, wenn du hustest!

Die Hand vor den Mund zu halten, wenn man husten oder niesen muss, ist natürlich längst Knigge von vorgestern – und gar keine gute Idee, wenn man nicht mit voller Absicht mögliche Krankheitserreger an alles schmieren will, was man danach anfasst. Besser: In die Armbeuge husten und schniefen – oder natürlich in ein (sauberes!) Taschentuch. Gesundheit!

„Was passiert, wenn ich mich doch angesteckt habe?“

Für viele Menschen lautet die gute Nachricht: nichts oder wenig. Etwa 80 Prozent aller Covid-19-Fälle verlaufen so mild, dass die Betreffenden denken, sie hätten gerade einmal eine leichte Erkältung. Viele Menschen bemerken ihre Infektion überhaupt nicht. Allerdings kann das Virus wohl auch dann im Körper schwere Schäden anrichten: In Österreich wurden etwa bei Tauchern, die ihre Infektion zunächst praktisch beschwerdefrei überstanden haben, später deutliche Einbußen in Volumen und Funktionsfähigkeit ihrer Lungen festgestellt.

Wer Beschwerden hat, beschreibt diese oft ähnlich wie eine heftige Erkältung oder eine Grippe: Die Symptome sind dann vor allem Atemwegsinfekte mit Fieber, Husten, Atembeschwerden und Müdigkeit.

Menschen mit milden Symptomen erholen sich laut WHO innerhalb von zwei Wochen. Solche mit schweren Symptomen brauchen aber schon drei bis sieben. Neben den Erkältungssymptomen werden von Betroffenen auch noch ganz andere Symptome beschrieben – etwa den Verlust des Geruchssinns oder des Geschmackssinns. Auch Hautausschlag ist ein Symptom der Krankheit. 

Wer glaubt, dass er sich angesteckt hat, sollte das auf jeden Fall nicht für sich behalten, sondern umgehend melden. Dazu besteht ohnehin die gesetzliche Pflicht – um selbst die beste Behandlung zu bekommen, aber auch, damit die Mitmenschen vor der Gefahr gewarnt werden können.

„Ich bin jung und fit, ich steck’ das weg!“

Tatsächlich bestätigen die gesammelten Erfahrungen eine frühe Vermutung: Die meisten Menschen, die vom Coronavirus schwer getroffen werden, sind entweder älter (über 65 Jahre) oder haben Vorerkrankungen wie Asthma, Bronchitis oder Krebs. Die 110 Menschen, die in Luxemburg bislang in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind, waren im Durchschnitt 84 Jahre alt.

Aber nicht nur das oben genannte Beispiel der Taucher sollte zu denken geben: Ein frühes und prominentes Corona-Todesopfer war etwa der chinesische Arzt Li Wenliang, der als einer der ersten vor dem Virus gewarnt hatte. Auch er dürfte sich bei der Arbeit eine hohe Viruslast zugefügt haben – was ihm mit gerade einmal 34 Jahren das Leben kostete.

„Keine Angst, ich hab’ nix!“

Zu denken, man könne andere nicht anstecken, weil man sich nicht krank fühlt, ist unverantwortlich. Wozu das führen kann, hat man in Luxemburg gerade erst erlebt: Auf einer Privatparty haben sich gleich 24 Menschen angesteckt, weil mehrere Gäste infektiös waren – obwohl sie selbst gar keine Symptome verspürt haben.

Nach Ansteckung vergehen bis zum Auftreten der ersten Symptome zwischen zwei und 14 Tage, in Extremfällen können es sogar bis zu 24 sein. Der Durchschnitt liegt wohl bei drei Tagen, berichtet das deutsche Infektionszentrum RKI. Das Problem: Die eigene Infektiösität“, also die Fähigkeit, andere anzustecken, beginnt schon Tage vor dem Einsetzen der eigentlichen  Symptome – wobei die höchste Infektiosität sogar am Tag vor dem Einsetzen des Krankheitsgefühls liegt, warnt das RKI. 

Darum sollte man sich auch unbedingt an die Quarantäne-Vorgaben halten, wenn das Tracing-Team einen kontaktiert: Wer Kontakt zu einem Erkrankten hatte, kann selbst zum Überträger werden, ohne das akut zu spüren. Auch ein Test hilft da nicht weiter, weil die Virenkonzentration vielleicht am Tag des Tests noch nicht hoch genug ist. Darum muss man die komplette Inkubationszeit abwarten, um sicher zu sein.

„Darf ich jetzt gar nichts mehr machen?“

Davon kann gar keine Rede sein. Tatsächlich sind ja auch viele strenge Regeln längst gelockert oder sogar abgeschafft worden, weil auch in Luxemburg das Prinzip des „flatten the curve“, also das Flachhalten der Infektionskurve, bis jetzt tatsächlich funktioniert hat. Somit sind die Krankenhäuser vor einem übermäßigen Ansturm verschont geblieben. Außerdem wurde Zeit gewonnen, um neue Erkenntnisse zu sammeln, etwa zu wirksamen Medikamenten bei schweren Verläufen. 

Längst sind auch viele Dinge wieder erlaubt, vom Stadtbummel über den Museumsbesuch bis zum Sprung ins große Becken im Schwimmbad. Allerdings gilt bei alledem auch weiterhin das Gebot, Abstand zu halten oder Masken zu tragen. Und außerdem sollte man auch weiterhin auf den gesunden Menschenverstand hören: Man muss ja nicht alles, was jetzt wieder erlaubt ist, auch bis zur Grenze ausnutzen. Diesen Ratschlag, den auch Gesundheitsministerin Paulette Lenert nicht müde wird, zu wiederholen, trübt den Spaß hier und da sicherlich ein. Ihn komplett zu missachten, kann aber dafür sorgen, dass der Spaß bald wieder ganz vorbei ist. Abgesehen von dem Leid, das dadurch ausgelöst werden kann, wären die Anstrengungen (und hohen Kosten) des Lockdowns dann in weiten Teilen sinnlos gewesen. 

Christiane Alff
30. Juni 2020 - 22.41

Natiirlech Koent eng zweet Well, an Natiirlech kann oder well en sech net permanent „richteg“ verhaalen. Fir mech ass et normal wann meng Kanner wo net mei Doheem wunnen Heem kommen ech dei „knuddelen“ Corona hin oder hir. An natiirlech koent eng zweet Well. Mat relativ weinegen Infektionen während dem Lockdown, an mat den mesuren vum Lockdown kont jo just eng Minoriteit sech unstiechen dei meescht wuaren Isoleiert. Herdenimuniteit... sorry so bestoemt net, elo viellaicht lus an lus, wann maer net glaich rem all Doheem mussen bleiwen . Beispiel : Schweden ! Wuar hir decision so schlecht ouni lockdown ?? Finanziell objidefall. Mais maer sin elo op dem gleichen stand Wei Schweden, Keng Pflichten Mais recommondationen, an elo wat ass elo anescht wei den 16-03? Naicht keen nei d‘Medikament, keen Impfstoff, an COVID 19 ass nach emmer do... AN ELO??

Joey Muller
29. Juni 2020 - 22.54

Därf een hei och froen stellen ? Wei zb vun wini genau as dei foto? Hut en Journalist dei selwer gemat oder am Internet fond oder am Archiv? Oder muss ech mech hei wei dei mecht opreegen an all scheiss schlecken?

Tarzan
29. Juni 2020 - 13.41

ich versuche zu verstehen. wenn ich meinem laster batin Gambrinus nachgebe und mit freunden in meiner kneipe sitze (natürlich regelkonform), dann bin ich unvernünftig oder/und habe einen IQ unter 100 (kann gut sein, weiss ich aber nicht). stehe ich aber mit ein paar hundert anderen Leuten auf einem öffentlichen platz und schreie für eine "gute Sache" dann ist das ok?

Nomi
29. Juni 2020 - 13.22

@ jacqueline : Wo'u net vill Gehiir ass kann net vill futti go'en !

Jacqueline
29. Juni 2020 - 12.44

Natürlich nehmen die Fallzahlen zu, wenn Idioten am Werk sind. Sie riskieren nicht nur ihr Leben, ihre Lungen, sondern auch ihren Geschmackssinn, ihre Bauchspeicheldrüse, die Adern, das Herz und auch das Hirn wird angegriffen, aber Letzteres wird ja nicht viel benutzt von diesen Pappnasen.

de spëtzbouf
29. Juni 2020 - 12.39

Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Es ist noch Corona da!

Jerry Scholer
29. Juni 2020 - 10.27

Luxemburg ist Synonym für den Begriff „Spaßgesellschaft „ und „ Konsumjunkies“. Nun mag wieder so mancher Zeitgenosse mich schelten, doch der mit Arroganz und Dummheit beseelte Einheimische, trotz der Warnungen seitens der Politik, Gesundheitsbehörden lässt seinem animalischen Trieb der Befriedigung freien Lauf . In wenigen Tagen wird dem Virus die Tür weit geöffnet, die Arbeit der Gesundheitsberufe, verantwortlichen Politik mit einem Schlage zunichte gemacht. Ein schöner Dank an die Ärzte, Krankenhauspersonal,Rettungsdienste, systemrelevante Betriebe, die während des Lockdown im Kampf gegen das Virus ihren Soll erfüllt haben. Die berühmt berüchtigte Aussage, von kleiner Finger und ganzer Hand , trifft wie ein Schlag auf das Ego des einheimischen Spaßgesellschafter und „ ech machen wat ech well, ass erem Tromp, mir béit keen den Aarm .“ Diese unvernünftigen Spaßgesellschaftter sollte man zur Verantwortung ziehen, an den Kosten beteiligen ,das durch ihre Unvorsichtig-,Rücklosigkeit verschuldet.

Lucinlinburhuc
29. Juni 2020 - 10.21

Tut mir leid, aber diese Leute haben eher etwas gemeinsam mit Goldfische wie mit Menschen. Alle bitte ein Knölchen. Vor Allem die zwei blonde Damen die sich umarmen....

titi
29. Juni 2020 - 10.08

Weiter so! Das Virus ist hartnäckig und duldet nicht die geringste Nachlässigkeit. Die nächste Welle wird wohl nicht ausbleiben.