Corona-KriseSo reagieren Escher Gastronomen auf die anstehende Wiedereröffnung der Restaurants und Cafés

Corona-Krise / So reagieren Escher Gastronomen auf die anstehende Wiedereröffnung der Restaurants und Cafés
Gewohnter Anblick freitagsabends im Sommer: Bis das Café Pitcher seine Gäste wieder wie gewohnt empfangen kann, wird wohl noch einige Zeit vergehen Foto: Editpress/Anne Lommel

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Der Horeca-Sektor atmet auf. Cafés und Restaurants dürfen ab Freitag wieder öffnen – Betriebe mit Terrasse sogar schon am Mittwoch. In Esch ist die Stimmung bei Café- und Restaurantbetreibern dementsprechend gut. 

Claude Magnin freut sich, seine Kunden ab Freitag wieder empfangen zu können
Claude Magnin freut sich, seine Kunden ab Freitag wieder empfangen zu können Foto: Editpress/Isabella Finzi

Restaurant Postkutsch: Erste Reservierungen nach der Pressekonferenz

Das Traditionsrestaurant im Herzen der Stadt verfügt über keine Terrasse und muss sich demnach bis Freitag gedulden, um endlich wieder Kunden empfangen zu können. Geschäftsführer Claude Magnin freut sich trotz der Einschränkungen unglaublich auf die Wiedereröffnung. „Jetzt gerade blinkt mein Handy und mein E-Mail-Postfach läuft warm. So viele Kunden wollen eine Reservierung. Das ist schön“, sagt er im Gespräch mit dem Tageblatt. Um den Sicherheitsmaßnahmen gerecht zu werden, müssen ein paar Tische aus dem Restaurant verschwinden. Das kommt Magnin sogar entgegen: „Wir hatten schon länger vor, weniger Kunden zu empfangen, um eine ruhigere Atmosphäre bieten zu können“, sagt er. Wenn Personen zu mehr als vier an einem Tisch sitzen wollen, ist der Geschäftsführer fest entschlossen, eine Lösung mithilfe von Plexiglas zu finden. Die Käseplatten, die das Restaurant während des Lockdowns „à emporter“ angeboten hatte, soll es auch weiterhin geben. Alles in allem zieht Claude Magnin viel Positives aus der Krise: „Die Solidarität war enorm. Wir haben gespürt, wie fest verankert unser Platz in Esch ist“, sagt er – und das nach 30 Jahren in der Minettemetropole. Sogar der Vermieter habe dem Restaurant die Miete während des Lockdowns erlassen. Auch die Kundenbindung wurde gestärkt. „Viele haben sich bei mir gemeldet und nachgefragt, wie es dem Restaurant geht.“ Es sei eine bereichernde Erfahrung auf menschlicher Ebene gewesen. Durch die Krise hat Claude Magnin seinen Job kurz vor seiner Rente noch einmal verstärkt schätzen gelernt. 

Anne Diderich freut sich über die Maßnahmen, die von der Regierung mitgeteilt wurden
Anne Diderich freut sich über die Maßnahmen, die von der Regierung mitgeteilt wurden Foto: Editpress/Julien Garroy

Café Diderich „Um Eck“: Erleichterung

Die Pressekonferenz am Montag war für 17.00 Uhr angekündigt. Pünktlich saß Anne Diderich erwartungsvoll und angespannt vorm Fernseher. „Ich bin froh über die Maßnahmen, die uns mitgeteilt wurden“, sagt sie danach erleichtert. Sie habe Schlimmeres befürchtet. Jetzt gelte es zuerst einmal, alles zu organisieren. Ihre kleine Terrasse mit drei Tischen mache sie nicht auf, das lohnt sich kaum. „Morgen treffe ich mich mit den drei Angestellten des Cafés, um über alles zu reden“, sagt Diderich. Ob sie am Freitag oder doch erst am Dienstag nach Pfingsten aufmacht, weiß sie noch nicht genau. Schließlich wäre es schade, frische Ware zu bestellen, die dann über das lange Wochenende nicht verwertet werden kann. Tische müssen voraussichtlich keine herausgenommen werden. „Wir haben heute Morgen versucht, die Tische mit 2 Metern Abstand aufzustellen, und mussten nur einen Tisch rausnehmen.“ Mit den nun angekündigten 1,50 Metern Sicherheitsabstand müssten alle Tische stehen bleiben können. Um auch den Kunden gerecht zu werden, die vielleicht noch zu ängstlich und unsicher sind, um im Restaurant zu essen, plant das Café „Um Eck“, auch Take-Away anzubieten. 

Vicky Wagner vermisst ihre Stammkunden in der Brasserie Montpellier seit zehn Wochen
Vicky Wagner vermisst ihre Stammkunden in der Brasserie Montpellier seit zehn Wochen Foto: Editpress/Alain Rischard

Brasserie Montpellier: Erst mal Luft holen

Seit zehn Wochen vermisst Vicky Wagner ihre Gäste oder besser ihre Freunde – ihre Stammkunden. Seit rund 44 Jahren leitet Vicky die Brasserie Montpellier in der gleichnamigen Straße in Esch. Auf die Ankündigungen am Montag hat sie mit Spannung gewartet. Dass sie als Betrieb mit Terrasse ab Mittwoch öffnen könnte, freut sie. Trotzdem wird sie erst um den 8. Juni wieder öffnen: „Ein bisschen Zeit brauche ich schon, um alles schön herzurichten und meine Freunde gebührend zu empfangen.“ Dabei habe sie bereits in den letzten Tagen alles organisiert und Tische und Stühle so aufgestellt, dass alle Schutzmaßnahmen problemlos eingehalten werden können, betont sie: „Platz gibt es für eins bis vier Personen.“ Dass sie erst nach den Pfingstferien öffnen wird, hat vor allem damit zu tun, dass ihr Ehemann Carlo operiert wird: „Da möchte ich ihn jetzt nicht vor der Operation einem Risiko aussetzen!“. Ohnehin habe sie die Pfingstwoche, wie seit vielen Jahren schon, Ferien machen wollen. Aber, wenn es dann losgeht um den 8. Juni, dann ist Vicky bestens gerüstet. Die Terrasse vor dem Haus und der Biergarten auf der Rückseite sind bereits auf Vordermann gebracht. Bier, Wein und andere Getränke hat Vicky schon bestellt: Die Brauerei ersetzt mir auch jedes vor der Krise aufgemachte Fass durch ein neues!“ Vicky ist optimistisch: „Jetzt waren wir doch die letzten Wochen alle sehr diszipliniert, dann werden wir die nächste Etappe sicher auch schaffen!“ Übrigens: Zur Eröffnung gibt’s Ferkel am Spieß.

Bis es wieder so vor dem Café Pitcher aussieht, wird wohl noch ein wenig Zeit vergehen. Chef „JC“ weiß noch nicht genau, wie die Wiedereröffnung aussehen wird und wann sie stattfinden soll. 
Bis es wieder so vor dem Café Pitcher aussieht, wird wohl noch ein wenig Zeit vergehen. Chef „JC“ weiß noch nicht genau, wie die Wiedereröffnung aussehen wird und wann sie stattfinden soll.  Foto: Editpress/Anne Lommel

Café Pitcher: „So schnell wie möglich“

Auch im bestbekannten Café Pitcher in Esch freut man sich auf die Wiedereröffnung. Allerdings weiß Chef „JC“, Jean-Claude Seiter, noch nicht so genau, wie und vor allem wann das gehen soll. Da er über keine Terrasse, zumindest keine offizielle, verfügt, kann er theoretisch erst am Freitag wieder Gäste empfangen. Viele werden das nicht sein, wenn er im Innern die Corona-Bestimmungen einhalten soll. Trennwände aus Holz oder Plexiglas möchte „JC“ jedenfalls nicht errichten: „Das entspricht nicht dem Geist des Hauses, das Pitcher ist ja keine Kneipe, wo jeder sich in seine Ecke hinsetzt und sich dann nicht mehr von der Stelle bewegt!“ Wer das Café kennt, weiß, wie toll die Atmosphäre sein kann. Unter Beachtung aller Schutzmaßnahmen aber scheint diese Geselligkeit in der Tat nicht so einfach. „Wir werden jetzt sehen, was wir machen, ein genaues Datum, wann eröffnet wird, kann ich jetzt nicht nennen, aber sicher so schnell wie möglich“, so der Chef. Obendrein müsse jetzt erst mal richtig geputzt werden, vor allem die Zapfanlage und die Bierschläuche, die seit zehn Wochen zum Stillstand verdonnert waren. Und dann müsse ja auch dafür gesorgt werden, dass die Vorräte aufgefüllt sind: „Da kann ich mir schlecht vorstellen, dass die Lieferanten das alles in so kurzer Zeit hinkriegen!“, sagt „JC“.

Der große Garten des Restaurants Il Belvedere auf dem „Gaalgebierg“ bietet viel Platz für ausreichenden Sicherheitsabstand
Der große Garten des Restaurants Il Belvedere auf dem „Gaalgebierg“ bietet viel Platz für ausreichenden Sicherheitsabstand Foto: Facebook

Das Restaurant Il Belvedere ist „contentissimo“

Franco ist froh, aber auch etwas überrascht. Dass er nämlich bereits am Mittwoch öffnen könne, hatte er so nicht auf dem Radar. Aber der geschäftstüchtige Chef vom italienischen Restaurant Il Belvedere lässt nichts anbrennen. Gleich am Dienstag will er sich auf die Suche nach frischer Ware machen. „Ob ich alles für Mittwoch so hinbekomme, wie ich möchte, weiß ich nicht, aber am Donnerstag werden wir auf jeden Fall öffnen und dann kann das Pfingstwochenende kommen.“ Größtes Atout des Restaurants oben auf dem Escher Galgenberg, direkt bei den Tennisplätzen, ist neben authentisch italienischer Küche vor allem die Terrasse. Die ist gemütlich, groß und – ausbaufähig. Den neuen Teil hat der Chef übrigens auch bereits überdachen lassen. 200 Leute finden jetzt draußen im Garten Platz. In Innern sind es unter Berücksichtigung der Sicherheitsbestimmungen nochmals um die 25. Gerüstet ist Franco also. Seine Leute auch. Sie wissen, was im Umgang mit den Gästen zu beachten ist. Als das Restaurant schließen musste, wurde gründlich geputzt. Allzu viel Arbeit dürfte die Putzkolonne also nicht haben, die am Dienstag anrückt. Trotzdem: „Alles wird nochmals komplett gesäubert und desinfiziert!“, sagt Franco, dem man bei jedem Wort anmerkt, wie froh er ist, sehr froh: „contentissimo!“