Corona-Tagebuch (57)Sonntag, 24. Mai: That’s all folks!

Corona-Tagebuch (57) / Sonntag, 24. Mai: That’s all folks!
Max und Co. ließen es sich während des Lockdowns gut gehen Foto: privat

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Das Coronavirus beherrscht nach wie vor das Leben in Luxemburg. Mit der nächsten Phase der Lockerungen geht es aber weiter in Richtung Normalität. So bleibt immer weniger Zeit, um seine Gedanken in einem Tagebuch niederzuschreiben. In der Hoffnung, für etwas Kurzweil in einer schwierigen Phase gesorgt zu haben, erscheint nun die letzte Ausgabe des Corona-Tagebuchs, in dem Tageblatt-Journalisten in den letzten zehn Wochen Einblick in ihre vom Virus bestimmte Gedankenwelt gaben. 

Liebes Tagebuch, der Kollege schaffte es also nach Trier und ist da auch noch mächtig stolz drauf, wie er dir am Freitag anvertraute. Das kann ich besser, verrate ich dir hier. Und nur dir, denn ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mit meiner Tour nicht doch gegen die Corona-Regeln verstoßen habe. Du magst es vielleicht nicht glauben, aber ich bin während des verlängerten Wochenendes nach Köln gefahren. Und zwar mit dem Rennrad. Ein Tag hin, ein Tag Aufenthalt, ein Tag zurück.

Dabei war es nicht das von meinen Liebsten mit Spannung erwartete „Germany’s next Topmodel“-Finale, das mich aus dem Haus flüchten ließ und zu dieser „Tour de Force“ animierte. Nein, seitdem ich ernsthaft Rennrad fahre, wollte ich es kraft meiner Waden (und ohne elektrische Hilfe) in meine zweite Heimat schaffen. Es ging auch darum, in diesen schwierigen Zeiten den Kopf freizubekommen. Ein ganzer Tag im Sattel eignet sich dazu vorzüglich, liebes Tagebuch. Und es ging darum, etwas Normalität wiederzugewinnen: Ein leichtes Mittagsmahl auf einer Terrasse in Gerolstein, Kaffee und Kuchen am Rand der Erft in Bad Münstereifel und schlussendlich der Abend bei meinem guten alten Kumpel mit einigen Gläsern Kölsch aus dem „Pittermännchen“.

Normal war das, was uns in den letzten zehn Wochen abverlangt wurde, nicht, liebes Tagebuch. An dieser Stelle ging es immer wieder um mühsame Kleinkind-Betreuung, die nur mit einer ganz großen Portion Humor zu bewältigen war. Es ging um echte Gefühle, um zwischenmenschliche Beziehungen, um Ängste, um Sehnsüchte nach Dingen und Orten, aber auch um ausgefallene Geburtstagsfeiern oder einfach nur um Hund und Katz. 

Nun gehen also auch die Kleinsten wieder zur Schule. In Kürze werden die Gastronomiebetriebe öffnen. Der Alltag kommt wieder geregelter daher. Und so fürchte ich, liebes Tagebuch, dass du deine Schuldigkeit getan hast. Alles Gute hat ein Ende und man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Und bevor es zu sehr zur Belastung wird. So viel Weisheit hatte ich auf dem Rennrad übrigens nicht, aber dort ging es wie gesagt um den Kopf, nicht um den Körper.  

Ein wenig Ablenkung in tristen Corona-Zeiten war das Ziel dieser Kolumne. Die etwas andere „WG“ aus dem Norden des Landes sorgte dafür, genauso wie der Mathematiklehrer, die Klein- und Kleinstkinder, die Teenie-Tochter und die Abiturientin. Und natürlich die Kamm-, Berg- und Teichmolche, Erdkröten, Gras- und Grünfrösche. Die Gladiatoren und die Weicheier. Die Hunde Chicco, Max und Roxy sowieso, genau wie Lumina und Artemis, die Katzen. 

Wie es den Tieren während der sanitären Krise geht, war demnach nur hier zu erfahren. Im Gegensatz zu ihren Herr- und Frauchen haben sie in den letzten zehn Wochen wohl keine Pfunde zugelegt. Die Hunde dürften die ausgangsreichsten Wochen ihres Lebens hinter sich haben.  

Liebes Tagebuch, vielleicht rettet der ein oder andere die rar gesäten positiven Nebeneffekte des Lockdowns ja ins nun beginnende „neue“ Leben. In der Hoffnung, der Kopf möge bei ihnen ähnlich frei sein wie nach einer Tour auf dem Rennrad. Nach zehn Wochen sanitärer Krise sollte spätestens jetzt die Zeit gekommen sein, sich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu fokussieren. Die nächste Shoppingtour oder Urlaubsreise gehört nicht dazu. In diesem Sinne, mach’s gut, liebes Tagebuch, bis zur nächsten Krise!  

Das Tageblatt-Tagebuch

Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Unter diesem Motto veröffentlichte das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert wurden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen und Erwartungen verschiedener Journalisten. Mit der nächsten Stufe der Lockerungen endet die Serie am Montag.