RadsportAlex Kirsch will die Tour nutzen, um sich auf die Klassiker vorzubereiten

Radsport / Alex Kirsch will die Tour nutzen, um sich auf die Klassiker vorzubereiten
Zu Saisonbeginn zeigte sich Alex Kirsch in guter Verfassung. Auf der sechsten Etappe von Paris-Nice befand er sich in einer Ausreißergruppe, die jedoch am Ende nicht durchkam Archivbild: AFP/Anne-Christine Poujoulat

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Alex Kirsch ist die Quarantäne anders als viele andere Sportler angegangen. Der 27-Jährige mache sich nicht jeden Tag Gedanken um seinen Sport. Seine Grundfitness habe er gehalten, mit der Veröffentlichung des Rennkalenders habe er seine Motivation wiedergefunden. Um auf die Klassiker im Oktober bestens vorbereitet zu sein, zieht Kirsch es auch in Erwägung, an der Tour de France teilzunehmen. 

Ein Großteil der Sportler macht sich in der Quarantäne viele Gedanken. Wie steht es um meine Zukunft, wann geht es endlich weiter oder wie kann ich meinen körperlichen Zustand verbessern? Alex Kirsch ist jedoch einer der wenigen Sportler, die sich darüber keinen Kopf gemacht haben. 20 Renntage hatte er 2020 schon. Überzeugend war er vor allem bei der Etoile de Bessèges (4. Platz auf der ersten Etappe, 33. im Gesamtklassement) oder bei Le Samyn, bei dem der Luxemburger den siebten Platz erreichte. Der 27-Jährige nahm noch an Paris-Nice teil, der Rest der Geschichte ist bekannt: Coronavirus, Saisonabbruch, Quarantäne. „Ich bin die ganze Situation bewusst ziemlich locker angegangen“, sagt Kirsch. „Ich habe sogar versucht, die Zeit zu genießen. Erstens gibt es in dieser Zeit Wichtigeres als den Sport. Außerdem war mir der Ernst der Lage schnell bewusst. Ich wusste, dass wir weder heute noch morgen Rennen fahren.“ Der zweifache Etappensieger der Tour de Luxembourg habe deswegen früh sein Trainingspensum reduziert – sowohl in der Intensität als auch in der Dauer. „Ich bin sehr zufrieden, wie ich die Zeit bis jetzt sportlich behandelt habe. Ich wollte Energie sparen, weil ich ahnte, was auf uns zukommt. Ich habe das hier sogar als Chance gesehen, die man in einer Karriere so wahrscheinlich nicht mehr erlebt – in so einem großen Umfang sportlich als auch mental herunterzufahren, hat auch gutgetan.“

Der Fahrer der US-Amerikanischen Trek-Segafredo-Mannschaft erzählt weiter, dass er sowieso kein Radprofi sei, der den ganzen Tag nur an den Sport denke. „Ich bin im Nachhinein auch fest der Meinung, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Im Nachhinein fühle ich mich darin bestätigt.“ Mit seinem Trainer hat Kirsch einen Fitnessplan erstellt, in dem er sich einerseits erholen konnte, andererseits eine Grundfitness hielt. Nach der Veröffentlichung des Rennkalenders am 5. Mai wurden seine Pläne und Ziele wieder konkreter. Vergangenen Montag hat die Aufbauphase begonnen.  

Fünf WorldTour-Rennen

Für Kirsch wird sich, nicht anders als in den letzten Jahren, wieder alles um die Klassiker drehen. Um optimal auf die Rennen im Oktober vorbereitet zu sein, zieht der 27-Jährige in Erwägung, bei der Tour de France zu starten. „Die beste Vorbereitung für die Klassiker ist in diesem Jahr aufgrund des speziellen Kalenders die Tour. Man braucht für die Klassiker genügend Renntage. Es ist nicht unrealistisch, dass ich in Frankreich starten werde.“ Für den Luxemburger wäre es nach der Vuelta 2019 die zweite Grand-Tour seiner Karriere. Nach einer möglichen Teilnahme an der Grande Boucle ist er sich aber sicher, an Gent-Wevelgem (11. Oktober), A Travers la Flandre (14. Oktober), der Flandern-Rundfahrt (18. Oktober),  am Driedaagse Brugge-De Panne (21. Oktober) und an Paris-Roubaix (25. Oktober) teilzunehmen. Ein Oktober, der die Fahrer in einem straffen Drei-Tage-Rhythmus fordern wird.

Für Kirsch ist das jedoch nichts Ungewöhnliches. 2019 nahm er im Zeitraum von 23 Tagen an sieben Rennen teil, darunter fünf WorldTour-Rennen. 2018 hatte er dasselbe Programm über 25 Tage. Zu hundert Prozent stehe das Programm des Teams aber noch nicht, betont er. Als problematisch sieht es Kirsch nicht an, eine ähnliche Form wie zu Beginn der Saison wiederzufinden. „Für mich war es eher ein weiterer Schritt in meiner Entwicklung. Deswegen wird das nicht verlorengehen. Ich weiß, was ich gemacht habe, und wenn ich so weitermache, wird es mindestens genauso gut funktionieren.“

2019 hatte Kirsch sich nach einigen Jahren wieder mit dem Cross vertraut gemacht. 2009 hatte er in dieser Disziplin den dritten Rang bei den Landesmeisterschaften der Junioren erreicht. Nach den Vorbildern von Mathieu van der Poel oder Wout van Aert wollte sich der Luxemburger nach einer langen Straßensaison noch mal im Cross ausprobieren. Dass er auch in diesem Jahr wieder aufs Crossrad steigt, scheint eher unwahrscheinlich. „Lust auf die Rennen hätte ich auf jeden Fall. Was mich allerdings im letzten Jahr sehr überrascht hat, war der zeitliche Aufwand. Das hat mich abgeschreckt“, sagt Kirsch. Ein solches Rennen nehme immerhin einen ganzen Sonntag in Anspruch. „Wenn man dann bedenkt, dass man am Ende der Straßensaison zwei Monate für die Familie und sich hat, muss das nicht unbedingt sein. Die Saison geht in diesem Jahr zudem etwas länger und dann muss man jede Woche nutzen, um sich zu erholen, damit man wieder bereit für das nächste Jahr ist.“

Vorläufiges Rennprogramm

Gent-Wevelgem – 11. Oktober
A travers la Flandre – 14. Oktober 
Flandern-Rundfahrt – 18. Oktober
Driedaagse Brugge-De Panne – 21. Oktober
Paris-Roubaix – 25. Oktober