KommentarBildungsministerium hinterlässt Flickenteppich

Kommentar / Bildungsministerium hinterlässt Flickenteppich
Kinder stehen unter Einhaltung des Mindestabstands vor dem Eingang einer Schule Foto: dpa/Lehtikuva/Emmi Korhonen

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Noch bevor die Schulglocke am 25. Mai um 8 Uhr die Wiederaufnahme der Grundschule einläutet, sorgt die Corona-„Rentrée“ für mächtig Aufruhr. Die Organisation gleicht einer Mammutaufgabe, die einer guten zentralen Koordination und Kommunikation bedarf. Herausgekommen ist ein Flickenteppich.

Die Kinder werden nach pädagogischen Maßstäben aufgeteilt und es wird versucht, ihren Wünschen nachzukommen – es sei schließlich wichtig, dass sie sich wieder mit ihren Freunden treffen können. Die Ankündigung des Bildungsministeriums klang zu gut, um wahr zu sein. Ein abstruser Fragebogen und zahlreiche verwirrte und gefrustete Eltern später stellt sich heraus: Geht doch nicht, sorry!

Auch die Frage nach einer Aufsicht für die Kinder stellte sich den Verantwortlichen scheinbar nicht. Die Kinder müssen um 8 Uhr in der Schule sein, die Eltern um 8 Uhr oder womöglich schon früher auf der Arbeit. Na klar: „Beam me to work, Scotty“, und das Problem ist gelöst. Auch dieser Widerspruch wurde nachträglich mit einer ab 7 Uhr garantierten Aufsicht im Pausenhof der Schule gelöst. Die Schuldirektionen wird es freuen, auch diese noch mit einzuplanen.

Nachdem angekündigt wurde, dass die Kinder in der Nachmittagsbetreuung keinesfalls vermischt werden dürfen, musste Bildungsminister Claude Meisch auch hier nachbessern: Kann vorkommen, soll wenn möglich allerdings vermieden werden. Es scheitere hier zwar nicht am vorhandenen Personal, aber an den gegebenen Räumlichkeiten.

Keiner hat gesagt, dass die Wiederaufnahme des Schulbetriebs eine organisatorisch leichte Aufgabe ist. Im Gegenteil: Es darf sich eigentlich keiner wundern, wenn es hier und da zu logistischen Problemen kommt. Auch war es womöglich realitätsfern, die Organisation nach den Wünschen der Kinder und nicht nach den personellen und infrastrukturellen Ressourcen richten zu wollen. Das hätte dann im Vorfeld jedoch anders kommuniziert werden müssen. Mittlerweile vermittelt das Bildungsministerium den Eindruck, dass es den eigenen großspurig angekündigten Versprechen hinterherläuft, links und rechts noch nachbessern will und dabei wichtige Aspekte schlichtweg aus den Augen verloren hat.