Kopf des TagesUCI-Präsident David Lappartient präsentiert sich einmal mehr als Mann der Tat

Kopf des Tages / UCI-Präsident David Lappartient präsentiert sich einmal mehr als Mann der Tat
 Foto: AFP/Nicolas Tucat

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UCI-Präsident Lappartient legt eine steile Karriere hin

David Lappartient präsentiert sich gerne als Mann der Tat. Das hat der Präsident des Radsport-Weltverbandes UCI gestern einmal mehr unter Beweis gestellt. Die UCI hat gemeinsam mit den Organisatoren der großen Rennen einen Kalender vorgelegt, der die Saison noch retten soll. Ob es am Ende machbar sein wird, kann noch niemand einschätzen, zudem könnten Lappartient die Kritikpunkte einholen, die vor seiner Wahl im Raum standen.

David Lappartient wurde am 31. Mai 1973 in Pontivy in der Bretagne geboren. Der Radsport spielte bereits früh eine wichtige Rolle in seinem Leben. Es ist seine „Leidenschaft“, wie er im November 2017 in einem Tageblatt-Interview erklärte. Der diplomierte Ingenieur für öffentliche Arbeiten hat eigentlich sämtliche Bereiche des Radsports durchlaufen. Aktiver Radfahrer, Vereinspräsident, Organisator des Profirennens Grand Prix de Plumelec-Morbihan, aber vor allem Radsportfunktionär. Mit 35 Jahren wurde er Präsident des französischen Radsportverbandes und jüngster Verbandspräsident einer olympischen Sportart in Frankreich. Das nationale Spielfeld war dem Bretonen aber von Anfang an zu klein. Seit 2005 sitzt er im „Comité directeur“ der UCI und wurde 2013 Vizepräsident unter seinem Vorgänger Brian Cookson.

Lappartient verfolgt allerdings nicht nur eine sportpolitische Agenda. Das Mitglied der französischen Partei „Les Républicains“ ist seit 2008 Bürgermeister der Gemeinde Sarzeau sowie „Conseiller départemental“ von Morbihan. Sein politisches Engagement war 2017 auch eine der Kritiken am Franzosen. Einige fragten sich, ob er genügend Zeit habe, um einen Weltverband zu führen. Dennoch setzte er sich deutlich gegen Cookson durch und wurde mit 37 Stimmen der 45 Delegierten an die Spitze der UCI gewählt. Bei den nationalen Verbänden genießt Lappartient große Wertschätzung, was noch lange nicht jedem UCI-Präsidenten gelungen ist. Er gilt als Sportfunktionär, der durch Fachwissen und nicht durch Skandale auf sich aufmerksam macht. Im Wahlkampf punktete er vor allem durch seine Ankündigung, rigoros gegen das mechanische Doping vorzugehen, während seine Kritiker befürchteten, dass der Franzose eine zu große Nähe zum Veranstalter der Tour de France, der Amaury Sport Organisation, habe. „Ganz gleich, was wir tun, die ASO wird immer der größte Organisator bleiben. Ich sehe keinen Grund, wieso die UCI einen Krieg mit ihr vom Zaun brechen sollte“, sagte Lappartient unmittelbar vor seiner Wahl gegenüber cyclingtips.com.

Jetzt, zweieinhalb Jahre später, war es wieder die ASO, die bestimmte, wie der Rennkalender 2020 aussehen sollte. Die Tour soll am 29. August starten. Die UCI will die beiden anderen großen Landesrundfahrten in Italien und Spanien sowie die wichtigsten Eintagesrennen, die nationalen Meisterschaften und die Welttitelkämpfe austragen. Bis zum 15. Mai soll der komplette Kalender stehen. Lappartient kommt einmal mehr als Mann der Tat rüber, einer, der Nägel mit Köpfen macht. Wenngleich sich sein Weltverband einmal mehr an die ASO anpasst. Sollte die Radsportsaison im Spätsommer wirklich fortgesetzt werden können, kann sich Lappartient als Retter feiern lassen und dem weiteren Verlauf seiner steilen Karriere steht nichts im Weg. cs