Horeca und CoronaRestaurant „Beim Abruzzebier“: „Ein Stück Normalität, das geblieben ist“

Horeca und Corona / Restaurant „Beim Abruzzebier“: „Ein Stück Normalität, das geblieben ist“
Das Restaurant „Beim Abruzzebier“ in Grosbous ist eines der wenigen, die auch während der Corona-Krise kochen Fotos: René Hoffmann

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Viele Restaurants haben in der Krisenzeit ihre Türen geschlossen. Das „Beim Abruzzebier“ in Grosbous hat aber beschlossen, weiterzukochen, wenn auch mit reduzierter Menükarte. Wir haben der Pizzeria einen Besuch abgestattet.

Als wir eintreten, ist sofort klar: Dieses Restaurant empfängt keine Gäste mehr. Die Stühle stehen auf den Tischen, auf den Sitzbänken stapeln sich die Pizzakartons, in einer Ecke wurde eine Playstation aufgestellt. Nichtsdestotrotz herrscht Betrieb. Der Koch bereitet den Ofen vor, ein Kellner ist hinter dem Tresen beschäftigt, ein anderer ist dabei, eine telefonische Bestellung aufzunehmen.

Immer da: die beiden Chefs Athenaïs Altamuro und Giuseppe „Pepe“ Conte (beide 34). Sie sind Restaurantbetreiber aus Leidenschaft und haben beide die Hotelschule besucht. Gleich nach ihrem Studium sammelten sie Erfahrung im Horeca-Bereich, indem sie während drei Jahren das Restaurant im Schwimmbad „Krounebierg“ in Mersch betrieben. Die Mutter von Giuseppe besitzt die in der Nordregion bekannte Pizzeria „Gran Sasso“ in Schieren. Athenaïs arbeitete als Rezeptionistin in einem Fitnesscenter, als das junge Paar entschied, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Sie fanden ein geeignetes Lokal in Grosbous und kauften es. Der Name des kulinarischen Tempels stammt von Athenaïs’ Mutter . Die Idee dahinter: Da die italienischen Einwanderer hierzulande oft „Bier“ (Bär) genannt wurden, eignete sich der Name Bär der Abruzzen („Abruzzebier“) hervorragend.

2014 öffnete das Restaurant – und verzeichnete sofort einen durchschlagenden Erfolg. „Knapp drei Monate nach der Eröffnung mussten wir unser Team bereits verdoppeln, so viel Arbeit hatten wir“, meint die Chefin mit einem Grinsen. Im „Abruzzebier“ haben bis zu 140 Gäste Platz.

Dann kam die Pandemie …

Alles lief wie am Schnürchen – bis die Pandemie kam. Sämtliche Restaurants des Landes mussten ihre Esssäle schließen. Auch das „Abruzzebier“. Pepe und Athenaïs entschieden sich sofort dafür, auf Take-away und Lieferservice umzustellen. „Einer unserer Vorteile ist, dass nicht nur wir selbst über dem Restaurant wohnen, sondern auch einige Mitglieder unseres Personals“, so die junge Restaurantinhaberin. „Das spart lange Anfahrten und erhöht die Sicherheit, denn wir leben alle im selben Haus“, so Athenaïs Altamuro.

Insgesamt sorgen im Normalfall 16 Personen für die optimale Beköstigung der Gäste. Seit der Zwangsschließung wurde die Mannschaft aber auf acht Personen zurückgefahren. Sie arbeiten auch nur halbtags. Vier Personen arbeiten mittags und vier weitere abends. „Die restlichen Mitarbeiter befinden sich im Augenblick im sogenannten ,chômage technique’ oder haben Urlaub aus familiären Gründen beantragt. Das ist schade“, so Athenaïs Altamuro. Entlassungen stünden aber nicht auf der Agenda. Finanzielle Engpässe gebe es derzeit auch noch keine: Das Take-away sowie der Lieferservice laufen gut. Bis zu 200 Pizzen werden pro Tag bestellt, dazu viele Nudelgerichte. Am Wochenende wird auch viel Fisch und Fleisch geordert. „Wir haben an einem Abend schon mal 60 Bestellungen registriert. Innerhalb von nur einer Woche hat das Altersheim in  Mertzig zweimal jeweils 25 ‚Plats’ abgeholt“, so die Gastronomin. Letztens lief die Pizzaproduktion von 18.00 bis 22.00 Uhr ohne Unterbrechung. Über die Osterfeiertage soll es dann auch noch ein spezielles Ostermenü geben. „Man muss gerade jetzt flexibel sein“, so Athenaïs Altamuro. Geliefert wird ab einer Bestellung von 30 Euro. Das Restaurant ist an sechs Tagen die Woche geöffnet – Montag ist Ruhetag –, an denen Bestellungen zwischen 11.00 und 13.30 Uhr sowie zwischen 18.00 und 21.30 Uhr abgegeben werden können.

Lieferengpässe gibt es momentan keine – das „Abruzzebier“ erhält regelmäßig Ware. „Vor der Krise war das jeden Tag der Fall, jetzt ist es nur noch dreimal pro Woche“, so die Restaurantbetreiberin. Die Beschaffung der üblichen Zutaten stelle dabei kein Problem dar – gehe es aber um regionale Produkte aus Italien, dann würde es schon komplizierter. An den Preisen will die Restaurant-Leitung nichts ändern.

Allein auf weiter Flur

Dem Restaurant kommt wohl zugute, dass es eines der einzigen der Region ist, das während der Corona-Krise weiterarbeitet. „Als wir eröffneten, sagten einige Freunde: ,Was macht ihr in Grosbous? Betreibt ein Restaurant in einem Ballungsgebiet.’ Aber genau die Tatsache, dass wir in einem eher dünn besiedelten Gebiet liegen, wirkt sich derzeit recht positiv auf uns aus. Unser Einzugsgebiet ist ziemlich groß“, so die Chefs. Vor rund zwei Jahren wurde die Küche runderneuert. Die Kredite laufen weiter, das Restaurant muss weiter beliefert werden. Da sei es wichtig, dass genug Geld reinkommt, um die Rechnungen zu zahlen, so Athenaïs Altamuro. Sie fragt sich, wie andere Gaststätten, die im Augenblick keine Einnahmen haben, nach der Krise weitermachen wollen. „Wir haben viel Glück“, schlussfolgert die Gastronomin.

In puncto Sicherheit wird in Grosbous nichts dem Zufall überlassen. Niemand außer dem Personal, der Putzfrau und den Lieferanten kommt ins Restaurant rein – und alle sind mit einem Mundschutz sowie Handschuhen ausgestattet. Die Bestellungen werden vor der Tür, an einer eigens zu diesem Zweck errichteten Theke, abgeholt. „Wir halten uns an die Hygieneregeln, waschen uns regelmäßig die Hände und unser Verbrauch an Desinfektionsmittel ist auch gestiegen“, erzählt die Chefin.

Wie eine Familie

Das Personal steht hinter den Chefs – darunter auch Nikola, der seit ein paar Jahren im „Abruzzebier“ arbeitet. „Es ist eine schwierige Lage, aber wir machen das Beste draus“, sagt der junge Mann. „Wir sind hier wie eine große Familie.“ Abends nach der Arbeit treffen sich die Mitarbeiter manchmal im Restaurant und spielen dort Playstation. Seit etwa drei Wochen haben sie das Gebäude quasi nicht mehr verlassen.

Die Kundschaft ist auf jeden Fall zufrieden. „Das Restaurant ist das einzige Stück Normalität, das geblieben ist“, habe letztens ein Kunde zur Pizzeria-Besitzerin gesagt. „Ich kann nicht kochen. Da ist es gut, dass ich regelmäßig hier etwas abholen kann“, so Gaston aus Vichten. Er wartete vor der nahegelegenen Apotheke auf seine Medizin.

Solange der Lockdown nicht aufgehoben wird, wollen Athenaïs und Pepe weitermachen. Sie hoffen aber, dass bald wieder Normalität einkehrt. „Ewig hält kein Restaurant diese Lage aus. Und nichts kann die zwischenmenschlichen Kontakte ersetzen. Nach einigen Wochen dreht man nämlich so langsam am Rad“, so Athenaïs Altamuro abschließend.