Gesundheit Wie man trotz einer Allergie Sport treiben kann

Gesundheit  / Wie man trotz einer Allergie Sport treiben kann
Trotz Allergien könne man regelmäßig Sport treiben, sofern man sich korrekt informiere, sagt Dr. François Hentges Archivbild: Felix Kästle/dpa

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Wenn das Wetter im Frühling besser wird, steigt die Motivation bei den meisten Menschen, sich draußen sportlich zu betätigen. Problematisch wird es aber, wenn es wärmer wird und Pollen- oder Grasallergien zum Vorschein kommen. Im Gespräch mit dem Tageblatt verrät François Hentges, Arzt im „Centre hospitalier de Luxembourg“, jedoch, dass es nicht gefährlich ist, trotz einer Allergie Sport zu treiben – wenn man denn auf einige Dinge achtet. 

Mario Balotelli ist ein Prahler. Der ehemalige Fußballer von Manchester City und dem FC Liverpool zeigt zu gerne, wie gut es ihm finanziell geht: Im September 2011 schrottete er seinen Luxus-Audi in Manchester. Als die Polizisten seine Personalien aufnehmen wollte, bemerkten sie, dass ihm ein dicker Bündel Geldscheine aus der Jeans hing. „Tja, ich bin nun mal sehr reich“, antwortete der Italiener. Balotelli weiß nicht, dass viele ein anderes, nicht so luxuriöses Leben leben wie er. Aber viele wissen, dass er so ein Leben führt. So ist das eben, mit denen da oben und den Otto Normalverbrauchern.  

Doch bei den ganzen Unterschieden zwischen Balotelli und dem „Standard-Mensch“ ist eines definitiv: Alle atmen dieselbe Luft. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass bei jedem vierten Kind oder Erwachsenen mindestens einmal im Leben eine Allergie diagnostiziert wird – so auch bei Mario Balotelli. Dem Teilzeit-Clown schwoll im Europa-League-Spiel im Frühjahr des Jahres 2011 mit Manchester City bei Dynamo Kiew derart das Gesicht an, dass er nicht mehr weiterspielen konnte – der Grund: eine Grasallergie. Ihm kitzelte es in der Nase, die Augen waren rot – das alles macht Balotelli zwar nicht ärmer, aber plötzlich rückt er ein Stück näher an die Kategorie des „normalen“ Menschen.

Gerade mit der Grasallergie haben zurzeit wieder einige Menschen zu kämpfen. „Es gibt zwei Pollensaisons“ erklärt Dr. François Hentges, der im „Centre hospitalier de Luxembourg“ in der Abteilung Immunologie-Allergologie tätig ist. „Die Saison der Baumallergie ist so gut wie beendet. Ende April beginnt dann meistens die Saison der Grasallergien.“ Jemand, der allergisch auf bestimmte Bäume reagiert, müsse aber nicht auch auf Gras allergisch reagieren, und umgekehrt, betont Dr. Hentges. Dass man trotz einer Allergie keinen Sport treiben sollte, hält der Arzt schlichtweg für falsch – man müsse sich aber richtig informieren. „Erstens hängt es davon ab, wie stark die Allergie ist. Des Weiteren muss man auf die Medikation achten, schauen, wie trainiert man ist und welchen Sport man ausübt. Aber prinzipiell stellt eine Allergie kein großes Hindernis für Sporttreibende dar.“

Sport am besten morgens

Sportler sollten dennoch auf einige Dinge achten: So ist morgens deutlich weniger Pollen in der Luft als mittags – abends nimmt der Pollenflug wieder ab. Im Internet kann man sich zudem über den Pollenflug für viele verschiedene Pflanzen in den nächsten Tagen informieren. „Wenn man eher untrainiert ist und beim Sport merkt, dass man hustet oder schlecht Luft bekommt, sollte man natürlich aufhören. Sich zu forcieren, ist dann definitiv der falsche Ansatz“, sagt Hentges. „Man sollte beispielsweise zu Mittag keinen Sport treiben, um nicht alles einzuatmen, was in der Luft ist. Das wäre nicht das richtige Verstehen der Sache.“ Wenn Menschen bereits gut trainiert sind und sich einer Grundbehandlung unterziehen, zu der auch die Aufklärung der Allergie gehört, sei das Sporttreiben kein Problem. Dass Menschen langfristige Schäden wie beispielsweise Asthma bekommen, wenn sie trotz Allergie Sport treiben, ist laut Dr. Hentges eine falsche These. Laut der Webseite Mein Allergie Portal leiden bis zu 25% der Leistungssportler an Asthma. Das sei laut Hentges aber „nicht nur dadurch entstanden, dass die Menschen Sport getrieben haben“.  

Generell rät Dr. Hentges, dass Personen einen Arzt aufsuchen sollen, wenn sie über mehrere Tage über Schnupfen klagen, juckende Augen oder das Gefühl haben, schwerer zu atmen. „Wenn man sich in seiner Lebensqualität oder Arbeitskapazität beeinträchtigt fühlt und über einen größeren Zeitraum die klassischen Symptome einer Allergie aufweist, dann sollte man das untersuchen lassen.“ Normalerweise werden Allergien über Hauttests erkannt – aufgrund des aktuellen Covid-19 werden aber lediglich Blutanalysen durchgeführt. Ergänzend sagt der Arzt, dass Allergiker nicht zur Risikogruppe bei einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gehören. „In Europa gibt es dazu zwar noch keine Studie, aber in China hat man herausgefunden, dass auch Asthmatiker nicht besonders gefährdet sind.“

In Luxemburg gibt es noch keine veröffentlichte Studie, die besagt, wie viele Menschen Allergien haben. Professor Markus Ollert vom Luxembourg Institute of Health arbeitet aber an einer solchen Studie, bei der er bereits nahelegte, dass ungefähr 40% der Luxemburger positive Allergietests aufweisen würden. „Das sagt aber nicht, dass alle Menschen Probleme mit der Allergie haben. Ich schätze, dass bei 10-15% der luxemburgischen Bevölkerung zeitweise asthmatische Probleme auftreten“, sagt Dr. Hentges.

Profisportler müssen vor allem aufpassen, da einige Medikamente zur Behandlung von Allergien auf der Liste der verbotenen Dopingsubstanzen stehen. Womit wir auch wieder bei Mario Balotelli wären – der trotz dicker Luxuskarren und dicker Geldbatzen juckende Augen oder eine kitzelnde Nase kaum vermeiden kann, wenn sie im Frühjahr wieder in Erscheinung tritt, die Grasallergie.