NeuseelandPornos sind nicht die Realität: Regierung wirbt mit lustigem Spot für Sicherheit im Netz

Neuseeland / Pornos sind nicht die Realität: Regierung wirbt mit lustigem Spot für Sicherheit im Netz
Screenshot aus dem Spot der neuseeländischen Regierung Foto: Screenshot

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Um über Sicherheit im Netz zu informieren, hat die neuseeländische Regierung zu ungewöhnlichen Maßnahmen gegriffen: Sie setzt nackte Pornodarsteller ein, die das knifflige Thema mit Humor angehen.

Es klingelt. Die Mutter – im Bademantel und noch mit einem Handtuch am Kopf – öffnet zunächst gut gelaunt die Tür. Doch schnell verschlägt es ihr die Sprache, als sie das splitterfasernackte Paar vor sich sieht. „Ich bin Sue, das ist Derek“, stellt sich die Frau fröhlich vor. „Wir sind hier, weil Ihr Sohn im Internet nach uns gesucht hat – um uns zuzuschauen.“

Das plötzliche Erscheinen der Pornodarsteller, deren Nacktheit geschickt verborgen ist – ein Gartentürchen verdeckt die Pos, die Kaffeetasse der Mutter die Brüste der Frau – ist der humorvolle Start für einen Werbespot der neuseeländischen Regierung. Dabei geht es um Sicherheit im Internet für Kinder und Jugendliche. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 hatte ergeben, dass junge Neuseeländer an erster Stelle das Internet nutzten, um über Sex zu lernen, und dass ein Drittel der beliebtesten pornografischen Videos keinen einvernehmlichen Geschlechtsverkehr zeigen.

In dem 60 Sekunden langen Film für die Kampagne „Keep It Real Online“ berichten die Schauspieler, die sich als Pornostars ausgeben, der Mutter, die von der neuseeländischen Komikerin Justine Smith gespielt wird, dass ihr Sohn ihre Sex-Clips angeguckt habe: „Auf seinem Laptop, iPad, der Playstation, seinem Telefon, Ihrem Telefon, dem Smart-TV-Projektor …“

Normalerweise würden sie ja nur für Erwachsene auftreten, aber der Sohn – der kurz darauf im Hintergrund mit Laptop und Müslischüssel in der Hand auftaucht – sei ja noch ein Kind. Er wüsste wahrscheinlich noch nicht einmal, wie Beziehungen ablaufen würden. Sie würden nicht einmal über Einverständnis beim Sex sprechen, sondern gleich loslegen. „Ja, und ich würde mich im wirklichen Leben niemals so verhalten“, sagt der Mann, bevor dem geschockten Sohn die Schüssel aus der Hand fällt, und seine Mutter sagt, es sei wohl an der Zeit, sich darüber zu unterhalten, was der Unterschied zwischen dem sei, was man online sehe, und wie Beziehungen im echten Leben ablaufen würden.

Der Werbespot, der zu einer Serie gehört, die auch andere schwierige Themen wie Cybermobbing, Online-Gefahren durch Pädophile und gewalttätige Inhalte im Netz behandelt, hat inzwischen eine große Fangemeinde aufgebaut. Über 1,2 Millionen Menschen haben den Film bereits auf Youtube angeschaut und über 500 Kommentare loben die Schaupieler und die clevere, humorvolle Umsetzung.

Pornos spiegeln nicht die Realität wider

Das Ziel des Werbespots sei es, „Eltern und Betreuern die Möglichkeit zu geben, mit ihren Kindern über die Gefahren der Online-Welt zu sprechen“, schrieb die neuseeländische Werbeagentur Motion Sickness, die den Spot innerhalb von vier Wochen produzierte, auf Facebook. „Wir haben uns bewusst bemüht, den oft konfrontierenden Themen etwas Humor zu verleihen, um sie ein wenig zugänglicher zu machen.“

Keep It Real Online – Pornography

Many young Kiwis are using porn to learn about sex. Get help & advice at www.keepitrealonline.govt.nz

Auf der Website der Regierung heißt es: „Es ist normal, dass junge Menschen neugierig auf Sex sind.“ Der beste Weg, sie zu unterstützen, sei, „offene, ehrliche Gespräche darüber zu führen“, was sie vielleicht zu Gesicht bekommen könnten und wie es sich von echtem Sex und echten Beziehungen unterscheide.

Gespräche über Sex und Pornografie könnten durchaus unangenehm sein – schreiben die Neuseeländer weiter – doch es würde helfen, geduldig zu sein, den richtigen Moment auszuwählen und zuzuhören, was die Kinder zu sagen hätten. Im Gespräch solle man die Kinder aber auch darüber informieren, dass Pornos nicht die Realität widerspiegeln und was sexuelle Einwilligung und Respekt bedeuten.