EschWie Vereine die „Absage“ des Nationalfeiertags trifft: Keine Party, kein Geld!

Esch / Wie Vereine die „Absage“ des Nationalfeiertags trifft: Keine Party, kein Geld!
Vereinsleben wird beim Nationalfeiertag in Esch großgeschrieben. Die Klubs defilieren vor dem erbgroßherzoglichen Paar, gleichzeitig sorgen sie mit ihren Ständen für das kulinarische Wohl.  Foto: Editpress-Archiv

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Nationalfeiertag in Esch. Das ist in der Regel ein großes Volksfest, an dessen Gelingen die Escher Vereine mit ihren Ständen auf dem Stadthausplatz maßgeblichen Anteil haben. Die Feierlichkeiten fallen in diesem Jahr aus, was für eine Reihe Klubs eine sehr schlechte Nachricht ist. Vor allem aus finanziellen Gründen. Das Tageblatt hat bei fünf Vereinen nachgefragt. 

Für die „Grenzer Scouten“ ist der Ausfall der Feierlichkeiten am Vorabend zum Nationalfeiertag gleich im doppelten Sinn ärgerlich. „Es sollte in diesem Jahr eine ganz besondere Feier sein“, erklärt Christian Weis, „chef de groupe adjoint“ der Grenzer. Der traditionelle Besuch des erbgroßherzoglichen Paares wäre 2020 nämlich schon etwas Besonderes gewesen. Erstens kam Anfang Mai mit Prinz Charles das erste Kind von Stéphanie und Guillaume zur Welt, und zweitens hätte sich das zukünftige Staatsoberhaupt erstmals als Chefscout in Esch präsentiert. Den ranghöchsten Posten der Pfadfinder in Luxemburg übernahm Guillaume nach dem Tod seines Großvaters Jean im vergangenen Jahr. 

„Geplant war, dem Lagerfeuer einen zentraleren Platz einzuräumen. Dafür hätte es eine spezielle Holzdekoration gegeben. Und wir wollten besondere Halstücher tragen“, erzählt Christian Weis. Die Mehrausgaben chiffriert er auf rund 8.000 Euro. „Glücklicherweise konnten wir noch alles rechtzeitig stoppen.“ Das Entzünden des Lagerfeuers ist in Esch traditionell der offizielle Startschuss zum Volksfest und gleichzeitig der Abschluss des Besuchs des erbgroßherzoglichen Paares in der zweitgrößten Stadt des Landes.

Die Einnahmen durch den Nationalfeiertag fehlen den Pfadfindern trotzdem. In Esch sorgen die Vereine für das kulinarische Wohl der Partygäste, auch das ist Tradition. Damit füllen sie ihre Vereinskassen. „Der Nationalfeiertag ist unsere Haupteinnahmequelle des Jahres, er macht zwischen einem Drittel und der Hälfte unserer Einnahmen aus“, erklärt Christian Weis. Mit dem Geld werden u.a. Pfadfindercamps organisiert. Da diese im Moment aufgrund von Covid-19 eh nicht möglich sind, halten sich die negativen Folgen der Corona-Krise in Grenzen.

Was aber noch lange nicht für alle Vereine gilt. Bei der US Esch zum Beispiel nahm man am Nationalfeiertag in etwa so viel ein wie sonst in fünf bis sechs Heimspielen des Fußballvereins, erklärt Sekretärin Cristina Faria. „Das hat dann schon einen großen Einfluss auf unseren Club, zumal eine ganze Reihe anderer Veranstaltungen ausgefallen sind. Die ‚Nuit des sports’, auf der wir immer Gegrilltes verkauft haben, aber auch unser Pfingstturnier und das Jugendturnier.“ Wie sich das aufs Budget für die kommende Saison auswirke, müsse man abwarten, so die Vereinssekretärin. Die „kleine“ US spielt immerhin in der Ehrenpromotion, der zweithöchsten Spielklasse des Landes. Da ist der finanzielle Einsatz nicht unerheblich.

1.500 Euro für die Vereinskasse

Der 2016 neu gegründete Boxclub Esch ist da in bescheideneren Dimensionen unterwegs. Die Einnahmen des Vereins werden in erster Linie zur Materialanschaffung benutzt. Und, um den Mitgliedern einen möglichst niedrigen Jahresbeitrag anzubieten. Denn der Boxclub sieht sich nicht als reiner Sportverein, die soziale Komponente steht stets im Vordergrund. Demnach beschränken sich die Vereinsaktivitäten nicht ausschließlich auf die Trainingseinheiten in Brill-Viertel. Am Nationalfeiertag betreibt der BCE seit 2017 einen Getränkestand, an dem es vor allem zu später Stunde mitunter hoch hergeht. Dort wird unter anderem der berüchtigte Uppercut angeboten, wobei der Name Programm ist. 2019 nahm der Verein durch den Getränkeverkauf an den zwei Tagen exakt 3.535 Euro ein. Bei Kosten von etwas mehr als 2.000 Euro bleiben unter dem Strich 1.500 Euro für die Vereinskasse übrig. „Das macht grob geschätzt rund ein Viertel unseres Jahresbudgets aus“, erklärt Präsident Boris Molitor. „Da auch unsere Gala auf Belval abgesagt werden musste, fehlt jetzt schon relativ viel Geld. Und natürlich nutzten wir die Veranstaltungen auch, um als junger Verein auf uns aufmerksam zu machen.“ Auf der anderen Seite habe man relativ geringe Ausgaben, sodass die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise zumindest für dieses Jahr klein gehalten werden können.

Was man bei der „Rancho Folclorico Provincias de Portugal“ nicht behaupten kann. Denn der Jahreshöhepunkt, die „Fête de la St-Jean“, fällt aus. Oft fand sie gleich im Anschluss zum Nationalfeiertag statt, sodass der Verein drei Tage hintereinander auf dem Stadthausplatz präsent war. „Die Verkäufe an diesen Tagen haben die Veranstaltung finanziert“, erzählt Präsident Manuel Cavaleiro. „Jetzt haben wir keinerlei Einnahmen mehr, schon seit drei Monaten.“ Die Folklore-Vereinigung betreibt ein Vereinsheim, das seit dem Lockdown geschlossen ist, aber laufende Kosten verursacht. Normalerweise werde dort zweimal die Woche trainiert, was natürlich auch Einnahmen bringe, so Cavaleiro. Außerdem habe man für neue Kostüme der rund 60 Tänzer und Tänzerinnen fast 15.000 Euro investiert. Die werde man nun im kommenden Jahr anziehen, so Cavaleiro.

Die Gemeinde hilft

In schlechten Tüchern steckt auch die Jugendkommission des Fußball-Rekordmeisters Jeunesse Esch, die jedes Jahr einen Essens- und Getränkestand rund um den Nationalfeiertag anbietet. Durch die Absage der „Cavalcade“, des „Hiehl Cup“ und des Nationalfeiertags gehen der Jugendabteilung Einnahmen von 5.000 Euro durch die Lappen. Dabei wäre dieses Geld momentan dringend nötig, hat man bei der Jeunesse-Jugend doch viel vor. Ziel ist, eine regelrechte Jugendakademie auf die Beine zu stellen.

Immerhin aber ist Hilfe durch die Gemeinde in Aussicht. Ende Mai hatte der Gemeinderat eine Motion von Dan Codello zur Unterstützung der lokalen Vereine in der Corona-Krise angenommen. Eine „Commission solidarité“ wurde eigens hierfür ins Leben gerufen. Die wird ihre Arbeit in Kürze aufnehmen. Mit ersten Ergebnissen können die Escher Vereine demnächst rechnen. Bis dahin heißt es aber weiter, den Gürtel etwas enger zu schnallen.                   

Der diesjährige Nationalfeiertag in Esch

Feuerwerk, Bühne, Musiker, Einladungen und der Empfang im Stadthaus fallen in diesem Jahr allesamt aus. Damit spart die Gemeinde im Vergleich zum letzten Jahr 75.000 Euro. Als kleiner Trost für die Bürger ist eine Rede von Bürgermeister Georges Mischo geplant, die auf EschTV und im Livestream auf www.esch.lu ausgestrahlt wird. Ein erstes Mal läuft die Ausstrahlung am 22. Juni um 19.00 Uhr, dann am 23. Juni um 11.00 Uhr und noch einmal am 28. Juni nach dem Tedeum. Zwischen dem 24. und dem 27. Juni läuft regelmäßig eine Wiederholung der Rede auf EschTV. Wer am Vorabend des Nationalfeiertags etwas in der „Minettemetropole“ unternehmen will, dem bleibt die „Kufa Summer Bar“. Im Innenhof der Kulturfabrik findet zwischen 19.00 und 22.00 Uhr ein DJ-Set mit Plastic Pedestrian statt und auch am Nationalfeiertag selbst hat die „Summer Bar“ von 14.00 bis 22.00 Uhr geöffnet.

Jerry Scholer
20. Juni 2020 - 16.27

Wenn mir Letzebuerger den Nationalfeierdag nach just op den Goss maachen reduzéieren fir d’Kees vun den Klippercher opzefellen, sollten mir den Nationalfeierdag schnell ofschaafen. Et get keen Klub am Land den kéng Subsidien kritt, also en beschen wéi virun etlechen Joeren , Idealismus weisen, kéng Paien un Traineren, Spiller, Komiteesmemberen méi bezuelen , urappen vlaicht en Bal, Tombola organiséieren, Memberskaarten verkaafen.