Kopf des TagesKreativer Kopf von The Who: Rockmusiker Pete Townshend wird 75

Kopf des Tages / Kreativer Kopf von The Who: Rockmusiker Pete Townshend wird 75
Pete Townshend bei einem Auftritt in Amsterdam Foto: dpa/ANP Kippa File/Paul Bergen

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Rockmusiker Pete Townshend wird 75

Vermutlich macht Pete Townshend die Isolation während der Corona-Krise nicht allzu viel aus. Der Gitarrist, Songwriter und zweite Sänger von The Who tüftelt am liebsten zu Hause in London in seinem Studio. Konzerte bedeuten ihm nach eigenen Worten nichts. „Ich gehe nicht gern auf Tournee, und ich stehe nicht wirklich gern auf der Bühne“, gestand er der Deutschen Presse-Agentur im vergangenen Jahr. „Wenn ich die Musik nicht selbst komponiert hätte, würde ich längst nicht mehr auftreten.“ Am Dienstag wird der außergewöhnliche Musiker 75 Jahre alt.

Townshend wurde am 19. Mai 1945 im Londoner Stadtteil Chiswick geboren. Beide Eltern waren Berufsmusiker, sein Vater Saxofonist in einer Musikgruppe der Royal Air Force, seine Mutter Sängerin im Orchester. Dass der kleine Pete ständig Auftritte seiner Eltern erlebte, ist wohl der Grund für seine fehlende Bühnenleidenschaft. „Deshalb nehme ich das wohl alles ein wenig für selbstverständlich“, erklärte Townshend im dpa-Interview. „Es bereitet mir keine Freude, ich bin nicht aufgeregt, es ist mir im Prinzip egal.“

Als Kind schenkte ihm seine Großmutter zu Weihnachten seine erste Gitarre, das Spielen brachte sich Klein Pete selbst bei. In der Schulzeit spielte er mit dem späteren The-Who-Bassisten John Entwistle in einer Jazzband. Ein Grafikdesign-Studium brach Townshend ab, um sich voll auf die Musik zu konzentrieren. Aus The Detours wurden The Who. Schlagzeuger Keith Moon komplettierte die Gruppe.

Mit dem von Townshend geschriebenen Song „I Can’t Explain“ verbuchten The Who erste Charterfolge. Mit „My Generation“, „Substitute“ oder „I Can See For Miles“ landete das Quartett weitere Hits. Als Gitarrist und Komponist war Townshend bald der kreative Kopf der Band, die treibende Kraft hinter epischen Rocksongs wie „Won’t Get Fooled Again“ oder „Behind Blue Eyes“.

Auf der von ihm ungeliebten Bühne entwickelte Townshend auch sein berühmtes Markenzeichen, die sogenannte Windmühle. Er rotiert seinen rechten Arm und schlägt dabei in die Gitarrensaiten. Er habe sich das von Gitarrist Keith Richards „ausgeliehen“, als The Who 1963 Vorband der Rolling Stones waren, erzählte Townshend im dpa-Interview. Zu jedem Konzert gehört auch, dass Townshend am Ende seine Gitarre zerschmettert.

Über die Jahre veröffentlichte der vielseitige Rockmusiker mehrere Soloalben, darunter das sehr persönliche Werk „Empty Glass“ (1980) mit der Hitsingle „Let My Love Open The Door“. Auf dem Album verarbeitete Townshend nicht nur eigene Probleme mit exzessivem Alkohol- und Drogenkonsum, sondern auch den Tod seines Freundes und The-Who-Schlagzeugers Keith Moon zwei Jahre vorher.

Neben der Musik ist er bis heute als Autor aktiv. Er schrieb Artikel für namhafte Zeitungen und Magazine wie Melody Maker oder Rolling Stone. Vor kurzem brachte er seinen Roman „The Age of Anxiety“ heraus, dem in diesem Jahr eine Oper und eine Kunstinstallation folgen sollen.

Von alten Erfolgen zehren will er nicht, Nostalgie widerspricht seinem Selbstverständnis. Trotzdem ist er mit seinem langjährigen Weggefährten Roger Daltrey auch nach dem Tod von Moon und Entwistle weiter als The Who aktiv, auch als Live-Band. Im Sommer 2019 traten sie mit einem großen Orchester im Wembley-Stadion auf. (dpa)