EUHunderte Milliarden für den Wiederaufbau: von der Leyen präsentiert Plan

EU / Hunderte Milliarden für den Wiederaufbau: von der Leyen präsentiert Plan
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europaparlament Foto: EU

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Die EU steuert auf die schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg zu. Mit einem gemeinsamen Kraftakt will sie gegensteuern. Aber wie? Die EU-Kommissionschefin soll den Weg zum Kompromiss weisen.

Mit einem milliardenschweren Wiederaufbauplan will EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen die europäische Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder in Schwung bringen und modernisieren. Erstmals sollen dafür Hunderte Milliarden Euro als gemeinsame Schulden für den EU-Haushalt aufgenommen werden. Die Details stellt von der Leyen am Mittwochnachmittag (13.30 Uhr) in einer Rede im Europaparlament vor.

Wegen des zeitweiligen Stillstands während der Pandemie wird die Wirtschaft in der Europäischen Union nach einer offiziellen Prognose dieses Jahr um 7,4 Prozent schrumpfen. Einige Länder wie Italien, Spanien und Griechenland sind besonders hart getroffen. Die EU-Staaten haben bereits ein gemeinsames Sicherheitsnetz mit Kredithilfen von bis zu 540 Milliarden Euro gespannt. Der Wiederaufbauplan ist nun der nächste Schritt.

Wirtschaftsexperten begrüßen die Bemühungen um ein groß angelegtes Programm. Die EU stehe vor der tiefsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte Guntram Wolff von der Brüsseler Denkfabrik Bruegel der Deutschen Presse-Agentur. „Es besteht die Gefahr einer lang anhaltenden Krise und die Gefahr, dass der Binnenmarkt und der wirtschaftliche Erfolg der EU untergraben werden.“

Lob für Deutschland

Wolff würdigte auch, dass Deutschland seine Position verändert habe und ein kreditfinanziertes Wiederaufbauprogramm mittragen wolle. Das sei ein „signifikanter Schritt“ und eine „Position, die realistischer ist und angemessener ist gegenüber der Größe der Herausforderung“.

Vorige Woche hatten Deutschland und Frankreich vorgeschlagen, die EU-Kommission solle mit Hilfe von Garantien der EU-Staaten 500 Milliarden Euro Kredit aufnehmen und als Zuwendungen an Krisenstaaten und -branchen vergeben. Die deutsche Position wird besonders aufmerksam beobachtet, weil die Bundesrepublik die stärkste Volkswirtschaft und der größte Nettozahler der EU ist.

Darüber hinaus übernimmt Deutschland zum 1. Juli für sechs Monate den Vorsitz der EU-Länder. Damit kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel eine besondere Rolle bei der Bewältigung der Krise zu. Ihre Schwerpunkte will sie am Mittwoch in einer Videokonferenz mit der Spitze des EU-Parlaments und in einer Rede bei der Konrad-Adenauer-Stiftung beschreiben.

Von der Leyens Wiederaufbauplan ist in Eckpunkten bereits bekannt, und er ähnelt dem deutsch-französischen Konzept. Die Kommissionschefin will ihren Wiederaufbauplan mit dem nächsten siebenjährigen EU-Budget verknüpfen. Dieses hat allein einen Umfang von etwa einer Billion Euro. Hinzu kommen mehrere Hundert Milliarden für den Aufbauplan. Die genauen Zahlen hielt die Kommission bis zuletzt unter Verschluss.

Aufbau mit Krediten

Auch von der Leyen will den Aufbauplan mit Krediten finanzieren. Dafür sollen die EU-Staaten mit Beitragszusagen zum Haushalt garantieren. Im Fachjargon: Die Eigenmittelobergrenze soll erhöht werden. Die Schulden sollen dann über Jahrzehnte aus dem EU-Budget abgestottert werden. Dabei sollen nach dem Willen der EU-Kommission neue eigene Einnahmen aus Steuern und Abgaben helfen. Im Gespräch ist eine Ausweitung des Europäischen Emissionshandels sowie eine Digitalsteuer oder eine Plastikabgabe.

Dass aus Krediten stammendes Geld als Zuwendung und nicht nur als rückzahlbares Darlehen an Krisenstaaten fließen soll, stößt bei einigen EU-Ländern auf Widerstand. Österreich, die Niederlande, Schweden und Dänemark – inzwischen bekannt als die „Sparsamen Vier“ – haben gemeinsam Einspruch erhoben.

Entsprechend warnte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz die Europäische Kommission davor, den deutsch-französischen Plänen zu stark nachzugeben. „Ich erwarte, dass die Vorschläge der EU-Kommission auch auf die Vorstellungen der „Sparsamen Vier“ Rücksicht nehmen werden“, sagte Kurz der Tageszeitung „Die Welt“ (Mittwoch) und kündigte Widerstand gegen einseitige Festlegungen an. „Wir werden in diesen Verhandlungen darauf achten, dass auch unsere Interessen berücksichtigt werden.“

HTK
27. Mai 2020 - 18.54

@Luci.... Wieviel würden wir denn für unseren luxemburger Franken bekommen als treibende Wirtschaftsmacht in Europa??? Man erinnert sich auch noch gerne an das geliebte Umtauschen von Währungen wenn's einmal über die Grenze ging. Oh mei... Aber zum Artikel.Was ist denn Geld eigentlich? Das ist eine Abmachung.Die Summen die hier gehandelt werden gibt es gar nicht in Scheinen. Das sind Beträge die stehen auf Verträgen oder in Büchern, unter Plus oder (meistens)unter Minus. Der Rest ist Panikmache."Hilfe morgen werden wir alle verhungern". Übrigens wie geht's den Griechen? Gibt es die noch? Oder die Japaner?

Lucinlinburhuc
27. Mai 2020 - 13.40

Die „Sparsamen Vier“ Österreich, die Niederlande, Schweden und Dänemark schauen vielleicht ein wenig weiter am Horizont, quasi von einer höheren Stelle. Nur die Wiedererlangung der eigenen Währung ist vielleicht die einzig richtige Lösung? Juncker's Plan war und bleibt ein Wunschdenken.