Kopf des TagesMarylyn Addo: Die Suche nach dem Impfstoff

Kopf des Tages / Marylyn Addo: Die Suche nach dem Impfstoff
Marylyn Addo Foto: dpa/Axel Heimken

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Marylyn Addo kämpft im Labor um Leben

Während in den Kliniken Mediziner und Pflegekräfte um das Leben von Patienten kämpfen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, suchen Wissenschaftler fieberhaft nach einem Impfstoff. Die Ärztin Marylyn Addo kämpft an beiden Fronten und nimmt sich daneben noch Zeit, die Menschen zu informieren. In den deutschen Medien ist sie derzeit immer dann eine viel gefragte Expertin, wenn Journalisten etwas über einen Corona-Impfstoff oder Corona-Medikamente wissen wollen.

Addo wurde 1970 in Troisdorf in Nordrhein-Westfalen geboren. Auch ihr Vater war Arzt. Seitdem hat sie bereits in der halben Welt studiert und geforscht. Sie studierte in Bonn und verbrachte Auslandssemester in Straßburg und Lausanne. Ihre Promotion machte sie in Großbritannien an der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Danach lebte und arbeitete Addo 14 Jahre lang in Boston, wo sie eine infektiologische Ausbildung absolvierte. Dort beschäftigte sie sich mit dem HI-Virus. Heute ist sie Oberärztin und Leiterin der Sektion Infektiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Im Kampf gegen HIV beteiligte sich Addo auch an klinischen Studien in Südafrika. Dort erhielt sie 2013 die Ehrendoktorwürde an der Universität von KwaZulu-Natal in Durban. 2019 wurde ihr für ihre Arbeit zum Thema „Neue Präventionsmaßnahmen gegen Virusinfektionen“ der Pettenkofer Preis überreicht.

Was die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das derzeit um sich greifende Coronavirus angeht, muss Addo immer wieder vertrösten. Einen Impfstoff zu entwickeln, braucht Zeit. Obwohl weltweit daran geforscht wird und die Wissenschaftler gut kooperieren, ist mit dem Impfstoff vor 2021 nicht zu rechnen, betont Addo immer wieder. Sie rechnet damit, dass erst Ende 2021 genug Impfstoff zur Verfügung steht, um ihn flächendeckend einzusetzen.

Addo ist Mitglied des „Deutschen Zentrums für Infektionsforschung“, eines mehr als 500 Ärzte umfassenden Forschungsverbundes, der derzeit mit zwei Projekten nach einem Impfstoff gegen das neue Coronavirus sucht. Sie leitet die klinischen Studien einer der beiden Plattformen. Dabei ist Corona nicht der härteste Gegner, gegen den sie ins Feld gezogen ist, sagte sie im Interview mit dem Deutschlandfunk. Für das HI-Virus oder Malaria gibt es auch nach vielen Jahren der Forschung keine Impfung.

Es ist nicht das erste Mal, dass Addo an vorderster Front im Labor gegen ein Virus kämpft. Während des Ebola-Ausbruchs in den Jahren 2014 bis 2016 forschte Addo an einem Impfstoff gegen dieses Virus. Auch an der Entwicklung eines MERS-Impfstoffs war sie maßgeblich beteiligt.

Jacques Zeyen
8. April 2020 - 10.20

Und dann gibt es anscheinend noch immer Virenleugner.