Burg FelsWie eine fehlende Treppe ein besonderes Spektakel zum kompletten Reinfall werden lässt

Burg Fels / Wie eine fehlende Treppe ein besonderes Spektakel zum kompletten Reinfall werden lässt
Da war sie weg: Ohne die alte Holztreppe ist das besondere Lichtspektakel nicht zu sehen. Foto: Roger Infalt

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Eigentlich hätte der Samstag, 20. Juni wegen der Sommersonnenwende für die Burg in Fels (Larochette) ein ganz besonderer Tag werden können, doch erstens kam es anders und zweitens als wir dachten. Schuld daran: eine fehlende Treppe und das unüberlegte Handeln des „Service des sites et monuments“.

Die Burg Fels zählt jährlich zwischen 23.000 und 25.000 Besucher. Für 5 Euro Eintritt können sich die Gäste einen Eindruck davon machen, wie die Herren von Fels damals gelebt haben. Sie können ihrer Fantasie freien Lauf lassen, denn Informations- und Erklärungstafeln suchen sie vergebens. Doch dazu später mehr.

Zum Einstieg ein wenig Geschichte: Die Herren von Fels erscheinen erstmals gegen Ende des 12. Jahrhunderts in den Texten, vor allem als Bannerträger des Hauses Luxemburg. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts zählt man fünf herrschaftliche Familien innerhalb des Schlosses. Der Bau des Homburger Hauses fand gegen 1350 statt, infolge der Heirat der Brüder Friedrich und Konrad, Herren von Homburg, mit den Schwestern Irmgard und Mathilde von Fels. Das Kriechinger Haus wurde um 1386 errichtet. Ende des 16. Jahrhunderts brannte die Burg nieder, übrig blieben nur Ruinen.

Nach dem Erwerb des Schlosses durch den Luxemburger Staat im Jahr 1979 wurde im historischen Burgbereich sogleich mit Restaurierungsarbeiten begonnen. Das Kriechinger Haus, ein Kunstwerk höchster Qualität, wurde zwischen 1983 und 1987 instand gesetzt. Das Homburger Haus wurde von 1987 bis 1988 konsolidiert und restauriert. Die Arbeiten stehen unter der Leitung des „Service des sites et monuments“.

Einzigartiges Architekturkonzept

Das eben erwähnte Haus von Johann von Kriechingen sollte am Tag der Sommersonnenwende im Mittelpunkt des Geschehens stehen. „Forschungen haben vor Kurzem ergeben“, so der Experte für Burgen und Schlösser John Zimmer am Samstag vor Ort, „dass es in der Wohnetage des Kriechinger Hauses, die nur über eine an der Außenfassade entlang hochführenden Holztreppe erreichbar war, vier Sichtschlitze in einer äußerst aufwendigen Ausführung gibt. Die erlauben es, genau ins Zentrum des dort befindlichen Oratoriums blicken zu können. Diese Sichtschlitze sollen den Menschen, die aus welchen Gründen auch immer exkommuniziert waren und daher kein Recht hatten, sich in dem Raum mit dem Oratorium (Kirchenraum) aufzuhalten, die Möglichkeit gegeben haben, die Messe anzuhören und einen Blick auf den Altar werfen zu können.“

„Der Schnittpunkt dieser vier Schlitze war außerdem so berechnet, damit am Tag der Sommersonnenwende durch einen schmalen Fensterspalt der Lichtstrahl von der aufgehenden Morgensonne auf einen genauen Punkt des Oratoriums fiel, an dem ein Altar mit einer Monstranz gestanden haben soll. Ein solches aufwendiges und kompliziertes Architekturkonzept beruhte auf einer genauen Planunterlage, die von einem Baumeister erstellt wurde, der auch gute Kenntnisse über Astronomie besaß“, erklärt der 78-jährige John Zimmer.

Schilda lässt grüßen

Und ebendieses doch für Luxemburger Verhältnisse einmaliges Lichtspiel wollte uns der Experte am vergangenen Samstag zum ersten Mal zeigen und so auch dokumentieren. Doch der gute Mann hatte die Rechnung scheinbar ohne den „Service des sites et monuments“ gemacht. Wir staunten nicht schlecht, als wir am Samstag vor Ort waren. Ein Besuch der Wohnetage des Kriechinger Hauses war ganz einfach unmöglich, da … am Montag letzter Woche die jahrzehntealte Holztreppe kurzerhand entfernt wurde!

„Die Direktion der ‚Sites et monuments‘ wusste sehr wohl Bescheid um das, was sich hier am Tag der Sommersonnenwende abspielen wird, und dennoch hat man es zugelassen, dass eine Firma den einzigen Zugang zu dieser Wohnetage sechs Tage vorher entfernt. Fragen Sie mich jetzt nicht, was ich darüber denke, aber ich habe da so meine Vorstellungen …“, so ein entmutigter John Zimmer am Samstagmorgen. Auf die Frage, warum gerade jetzt, soll es seitens der genannten Verwaltung geheißen haben, die Abrissfirma hätte eben jetzt Zeit gehabt. 

„Es soll eine neue Treppe aus Stahl mit Holzverkleidung hinkommen“, so der Verwalter der Burg, Marc Nicolay, der sich seit über 20 Jahren mit voller Hingabe um die Burgruinen und die Besucher kümmert. Wann dies der Fall sein wird, wusste er nicht, er hob lediglich hervor, dass bereits seit sieben Jahren an dieser Treppe geplant wird.

Ein langgehegter Wunsch

Da wir schon einmal vor Ort waren, machten wir, enttäuscht, wie wir waren, dann doch einen Rundgang durch die Burgruinen, die u.a. dank einer sehr schön angelegten Terrasse in einem kleinen Park zum längeren Verweilen einladen. Zu dem Zeitpunkt waren auch Gäste aus Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Italien auf der Burg.

Das, was uns gleich bei unserer Stippvisite aufgefallen ist, bemängelten die angesprochenen Gäste ebenfalls unisono. Die Burg an sich ist absolut einen Besuch wert, aber leider gibt es auf dem gesamten Rundgang kein einziges Hinweisschild, auf dem es Erklärungen zur Geschichte der Burg oder zu dem, was der Besucher gerade vor Augen hat, gibt. Darauf angesprochen meinte Marc Nicolay nur: „Soweit ich zurückdenken kann, wird über solche Tafeln diskutiert. Mit dem Resultat, dass noch immer keine vorhanden sind …“

Wäre das nicht die Rolle des „Service des sites et monuments“? Auf der Internetseite dieser staatlichen Verwaltung findet man schnell die Antwort auf diese Frage: „Le Service des sites et monuments nationaux, institut culturel de l’Etat, a pour mission principale l’étude, la conservation, la protection et la mise en valeur du patrimoine architectural national, à savoir le patrimoine rural et urbain, le patrimoine féodal et fortifié, le patrimoine religieux, le patrimoine paysager ainsi que le patrimoine industriel.“