CoronakriseSorge um verlegte Tokio-Spiele wächst

Coronakrise / Sorge um verlegte Tokio-Spiele wächst
Ein Monument der Olympischen Ringe wird im Hafenviertel Odaiba in Tokio beleuchtet. Die ins nächste Jahr verschobenen Olympischen Spiele in Tokio sollen im Falle einer dann immer noch andauernden Corona-Pandemie abgesagt werden.   Foto: -/kyodo/dpa

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Nach der Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio auf das Jahr 2021 machen sich in der Führung des IOC zunehmend Sorgen um die planmäßige Austragung im kommenden Jahr breit.

Gerne betrachten sich die Olympischen Spiele als das letzte Lagerfeuer, um das sich die ganze Welt versammelt. Doch gerade die enorme Ausdehnung des Riesen-Events macht den Machern in Zeiten der Coronakrise zu schaffen. Selbst die IOC-Führung nahm zuletzt immer häufiger das Wort Absage in den Mund.

Der einflussreiche John Coates, Vorsitzender der IOC-Koordinierungskommission für Tokio, sprach jetzt von „echten Problemen“, denen sich die Olympia-Macher ausgesetzt sehen. Laut Coates könne selbst die Herstellung eines Impfstoffes die Olympischen Spiele von Tokio eventuell nicht mehr retten, wie der Intimus von IOC-Präsident Thomas Bach in einer vom australischen Medienkonzern News Corp organisierten Presserunde sagte.

„Wir können nicht noch einmal verschieben, und wir müssen davon ausgehen, dass es keinen Impfstoff oder nicht genug davon geben wird, um ihn auf der ganzen Welt zu verteilen“, warnte Coates. Das Groß-Event war wegen der Pandemie fast genau um ein Jahr verlegt worden und findet nun vom 23. Juli bis 8. August 2021 statt.

IOC-Präsident Thomas Bach hatte derweil die Haltung der lokalen Organisatoren unterstützt, die Spiele von Tokio gänzlich abzusagen, falls der Termin im kommenden Jahr nicht zu halten sei. Auch Geisterspiele will Bach nicht. „Der Olympische Geist beruht auch darauf, die Fans zu vereinen. Dass Fans aus aller Welt gemeinsam in einem olympischen Stadion sind, macht die Spiele so einzigartig“, sagte er der BBC.

Bereits Ende April hatte Tokios OK-Chef Yoshiro Mori nach einem Gespräch mit dem japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe erklärt, dass eine Austragung im Sommer 2021 die einzige Option und eine weitere Verschiebung nicht möglich sei, sofern das Coronavirus weiter eine Gefahr darstelle: „In diesem Fall würden die Spiele abgesagt.“

Coates wies auf die Größe der Spiele hin. „Wir haben echte Probleme, weil wir Athleten haben, die aus 206 verschiedenen Nationen kommen“, sagte das IOC-Mitglied. Es sei schwierig, Zehntausende von Menschen zu untersuchen. „Wir haben 11.000 Athleten, 5000 Offizielle und Trainer, 20.000 Medienvertreter, 4000 Menschen arbeiten derzeit im Organisationskomitee, und 60.000 Volunteers kommen“, zählte Coates auf.

Dadurch würden sich für die Organisation der Spiele jede Menge Fragen ergeben. „Stellen wir das Olympische Dorf unter Quarantäne? Müssen alle Athleten in Quarantäne? Beschränken wir die Zuschauerzahl? Trennen wir die Sportler von der Mixed Zone, wo sich die Medien aufhalten?“, fragte Coates.

Themen, die das Koordinierungskomitee für Tokio derzeit umtreiben. Wie Coates weiter erklärte, werde der Oktober ein wichtiges Datum sein. Wenn es Anzeichen dafür gebe, dass die Pandemie bis dahin eingedämmt, wenn auch noch nicht ausgerottet sei, werde man damit beginnen, „die verschiedenen Szenarien vorzubereiten, nach denen der Sport stattfinden könnte“.