Innovative KonzepteLuxemburger Visagist verlegt Make-up-Studio ins Netz

Innovative Konzepte / Luxemburger Visagist verlegt Make-up-Studio ins Netz
Luca de Michele ist Absolvent der renommierten „Famous Face Academy“ in Frankfurt. Gelernt hat der junge Luxemburger unter anderem von Künstlern wie James Vincent oder Danessa Myricks, die bereits an Lady Gaga und Madonna Hand anlegen durften. Foto: Gabe Araujo

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Pandemien machen erfinderisch: Einfach nur herumsitzen kommt für Luca de Michele nicht infrage. Als Visagist muss er in der Regel auf Tuchfühlung mit seinen Kunden gehen. In Zeiten des „Social Distancing“ aber hat der junge Künstler sein Studio einfach ins Netz verlegt. Seine Workshops bietet er jetzt per Video an.

Karl Lagerfeld würde angesichts verschiedener Zustände in Quarantäne-Zeiten zweifellos die Fassung verlieren. Schludrige Kleidung und vernachlässigtes Aussehen waren dem vor einem Jahr verstorbenen deutschen Modezar ein Gräuel. „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, soll Lagerfeld mal gesagt haben. Der Mode-Ikone zufolge gab es denn auch keinen triftigen Grund, nicht mindestens eine ordentliche Hose anzuziehen.

Mit Hosen hat Luca de Michele zwar weniger am Hut. Doch aufs Aussehen achtet der 25-Jährige umso mehr. Und das allein schon des Berufes wegen: Der junge Mann aus Differdingen ist nämlich professioneller Visagist. Als Make-up-Artist und Hersteller von Kosmetikprodukten mangelt es Luca in normalen Zeiten eigentlich nicht an Arbeit. Sehr beliebt sind seine Workshops, die er privat oder in Gruppen in seinem Studio im „1535 Creative Hub“ in Differdingen anbietet.

Ob nun in Workshops oder bei herkömmlichen Aufträgen: Luca de Michele kommt den Menschen hautnah, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Als Visagist ist er es gewohnt, mit den Kunden auf Tuchfühlung zu gehen. „Was aktuell leider nicht möglich ist“, meint der sympathische junge Mann mit italienischen Wurzeln. Dennoch tun die aktuellen Ausgangsbeschränkungen seinem Schaffen keinen Abbruch: De Michele hat sich kurzerhand entschieden, einen Teil seiner Talente virtuell zur Geltung kommen zu lassen.

Luca de Michele vermisst den direkten Kontakt zu seinen Kunden. Dennoch steht er ihnen auch in Corona-Zeiten beratend zur Seite, wenn auch digital. 
Luca de Michele vermisst den direkten Kontakt zu seinen Kunden. Dennoch steht er ihnen auch in Corona-Zeiten beratend zur Seite, wenn auch digital.  Foto: Christine Eckhardt

„Als Make-up-Künstler kommt man eigentlich nicht daran vorbei, Kontakt mit dem Kunden zu haben. Es ist auch schade, dass das momentan nicht möglich ist. Ich wollte aber nicht herumsitzen und meine Hände in den Schoß legen“, betont der 25-Jährige. Deshalb habe er sich dazu entschlossen, seine Workshops fortan ins Netz zu verlegen und live via Videoübertragung anzubieten. Das Konzept ändert kaum: Auch über Facetime kann Luca seinen Kunden weiterhin beim Schminken beratend zur Seite stehen.

Eine neue Erfahrung

Dabei achtet der Experte vor allem auf Techniken, die es zu verbessern gilt, aber auch Produkte, die auf verschiedenen Hauttypen besser oder gar nicht zur Geltung kommen. „Ich bin ehrlich und sage den Leuten geradeaus, welche Produkte vorteilhaft sind und welche Produkte nicht infrage kommen“, meint der junge Mann und lacht kurz auf. Und das funktioniere auch via Kamera recht gut. „Die meisten Kunden haben ihr eigenes Material zu Hause, sodass sie nichts anderes brauchen als ein Telefon mit Kamera und eine gute Verbindung natürlich“, so der Luxemburger Visagist.

Bis auf Scheinwerfer aus dem eigenen Studio brauche er selbst auch keine weitere Ausrüstung, um seine Tutorials anbieten zu können. „Die Scheinwerfer habe ich mitgenommen, damit es etwas professionell aussieht“, so Luca mit einem Schmunzeln. Zu Beginn sei es ungewohnt gewesen, so ganz ohne direkten Kontakt zum Kunden zu arbeiten. „Es war für mich eine neue Erfahrung. Ansonsten nämlich kann ich sofort eingreifen und kleine Fehler auf der Haut des Kunden selbst ausbessern. Das geht natürlich nicht.“ Inzwischen habe er auch gelernt, noch präziser in seinen Erklärungen und Ausführungen zu werden. „Damit die Anweisungen sofort verstanden und umgesetzt werden können. Was natürlich ein positiver Nebeneffekt ist“, erklärt Luca de Michele.

Ganz ohne Unterstützung sei es aber nicht gegangen: Die Idee der digitalen Workshops verdanke er seiner Nachbarin im „1535 Creative Hub“, der Fotografin Christine Eckhardt. Beide Studios ergänzen sich in ihrem Angebot: Hat Eckhardt beispielsweise ein Fotoshooting, kann De Michele die Motive entsprechend schminken. Umgekehrt kann die junge Fotografin die Arbeit des Visagisten dokumentieren bzw. dessen Kunden fotografieren. „So verbinden wir unsere Arbeit. In der aktuellen Situation aber sind gute Ideen gefragt. Vor diesem Hintergrund hat Christine mir geraten, meine Workshops über Video anzubieten“, erklärt der 25-Jährige. Auch habe die Fotografin beim benötigten Material weiterhelfen können.

Luca in digital

Mit der bisherigen Resonanz sei er auch ganz zufrieden, betont Luca de Michele. Das Interesse sei trotz Ausgangsbeschränkungen immer noch groß: „Es fragen viele Menschen nach Informationen. Doch man merkt auch noch eine gewisse Zurückhaltung“, so der Visagist. Schließlich handele es sich noch um ein neues Angebot. Die Leute wüssten noch nicht so recht, was sie erwartet. Es seien denn auch vor allem treue Kunden und Bekannte, die derzeit auf das Angebot zurückgreifen, so der junge Luxemburger: „Leute, die mich unterstützen wollen!“

Auch sei das Glück etwas auf seiner Seite gewesen: Als Inhaber einer eigenen Produktreihe habe er noch vor dem Ausbruch der Pandemie die nötigen Schritte in die Wege geleitet, seine Kosmetikartikel auch online vertreiben zu können. Die ganze Produktreihe sei auf seiner Seite „Make-up & Styling by Luca“ im Letzshop erhältlich. „Ein weiteres Standbein, auf das ich mich in diesen Zeiten etwas verlassen kann. Online-Verkauf und Versand sind bislang nicht beeinträchtigt. Was natürlich gut ist“, betont De Michele.

Ausgebucht seien seine Workshops auch noch nicht. Wer also Interesse hat, kann sich gerne beim Visagisten auf dessen sozialen Netzwerken melden, etwa über Instagram (iamluca94) oder Facebook (Make-up & Styling by Luca). Er komme den Kunden auch beim Honorar entgegen. Statt analog und in Person erhalten sie Luca nämlich bis auf Weiteres nur digital. „In dem Punkt will ich dann aber fair bleiben“, meint der junge Mann mit einem Augenzwinkern.