Corona-Tagebuch (50)Donnerstag, 14. Mai: Auf nach Trier

Corona-Tagebuch (50) / Donnerstag, 14. Mai: Auf nach Trier
Offene Tore: Hoffentlich führt der Mutter-Sohn-Ausflug bald wieder nach Trier Foto: Editpress-Archiv

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Das Coronavirus beherrscht das Leben in Luxemburg. Die Lage scheint jetzt etwas entspannter, ist aber immer noch weit entfernt von gewohnter Normalität. Eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, um seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben. Was fällt uns auf, was empfinden wir und was erwarten wir? Das Corona-Tagebuch des Tageblatt gibt Einblick in diese Gedankenwelt.

Liebes Tagebuch, dies hier ist der 50. Eintrag. Jubiläum. Tja, da hätte die Geschichte, die ich dir eigentlich anvertrauen wollte, durchaus gepasst. Ich wollte dir nämlich von einem kleinen Wunder erzählen, von einer weiteren Corona-bedingten Premiere: meinem ersten Mal auf Skype.

Leider ist nichts draus geworden. Als ich mich ins Webinar – was für ein schreckliches Wort – einloggen wollte, brach alles zusammen. Blöde Technik. Du verstehst, dass ich mich dann doch sehr nach „normalen“ Zeiten sehne. Nach direktem menschlichen Kontakt. Auge in Auge. Da muss man einfach nur pünktlich am verabredeten Ort erscheinen und es klappt.

Abgesehen davon, bereitet der Noch-Ausnahmezustand nicht allzu viele Sorgen. Wo es nur geht, versuche ich, meine Reportagen vor Ort zu recherchieren. Dumm nur, dass man nach getaner Arbeit nicht in eine Kneipe gehen, Freunde und Kollegen treffen und ganz normal über ganz banale Dinge plaudern kann. In solch geselliger Runde rücken die Menschen oft mit ihren täglichen Erlebnissen raus und erzählen, wo und warum der Schuh drückt. Mir kommen dabei oft die besten Ideen. Telefonate wirken dagegen so rein zweckmäßig. Einen wirklichen Austausch erlauben sie nicht.

Die sozialen Netzwerke sind auch nicht wirklich ein Ersatz. Da stellt man auf Facebook eine harmlose Frage und schon landet man ruckzuck zum Beispiel bei Pollenallergien oder Klimawandel. Impfgegner und Rund-um-die-Uhr-Mund&Nasenschutzträger mischen sich ein, überbieten sich mit den tollsten Verschwörungstheorien, antworten aber nicht auf die Frage. Und irgendwann heißt es, die Regierung sei an allem schuld – oder Bill Gates. Dabei, liebes Tagebuch, war die Frage wirklich ganz harmlos, nämlich: „Haben wir trotz kühlem Wind nicht wirklich schönes Wetter heute?“

Aber gut, Ausnahmezustand und Lagerkoller wecken halt nicht in jedem die besten Seiten. Davon lassen wir uns hier zu Hause aber eh nicht anstecken. Francesca büffelt fleißig für ihre Abiturprüfungen und Giulia gibt sich als E-Schülerin voll ihrer musischen Seite hin und übt sich in Aquarell-Zeichnen. Dass beide Töchter so motiviert sind, liegt wohl auch daran, dass sie seit Wiedereröffnung der Schulen wieder echte soziale Kontakte haben. 

Meine Mutter geht jetzt auch wieder etwas mehr unter die Leute und erledigt die meisten Besorgungen wieder selber. Aus dem sturen Befolgen des „Bleift doheem“ ist jetzt ein „Du darfst auch mal raus“ geworden. Gefahr, dass daraus „Ich mach’ Party“ wird, besteht bei ihr wohl kaum. Wobei, man sollte nie jemanden unterschätzen, der Wert auf ein selbstbestimmtes Leben legt. Nur zum Frisör traut sie sich noch nicht so richtig. Ich habe ihr dann gesagt, das sei doch gar nicht nötig, etwas länger stünde ihr ausgezeichnet und würde sie eh noch jünger aussehen lassen. Mir scheint, der Frisör wird sie noch eine ganze Weile nicht zu Gesicht bekommen.

Demnächst werden wir nach Trier fahren. Und wenn uns jemand fragt warum, antworten wir: Weil wir es wollen. Einen besseren Grund, liebes Tagebuch, gibt es nicht!