EditorialPräsident ohne Menschlichkeit: Wieso wir die Proteste in den USA unterstützen sollten

Editorial / Präsident ohne Menschlichkeit: Wieso wir die Proteste in den USA unterstützen sollten
Auf dem Weg zurück ins Weiße Haus: Davor ließ Trump friedliche Demonstranten von der Polizei mit Tränengas vertreiben, um bei einem Fototermin grimmig eine Bibel in die Kameras zu halten Foto: AFP/Brendan Smialowski

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Bis zum November bleibt es spannend. Dann entscheidet sich, ob die Welt ohne Donald Trump weiterdrehen kann. Es wäre uns allen zu wünschen, und die Chancen, dass sich der Wunsch erfüllt, stehen nicht schlecht.

Trump versagte in der Covid-19-Krise völlig und tut es bei den „Black Lives Matter“-Protesten nicht minder eklatant. Jede Krise endet damit, dass sie die Mängel dieses Präsidenten noch einmal deutlicher ausleuchtet. Weiterhin stehen zahlreiche Amerikaner hinter der Politik ihres Präsidenten, aber es werden zusehends weniger.

Den Einstieg des US-Präsidenten in das Wahljahr begleiten inzwischen 110.000 Corona-Tote, 40 Millionen neue Arbeitslose sowie Proteste gegen Rassismus, Polizeigewalt und Ungleichheit quer durch die Vereinigten Staaten. Trumps demokratischer Konkurrent um die kommende Präsidentschaft Joe Biden liegt mittlerweile in allen Umfragen vorne. Biden gelingt das, indem er zeigt, wie es anders aussehen könnte, nicht indem er Trump aggressiv angeht. Nun verdichten sich die Zeichen, dass der Demokrat sich für Kaliforniens schwarze Senatorin Kamala Harris als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft entscheiden könnte. Das würde Biden neue Stimmen sichern. Und Trump weiter unter Druck setzen.

Noch vier weitere Jahre Trump, und die Welt wäre wohl vollends aus den Angeln gehoben. Trump wickelt nicht nur die internationale Zusammenarbeit ab, der US-Präsident zieht auch unser aller Aufmerksamkeit fast ausschließlich auf sich selber. So sehr, dass das, was um uns herum geschieht, aus dem Blickfeld gerät. Der Krieg in Libyen etwa findet kaum mehr Erwähnung, auch in Europa nicht, obwohl es um unsere direkte Nachbarschaft geht. Die Annexions-Pläne Israels, das weitere Geschacher in Syrien, die Machtspiele Russlands und der Türkei in Syrien wie in Libyen – alles verschwindet im dumpfen Schatten von Trumps Dauerfeuer auf die Stabilität all möglicher Institutionen, seiner stetigen Spatenhiebe tief hinein in jedweden gesellschaftlichen Zusammenhang.

Was Trump auch an Widersprüchlichem, Verachtenswertem sagt und tut, es ist allgegenwärtig. Aber auch seine Belanglosigkeiten und Lächerlichkeiten, die brutale Banalität seiner Persönlichkeit sind es. Trumps narzisstische Allüren und offen zur Schau getragene Empathielosigkeit drohen damit über stetige Wiederholung erst banalisiert und dann zur Norm zu werden. Auch deswegen brauchen die USA einen neuen Präsidenten.

Die Anti-Rassismus-Proteste in den USA sind auch ein Auflehnen gegen Trump, der die Demonstranten früh übelst beschimpfte und neben der amerikanischen Prügel-Polizei auch das Militär gegen sie in die Straßen schickte. Das Volk als Feind, das kann nicht gut gehen.

Die Proteste in den USA zeigen das andere, das kosmopolitische, offene und kultivierte Amerika. Das macht sie im Ausland doppelt unterstützenswert. An erster Stelle wegen ihres Kampfes gegen Rassismus. Aber auch wegen der mit ihnen geteilten Hoffnung auf ein anderes Amerika – eines, das bei all seiner Widersprüchlichkeit immerhin noch tief im Innern etwas Menschlichkeit erkennen lässt. Mit Trump, das hat der Mann die vergangenen dreieinhalb Jahre im Weißen Haus eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wird das nicht möglich sein.

Trara
10. Juni 2020 - 20.54

@Lully "wa mer ons do nêt iiren den D.T. huet ee groussen Deel vun der Bevölkerung hannert sêch stoen, dat hun déi läschte Waalen jo däitlêch bewisen" Ech weess net wat Dir 'däitlech' nennt, mä hien hat der manner wéi d'Hillary.

Jos.Reinard
10. Juni 2020 - 18.49

Danke geschätzter Frank, Ja, die Technik hat auch so ihre Tücken, freundlichst

Frank Goebel
10. Juni 2020 - 18.29

Werter Jos, manchmal kann es tatsächlich eine Weile dauern, bis ein Kommentar es durch die Redaktion schafft. Solange ein Kommentar die Form und die guten Sitten wahrt sowie die Regeln der Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik einigermaßen einhält, veröffentlichen wir diesen auch. Beste Grüße - Ihre Redaktion

trotinette josy
10. Juni 2020 - 15.12

Dass die Religionsgemeinschaft, der dieser unfähigster und heuchlerischster aller US Präsidenten angehört, es widerspruchslos hinnimmt, dass er sich auf die Bibel beruft, ist eine Schande und ein Skandal. Ein Grund mehr aus der Kirche auszutreten.Leider sieht es so aus, als ob die Dummen und die Bösen momentan das Sagen haben.

Jos.Reinard
10. Juni 2020 - 12.41

Das Internet ist doch ne komische Sache. Da kommentiert man einen Artikel, vielleicht nicht so ganz im Sinne des Autor's, fährt mal kurz zum Covidtest, schaut erneut den Artikel an. Aha 3 Kommentare, der Eigene, Fehlanzeige. Obwohl die Absendezeit 9:55 war und die nächsten mit 10:45 und 11:22 angegeben werden. Also von der Redaktion nach Ueberprüfung wohl doch abgelehnt? Komisch, schaut man im ( Verlauf ) den Artikel an, erscheint der eigene Kommentar dann doch. Leider wartet er aber auch da noch immer auf die Moderation, freundlichst

Laird Glenmore
10. Juni 2020 - 11.22

D. Trump muß weg, er ist ein Gangster im weißen Kragen, der nicht nur Amerika gefährdet sondern auch mit seinen Eskapaden den Weltfrieden. Man kann nur hoffen das die Amerikaner nach drei Jahren endlich begriffen haben was für einen Fehler sie bei der letzten Wahl gemacht haben. D. Trump ist ein Blender der mit aller Macht versucht am Ruder zu bleiben wahrscheinlich auch mit Waffengewalt wenn er sieht das seine Felle baden gehen.

Lully
10. Juni 2020 - 10.45

wa mer ons do nêt iiren den D.T. huet ee groussen Deel vun der Bevölkerung hannert sêch stoen, dat hun déi läschte Waalen jo däitlêch bewisen trotz sengen onméiglechen Optrêter a Verhalensmetoden, bläiwt hie nach, zu onsem Erstaunen standhaft, elo mol nach, bis den November ka nach vill Waasser de Bierg rof rullen dann ass sei Gegner, de J.B. nêt onbedengt dee Kandidat, wou d'Läit dropsprangen, dat wor och schons bei de läschte Waalen de Fall Ass de Gegekandidat schwach, steigen dem D.T. seng Chancen de J.B. ass keen Obama, bei dem hät den D.T. keng Chancen, leider ass dat awer nêt esou da kucke mer wat d'Zäit brengt Êt ass vollkomme richteg wat Dir schreiwt, dat Welt, haaptsächlech am Noen-Osten an den Hannergrond gereckt ass dat gesäit absolut nêt gud fiir d'Palestinenser aus, vu mir aus gin êch hei kee Commentaire oof wat déi Situatioun betrefft Leider lisst déi ganz Welt Alles geschéien, wat vun Amerika decidéiert, gêt stillschweigend ugehol, ouni mol ee Piip Lully

Jos.Reinard
10. Juni 2020 - 9.55

Geschätzter Armand Back, Daß viele Machthaber auch nur Menschen sind und allerlei Schwächen aufweisen ist uns leider schon seit eher bekannt. Und daß Ihnen als Journalist das Recht zusteht die Politik in all ihren Facetten zu beleuchten, gehört unweigerlich zu Ihrem Beruf. Auch Ihre eigene Meinung können Sie frei äussern. Der Satz: " Es wäre uns ALLEN zu wünschen usw", da liegen Sie etwas daneben. Ihr Artikel ist eine Schmähschrift an den aktuellen US Präsidenten. Als Antwort empfehle ich Ihnen folgendes Video: www.youtube.com/watch?v=J_cANcW66CQ&feature=youtu.be Sie sollten Ihren Leser, diese Rede vom amtierenden US Präsidenten nicht vorenthalten und veröffentlichen. Was sich zur Zeit in den USA abspielt , veranschaulicht eindrucksvoll das Editorial/Titelbild. freundlichst

HTK
10. Juni 2020 - 9.05

Michele Obama hat's auf den Punkt gebracht.In ihrer flammenden Rede,ohne Fremdworte und ohne Schachtelsätze,so dass Trump sie auch verstehen konnte,hat sie dieses Individuum bloßgestellt.Auch seine heißesten Anhänger müssten mittlerweile wissen,dass sie einen groben Fehler gemacht haben. Im November ist Zahltag,hoffentlich.Denn in diesem Land scheint mittlerweile alles möglich.