GroßregionLosheim: Wakeboard, Klettern und Vier-Sterne-Campen kommen 

Großregion / Losheim: Wakeboard, Klettern und Vier-Sterne-Campen kommen 
Rund 70 Kilometer ist der Losheimer See von Esch/Alzette entfernt, von Schengen aus 40 Kilometer Foto: Wiebke Trapp

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Losheim am See (D) will beim Tourismus weiter ganz vorne mitspielen. Wer nicht investiert, bleibt auf der Strecke, ist das Credo des parteilosen Bürgermeisters Helmut Harth (57). Deshalb soll der Stausee, wegen dem viele Luxemburger die Gemeinde kennen, mit seinem Angebot aufgewertet werden.

Der Tourismus ist für die saarländische Gemeinde wichtig und der vordere Rang unter den saarländischen Top-Destinationen hart erarbeitet. Die beiden Hotels direkt am See gehören nach Rathaus-Angaben zu den bestausgelasteten im Saarland, das Gewässer selbst ist ein „Leuchtturm“ für die Region. Im Vergleich zum mehr als zehn Mal so großen Obersauer-Stausee in Luxemburgs Norden wirkt er beschaulich, ist aber kein Trinkwasserreservoir.

Zu verdanken hat ihn die Gemeinde dem Straßenbau. Als der Losheimer Bach wegen der neuen Verbindungsstraße zwischen Trier und Saarbrücken Anfang der siebziger Jahre gestaut wurde, sprach man noch von „Fremdenverkehr“. Das war der Startschuss für das, was heute unter „Tourismus“ läuft und seitdem Jahr für Jahr viele Besucher anzieht. Verschiedene Infrastrukturen von damals sind allerdings in die Jahre gekommen.

„Masterplan“ für den See 

Zu sehr in die Jahre gekommen, finden die Verantwortlichen im Rathaus. „Im europäischen Vergleich ist jeder Standort, der sich nicht weiterentwickelt, irgendwann abgehängt“, sagt der Losheimer Bürgermeister Helmut Harth. Dabei profitiert die 16.500-Einwohner-Gemeinde schon jetzt von der Tatsache, dass es auf Gemeindegebiet zwölf prämierte Premium-Wanderwege gibt. Dennoch bleibt der See mit an Sonn- und Feiertagen bis zu 10.000 Besuchern Dreh- und Angelpunkt.

Im Wettlauf um das beste Angebot zur „Vakanz doheem” nach der Coronakrise oder im nahen Ausland hat die Gemeinde einen „Masterplan” zur Generalüberholung und Modernisierung des Seeareals entwickelt. Die größte Investition ist mit rund 1,5 Millionen Euro die Sanierung des Campingplatzes. Er ist mit 700 Plätzen für Dauercamper und Laufkundschaft der zweitgrößte im Saarland.

Von drei auf vier Sterne hochrüsten

„Camping ist wieder ’in’“, sagt Rathauschef Harth und gibt damit eine Beobachtung wieder, die auch in Luxemburg gemacht wird. 2019 noch verzeichnete die Camprilux, unter deren Dach rund 60 Plätze im Großherzogtum vereinigt sind, ein „Rekordjahr“. Der Camper von heute hat indessen andere Ansprüche als früher. Ecolabel, ein Frühstücksangebot auf dem Platz, Wohnmobilstellplätze, fertig aufgestellte Zelte oder Tiny Houses zusammen mit ökologisch modernisierten Sanitäranlagen sollen das bisherige Drei-Sterne-Niveau auf vier Sterne bringen.

Die zweite große Investition ist eine neue moderne Tourist-Info als Anlaufstelle für die Gäste. Das bisherige Gebäude mit dem ländliche Gemütlichkeit ausstrahlenden Holzambiente ist nicht mehr zeitgemäß. Genau gegenüber soll ein neues für 1,5 Millionen Euro entstehen, in dem die acht fest angestellten Mitarbeiter des Eigenbetriebs nach Fertigstellung einziehen sollen. „Die Haustür verrät den Charakter des Hausherrn“, sagt Harth. „Wenn wir unseren Anspruch als führende Tourismusgemeinde im Saarland einlösen wollen, dann müssen wir uns entsprechend darstellen.“

Wakeboard und Klettern über dem See 

Um den Freizeitspaß zu erhöhen, sollen die bisherigen Sportangebote wie Segeln, Surfen, Tretbootfahren oder Stand-up-Paddling ausgeweitet werden. Auf zwei Hektar Wasserfläche ist am der Liegewiese gegenüber liegenden Ufer eine Wakeboard-Anlage samt Schlepplift sowie ein Hochseil-Kletterareal über dem Wasser geplant. Kostenpunkt: rund eine Million Euro.

Wie am Obersauer-Stausee hat auch der Losheimer See mit Blaualgen bei lang anhaltender Hitze zu kämpfen, wie gerade erst letztes Jahr. Deshalb soll am nordwestlichen Ende des Sees ein Biotop entstehen, in dem sich seltene Vögel und Amphibien ansiedeln können. Es reinigt gleichzeitig natürlich den Wasserzulauf zum See und stellt die Nutzung während der ganzen Badesaison sicher.

Die Pläne sind ehrgeizig. Die Befürchtung, dass sich das Angebot des modernisierten See-Areals mit den Wünschen des naturverbundenen Wandertouristen beißt, hat der Bürgermeister nicht. Erstens kommen die neuen Angebote auch den Einheimischen zugute. Zweitens gehört ein gutes Freizeit- und Kulturangebot zu den Faktoren, die eine Entscheidung für den Standort erleichtern, und drittens spielt sich das touristische Angebot zentral am Stausee und damit auf 50 Hektar von insgesamt 96 Quadratkilometern Gemeindegebiet ab. Genug Platz für alles also.

Losheim am See (D)

Losheim am See hat 12 Ortsteile und rund 16.500 Einwohner. 12 prämierte Wanderwege des Deutschen Wanderinstituts bescheren der Gemeinde – den See ausgenommen – wachsende Beliebtheit. Die Covid-19-Krise hat einen regelrechten „Boom“ beim Wandern gebracht. „Wir haben in dieser Zeit viele Neuwanderer hinzubekommen“, sagt Christina Jochum (37), die Geschäftsführerin des Eigenbetriebs Touristik, Freizeit und Kultur in Losheim am See. „In den Infobüros gab es ungeheuer viele Nachfragen von Gästen, die noch nie hier waren.“ In den Hochzeiten der Covid-19-Krise waren die Dörfer, wo „Schluchtenpfad“, „Felsenweg“, „Bergener“, „Steinhauerweg“ oder „Waldsaumweg“ starten, zugeparkt. Zudem liegt die Gemeinde über etwas mehr als 28 Kilometer direkt am insgesamt 410 Kilometer langen Saar-Hunsrück-Steig , der 2017 zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt wurde und ähnliche Bekanntheit genießt wie in Luxemburg der Müllerthal-Trail . Auch die Übernachtungsmöglichkeiten sind vergleichbar. Große Hotels sind hier kaum anzutreffen, dafür viele Pensionen, Gästezimmer und Ferienwohnungen aus privater Hand. Rund um den See gibt es mit dem gerade neu verpachteten Seegarten Bistro, dem „Maison au Lac“, dem Seehotel und dem Hochwälder Brauhaus ein vielseitiges Gastronomieangebot. Direkt am See liegt der fünf Hektar große „Seegarten“, der dem Netzwerk „Gärten ohne Grenzen“ angegliedert ist. Auf dem 4,5 Kilometer langen Spazierweg rund um den See kann das ganze Areal umrundet werden. Seit dem 11. Juni ist der Stausee wieder zum Baden freigegeben, die Zahl der Plätze ist auf 2.000 Besucher pro Tag beschränkt. Der Ticketverkauf erfolgt derzeit nur online unter www.ticket-regional.de.