RadsportWie sich die luxemburgische Mannschaft Leopard Pro Cycling während der Corona-Zwangspause verhält 

Radsport / Wie sich die luxemburgische Mannschaft Leopard Pro Cycling während der Corona-Zwangspause verhält 
Der Niederländer Jan Maas konnte während der Vorbereitung des Teams ein internationales Rennen auf Mallorca gewinnen. Die luxemburgische Mannschaft Leopard Pro Cycling belegte die ersten vier Plätze.  Fotos: Leopard Pro Cycling 

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Das luxemburgische Radsport-Team Leopard Pro Cycling hat einen Vorteil gegenüber anderen Mannschaften – Existenzsorgen müssen sich die Fahrer aufgrund der Corona-Pandemie nicht machen. Doch Team-Manager Markus Zingen weiß, dass die Ziele der Nachwuchsmannschaft in dieser Saison nur schwer realisiert werden können: Für junge Radsportler wird es weniger Optionen geben, sich im nächsten Jahr einer Profimannschaft anzuschließen. 

Es ist ein Sportarten-übergreifendes Problem, mit dem sich aktuell viele Mannschaften konfrontiert sehen. Während Teams im Basketball um ihre Existenz kämpfen, große Fußballmannschaften Kurzarbeit einführen, müssen sich auch die Radsportler diesen Problemen stellen. Erst vor kurzem gab die Profimannschaft CCC bekannt, ihre Profis in Kurzarbeit zu schicken und Betreuer zu entlassen. Finanzielle Probleme, die das luxemburgische Kontinental-Team Leopard Pro Cycling nicht hat – dafür muss man hier mit ganz anderen Herausforderungen klarkommen.

„Am Anfang der Pandemie hatten wir mehr Arbeit als momentan“, erklärt Markus Zingen, Team-Manager von Leopard. „Es waren einige Rennen geplant, dann gab es kurzfristige Änderungen.“ An einem Rennen in Frankreich sollten die beiden polnischen Fahrer Szymon Rekita und Filip Maciejuk teilnehmen, doch die polnische Regierung entschied sich früher als andere Länder, die Bürger in Quarantäne zu versetzen. Die beiden Polen blieben letztendlich zu Hause und wurden ersetzt – einen Tag später wurde das gesamte Rennen abgesagt. „Wir mussten Reisen und Hotels stornieren“, erinnert sich Zingen, der sich momentan im Home-Office in Schweich bei Trier befindet. „Es hat sich nun eingependelt. Wir haben ständigen Kontakt zu unserem Personal und den Fahrern, um sie bei Motivation zu halten.“

Gute Resultate zu Beginn der Saison

Gerade Fahrer aus Kontinental-Mannschaften haben in der rennfreien Zeit keine Chance, sich zu beweisen – das ist das größte Problem, dass die Fahrer der luxemburgischen Mannschaft plagt. Auch die routinierteren Fahrer, von denen Leopard mit dem 26-jährigen Szymon Rekita und dem 24-jährigen Niederländer Jan Maas zwei in seinen Reihen hat, haben Probleme, sich weiterzuempfehlen. „Für sie fühlt es sich wie verlorene Zeit an“, sagt Zingen. „Sie sind in der entscheidenden Phase ihrer Karriere und haben das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonläuft.“ 

Es ist auffällig, dass Leopard immer wieder älteren Fahrern eine Chance gibt. Für Sportler und Team eine Win-win-Situation: Zum einen können sich die Routiniers für andere Teams empfehlen, zum anderen helfen sie den jüngeren Fahrern im Team. Denn auch die Nachwuchsfahrer haben mit der aktuellen Situation zu kämpfen. Gerade junge Fahrer, die auf dem Sprung in das Profitum sind, haben keine Möglichkeit, sich zu empfehlen. Dabei hat das Team in dieser Saison schon auf sich aufmerksam gemacht: Nach einem erfolgreichen Trainingslager auf Mallorca konnte das Kontinentalteam bei Rennen der ersten und zweiten Kategorie überzeugen. Bei der Tour of Antalya (Türkei/2.1) gelang dem deutschen Miguel Heidemann ein zehnter Platz in der Gesamtwertung, bei Le Samyn (1.2) wurde Colin Heiderscheid 21., beim Craft Ster van Zwolle (1.2) wurde Heiderscheid 20. und beim Grand Prix de la Ville de Lillers Souvenir Bruno Comini (1.1) wurde der Luxemburger Achter.

Auch die Handlungen der größeren Teams können Auswirkungen auf andere Mannschaften haben, erklärt Zingen. „Es gibt viele Szenarien. Es könnte zum Beispiel sein, dass Mannschaften das Jahr als ein verlorenes ansehen und ihren Fahrern, deren Vertrag ausläuft, dennoch eine Option zum Verlängern anbieten. Sollten größere Teams außerdem wegfallen, bringt es den Markt durcheinander. Egal, was passiert, für jüngere Radsportler wird es in diesem Jahr weniger Möglichkeiten geben, sich einem Profiteam anzuschließen.“ 

Keine finanziellen Probleme

Vier Rennen – mehr hat die Mannschaft in dieser Saison noch nicht bestritten. „Wir haben schon auf Mallorca gesehen, dass wir sehr stark sein würden. Wir konnten diese Eindrücke bestätigen. Schade ist nur, dass wir unsere gute Vorbereitung nicht weiter in Ergebnisse ummünzen können.“ Im März konnten sich die Luxemburger zudem die Dienste des Schweizer U23-Landesmeisters Mauro Schmid sichern.

Es sind also in erster Linie sportliche Sorgen, die die Verantwortlichen von Leopard Pro Cycling verfolgen. 2011 begann Investor Flavio Becca, eine Mannschaft im Radsport zu bilden, deren Entwicklung er bis heute begleitet. „Wir müssen ihm sehr dankbar sein, dass er das Team über viele Jahre weiterführt“, sagt Zingen. 

Aktuell befinden sich die Radsportler im Home-Training. Insgesamt hat der Rennstall Fahrer aus Luxemburg, Deutschland, Schweden, den Niederlanden, Polen, der Schweiz und Dänemark im Kader – Länder, deren Vorsichtsmaßnahmen nicht so streng sind. „Sie können glücklicherweise alle nach draußen, um zu trainieren“, sagt der Deutsche. „Über ein Trainingstool können wir genau einsehen, welcher Sportler wann und wie trainiert.“ Des Weiteren finden sich die Sportler zu virtuellen Rennen wieder. „Sie sollen das Gefühl, Rennen zu fahren, nicht verlieren. Über ‚Zwift’ können sich die Fahrer außerdem sehen und miteinander reden. Das hält den Teamgeist am Leben.“ 

Team-Manager Markus Zingen glaubt, dass es für junge Radsportler nach dieser Saison schwierig wird, Anschluss an eine Profimannschaft zu finden 
Team-Manager Markus Zingen glaubt, dass es für junge Radsportler nach dieser Saison schwierig wird, Anschluss an eine Profimannschaft zu finden