ZentralbankEZB macht im Kampf gegen Pandemiefolgen 1,35 Billionen Euro locker

Zentralbank / EZB macht im Kampf gegen Pandemiefolgen 1,35 Billionen Euro locker
Europas Zentralbank weitet ihr Anleihenprogramm auf 1,35 Billionen Euro aus Foto: AFP/Daniel Roland

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Angesichts eines historischen Konjunktureinbruchs in der Eurozone weitet die EZB ihr Notfallprogramm gegen die Folgen der Corona-Pandemie kräftig aus. Sie erhöhte das Volumen ihrer dafür eingesetzten Anleihenkäufe von bislang 750 Milliarden auf 1,35 Billionen Euro.

Wie die EZB nach ihrer geldpolitischen Sitzung am Donnerstag weiter mitteilte, soll das bislang bis Jahresende terminierte „Pandemic Emergency Purchase Programme“ – kurz PEPP – bis mindestens Ende Juni 2021 verlängert werden. Die Währungshüter erhoffen sich davon, dass die hart getroffene Wirtschaft des Euroraumes wieder auf die Beine kommt – insbesondere durch verbesserte Finanzierungsbedingungen für Firmen und Haushalte.

Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank meinte, dass die Ausweitung der Wertpapierkäufe vor allem schuldengeplagten Ländern, wie etwa Italien und Griechenland, zugutekomme: „In Anbetracht einer massiv steigenden Staatsverschuldung taucht die Frage nach der Schuldentragfähigkeit auf. Die Käufe der EZB sind für diese Staaten reiner Balsam.“

Der Wirtschaftsweise Volker Wieland stieß ins selbe Horn: „Die EZB geht nun erneut in Vorlage. Für hoch verschuldete Staaten hängt die Umsetzung ihrer teuren Konjunkturpläne stark von der EZB ab, die mit ihrer Politik die Zinsen drückt und die Finanzierung attraktiver macht.“ Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe zeigte sich überrascht über den Umfang der Aufstockung des Notprogramms: „Mit den neuen 600 Milliarden Euro ist der Schluck aus der Flasche groß. Dies lässt auf grottige Wachstums- und Inflationsprojektionen schließen.“

Strafzinsen für Banken bleiben

Die Corona-Rezession wird der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge schwerer ausfallen als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum dürfte in diesem Jahr um 8,7 Prozent einbrechen, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung in Frankfurt mitteilte. Noch im März hatten die Ökonomen der Zentralbank ein Wachstum von 0,8 Prozent für möglich gehalten. Für die kommenden beiden Jahre wird mit einer spürbaren Erholung gerechnet: 2021 soll es zu einem Wachstum von 5,3 Prozent und 2022 zu 3,3 Prozent reichen. Bislang waren 1,3 und 1,4 Prozent vorausgesagt worden.

Die schwere Krise dürfte die Inflation dämpfen. Für dieses Jahr wird lediglich mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 0,3 Prozent gerechnet. Bislang war die EZB von 1,1 Prozent ausgegangen. Den Leitzins ließ der EZB-Rat unverändert bei null Prozent. Der Einlagensatz blieb auf dem bisherigen Niveau von minus 0,5 Prozent. Damit müssen Banken weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Euro-Notenbank überschüssige Gelder parken.