Erste Resultate der MassentestsNur zehn Altenheim-Bewohner hatten „versteckte Corona-Infektionen“

Erste Resultate der Massentests / Nur zehn Altenheim-Bewohner hatten „versteckte Corona-Infektionen“
Bei nur zehn Bewohnern und zehn Mitarbeitern von Luxemburgs Pflegeheimen wurde eine „stille Infektion“ mit dem Coronavirus entdeckt Symbolfoto: dpa/Oliver Berg

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Seit Ende April läuft der Massentest: Die Bewohner und Mitarbeiter aller 52 Luxemburger Alten- und Pflegeheime sollen einem Corona-Test unterzogen werden. Am Freitag nahmen die Teams von Gesundheitsdirektion, LNS und LIH die letzten beiden Heime unter die Lupe. Ein erstes Ergebnis gibt es bereits jetzt: Die Zahl der entdeckten Infektionen ist offenbar äußerst klein.

Bei zehn Bewohnern und zehn Mitarbeitern der Luxemburger Altenheimen wurde eine „verdeckte“ Corona-Infektion festgestellt. Das ist das Zwischenergebnis des Massentests, den das LNS und die Gesundheitsdirektion seit Ende April in den Luxemburger Alten- und Pflegeeinrichtungen gemacht haben. Bei dem „Screening“ sollen alle asymptomatischen Bewohner und Mitarbeiter der 52 Einrichtungen des Landes auf das Coronavirus getestet werden.

„Bis jetzt haben wir die Tests von 4.805 der 5.234 Bewohner und von 6.225 der 7.710 Mitarbeiter ausgewertet“, erklärt Françoise Berthet, Vizedirektorin bei der Gesundheitsdirektion. „Die Zahlen der unentdeckten Infektionen sind mit zehn Bewohnern und zehn Mitarbeitern sehr niedrig.“ Für Berthet und die „Santé“ bedeutet dieses Ergebnis vor allem eines: Sicherheit. „Das heißt, dass das Virus sich nicht verbreitet hat, ohne dass wir es gemerkt haben“, sagt sie.  

Test für den Test

Seit Ende April waren Teams, die aus Mitarbeitern des „Laboratoire national de santé“ (LNS), des „Luxembourg Institute of Health“ (LIH) und der Gesundheitsinspektion der „Santé“ bestanden, in den Luxemburger Alten- und Pflegeheimen unterwegs. Fünf Einrichtungen wurden vorab ausgewählt, um erste Erfahrungen zu sammeln. „Wir wollten dort überprüfen, ob die Logistik funktioniert und wie viele Leute wir brauchten“, sagt Berthet. Die Heime hätten bereits zuvor mit der „Santé“ in Kontakt gestanden und erklärt, dass Covid-19 eine ihrer Prioritäten war. „Das heißt nicht, dass sie bereits Positiv-Fälle hatten“, sagt Berthet. Nach den ersten Testläufen wurde dann ein Plan erstellt, wie und wann die restlichen 47 Häuser getestet werden. „Es ging nicht darum, herauszufinden, ob jeder getestet werden kann, sondern wie man es macht“, sagt Berthet. 

Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass in den Pflegeeinrichtungen mehr Personal getestet werden musste. „Wir haben auch Mitarbeiter getestet, die nicht zum eigentlichen Pflegepersonal gehören“, sagt Berthet, also zum Beispiel Verwaltung, Küchenpersonal oder Reinigungskräfte, die die Häuser von Subunternehmern anmieten. Von den Bewohnern selbst wurden nur die getestet, die keine Symptome zeigten und bei denen keine Covid-19-Infektion bekannt war. Die insgesamt 20 Infektionen, die bei Bewohnern und Mitarbeitern auf diese Weise entdeckt wurden, sind also „stille Infektionen“, bei denen sich keine Symptome gezeigt hatten oder bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen war – deren Träger aber dennoch potenziell andere Menschen anstecken. „Die positiv Getesteten wurden isoliert und entsprechende Maßnahmen wurden getroffen, um eine weitere, unentdeckte Verbreitung des Virus zu verhindern“, sagte Berthet. „Das war der Sinn des Screenings.“ Insgesamt gibt es in Luxemburgs Alten- und Pflegeheimen 211 Coronafälle, laut dem Pflegeheim-Dachverband Copas sind 59 Menschen in den Luxemburger Heimen an der Pandemie gestorben. „Es gab in einigen Pflegeheimen Cluster, in 21 Heimen gab es mindestens einen Fall“, sagt Berthet. 

„Ziemlich großes Vorhaben“

Alles in allem war der Massentest laut der „Santé“-Frau „ein ziemlich großes Vorhaben“. Die Test-Teams wurden aus den unterschiedlichsten Berufen zusammengewürfelt – Behördenmitarbeiter stellten die Identität der getesteten Personen fest, Pflegepersonal nahm Proben, andere Mitarbeiter sortierten und verstauten die diese dann. Mitarbeiter und Bewohner, die noch mobil waren, konnten ihre Probe in Gemeinschaftsräumen abgeben, andere Teams gingen von Raum zu Raum und nahmen Proben von bettlägerigen Patienten. „Für ein Heim mit 300 Bewohnern brauchte ein Team einen kompletten Tag“, sagt Berthet. Die letzten beiden Heime wurden am vergangenen Freitag getestet, die Ergebnisse stehen noch aus. 

„Das erste Ziel des Screenings war, das Ausmaß der Undercover-Infektionen festzustellen“, sagt Berthet. „Darauf haben wir jetzt eine Antwort.“ Aber die eigentliche Analyse beginnt erst jetzt. Die Mitarbeiter von LNS, LIH und „Santé“ wollen aus den gewonnenen Daten weitere Schlüsse zu ziehen. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, die Faktoren und Übertragungswege unentdeckter Infektionen in Alten- und Pflegeheimen besser charakterisieren zu können. In einigen Wochen sollen die Ergebnisse präsentiert werden. 

Weitere systematische Tests sind laut Berthet fürs Erste nicht mehr geplant – dazu gebe es momentan keinen Anlass. „Aber falls es zu einer zweiten Welle in der Gesamtpopulation kommt, dann kann man es nicht ausschließen“, sagt Berthet. Auf die bestehenden Einschränkungen in den Heimen werden sich die Resultate der derzeitigen Studie wohl nicht auswirken. „Das Resultat zeigt die Effizienz der einschränkenden Maßnahmen auf dem Höhepunkt der Epidemie“, sagt Berthet. „Sie sagen nichts über die Öffnung der Heime.“ Zukünftige Empfehlungen dafür müssten die Evolution der Epidemie im Land berücksichtigen und gemeinsam mit dem Familienministerium und dem Dachverband Copas diskutiert werden. 

Brandenbourger
4. Juni 2020 - 13.16

Es braucht ja auch nur einen Infizierten um das ganze Heim nach und nach anzustecken.