Bewegte KunstEin zweites Leben für künstliche Gelenke 

Bewegte Kunst / Ein zweites Leben für künstliche Gelenke 
Science-Fiction lässt grüßen: Die Figur „Cyborg s Welcome“ besteht aus jeweils einer Klingel-, Löffel- und T-Platte sowie Corticalisschrauben. Fotos: Wolfgang Menke

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Ist das Kunst oder wird es noch gebraucht? Der Orthopäde Wolfgang Menke aus Trier sammelte während seiner Laufbahn als Operateur Prothesen, die ausgetauscht wurden. Denn es war sein Hobby, den Implantaten ein zweites Leben einzuhauchen – als Kunstwerk. Bilder einiger Exponate aus der Sammlung.

Wie passioniert sich Professor Wolfgang Menke der Orthopädie auch nach seiner aktiven Zeit als Operateur widmet, erfährt man als Besucher schon beim Betrachten der Schaukästen, in denen der Arzt seine „Schätze“ hütet. Ihre Geschichte ist durch das Streben des Menschen geprägt, die Natur mit seinem Wissen und Können so gut wie möglich nachzuahmen und sogar zu übertrumpfen. Professor Menke kommentiert dieses Phänomen mit einem Zitat des bekannten Psychoanalytikers Sigmund Freud: „Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott geworden, recht großartig, wenn er alle seine Hilfsorgane anlegt, aber sie sind nicht mit ihm verwachsen und machen ihm gelegentlich noch viel zu schaffen“ (Das Unbehagen in der Kultur, 1930).

Künstlerisch „viel geschaffen“ hat der Professor nicht nur in Sachen Beweglichkeit von (künstlichen) Gelenken. Seine zweite Leidenschaft gilt den Prothesen auch nach ihrem Einsatz im Körper – er versucht, ihnen auch dann noch eine sinnvolle Aufgabe zu geben. Ob ein zweites Leben als Rakete oder als Tischfußballspiel, die aus Metallteilen von Knieprothesen und Hüftgelenkköpfen bestehen – die Kreativität des Mediziners scheint ungebremst. Diese Bilder zeigen nur eine kleine Auswahl der „Kunstwerke“ aus der Hand von Wolfgang Menke.

Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott geworden, recht großartig, wenn er alle seine Hilfsorgane anlegt, aber sie sind nicht mit ihm verwachsen und machen ihm gelegentlich noch viel zu schaffen

Sigmund Freud, Neuropsychologe (Das Unbehagen der Kultur, 1930)