CoronavirusDas CHEM verwandelt seine Cafeteria in eine Pflegestation

Coronavirus / Das CHEM verwandelt seine Cafeteria in eine Pflegestation
Wo vor ein paar Wochen noch zu Mittag gegessen wurde, stehen inzwischen 28 Betten bereit, um Corona-Patienten aufzunehmen Foto: Editpress/Alain Rischard

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Im „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ steht die Welt kopf. Während sich der „Infopoint“ am Haupteingang in eine provisorische Mini-Cafeteria verwandelt hat, stehen in der eigentlichen Cafeteria nun 28 Pflegebetten. Der 600 Quadratmeter große Raum wurde in eine Station für Corona-Patienten, die keine Intensivpflege benötigen, umgewandelt.

Die Cafeteria dient als Erweiterung des „Bâtiment Mineur“, in dem Corona-positive Personen derzeit behandelt werden. Mit 57 hospitalisierten Coronapatienten – davon 14 auf der Intensivstation, ist der aktuell genutzte Teil des Gebäudes noch nicht ausgelastet. Im „Bâtiment Mineur“ stehen insgesamt 110 Betten zur Verfügung. „Die Cafeteria haben wir ausgebaut, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein“, sagt der Escher Bürgermeister und Präsident des CHEM-Verwaltungsrates, Georges Mischo.

Die Umbauarbeiten der Cafeteria dauerten nur eine Woche. Nach zwei Tagen Vorbereitung und Planung folgten fünf intensive Arbeitstage, die am Freitag beendet wurden. Hier waren vor allem die technischen Teams des CHEM gefordert. Raffaele Pannacci ist der Verantwortliche des „Service bâtiment“ und hat die Umbauarbeiten koordiniert. Er bewundert den Teamgeist, den er während der Arbeiten miterleben konnte. Das Meiste haben Mitarbeiter des CHEM selbst erledigt. Das spreche für die Kompetenzen innerhalb des Teams. Ihnen wurde von Escher Firmen, mit denen das Krankenhaus eine langjährige Zusammenarbeit pflegt, unter die Arme gegriffen.

Das technische Team des CHEM hat die Cafeteria unter der Leitung von Raffaele Pannacci (außen rechts) in nur fünf Tagen zu einer Pflegestation umgebaut 
Das technische Team des CHEM hat die Cafeteria unter der Leitung von Raffaele Pannacci (außen rechts) in nur fünf Tagen zu einer Pflegestation umgebaut  Foto: Editpress/Alain Rischard

Insgesamt 15 Personen haben in fünf Tagen Strom, Gas, Sauerstoff und Druckluft durch den Raum verlegt. Gegenüber einer mobilen Struktur, wie zum Beispiel einem Zelt, hat der Pflegeraum in der Cafeteria den Vorteil, dass alles an die zentrale Anlage des Krankenhauses angeschlossen werden konnten. Trägerschienen, an denen die medizinischen Geräte angebracht werden, sowie Trennvorhänge zwischen den Betten wurden ebenfalls installiert. In der Mitte des Raumes wurde ein zentrales Büro für die Krankenpfleger eingerichtet. „Wir konnten keine Patientenklingeln anbringen. Um das zu ersetzen, stehen Pfleger und Patienten durch das zentrale Büro miteinander im Blickkontakt“, sagt Pannacci.

Wenn alle Betten in der Cafeteria belegt sind, würden dort tagsüber neun Krankenpfleger und drei Ärzte die Stellung halten. Die größte Herausforderung für das technische Team: Alles so aufzubauen, dass es auch wieder abgebaut werden kann. „Wir haben praktisch nirgends gebohrt“, sagt Pannacci.

Sowohl die 28 Betten als auch andere Materialien wie zum Beispiel die Trennvorhänge stammen aus den derzeit geschlossenen weiteren Krankenhäusern des CHEM in Düdelingen und Niederkorn. Bisher sei die Situation stabil, es gebe keine Explosion an Hospitalisierungen wie in anderen Ländern, heißt es aus der sechsköpfigen Krisenzelle des Krankenhauses.

Sowohl die Betten als auch die Vorhänge stammen aus den derzeit anderen, geschlossenen Krankenhäusern des CHEM in Düdelingen und Niederkorn
Sowohl die Betten als auch die Vorhänge stammen aus den derzeit anderen, geschlossenen Krankenhäusern des CHEM in Düdelingen und Niederkorn Foto: Editpress/Alain Rischard

Das kann sich jederzeit ändern. Vor allem, weil Corona-Patienten zum Teil länger stationär behandelt werden müssen. „Im Schnitt bleiben sie elf Tage hier – wenn sie intubiert werden müssen, sind es gleich drei Wochen“, sagt Dr. Serge Meyer, Leiter der örtlichen Krisenzelle. Aus diesem Grund werde die Anzahl der belegten Betten zunächst steigen.

„Die Patienten, die jetzt mit dem Virus in die Notaufnahme kommen, haben sich schon während der einschränkenden Maßnahmen der Regierung angesteckt“, so Serge Meyer. Das führt der Internist darauf zurück, dass es von der Ansteckung bis zur Entwicklung erster Symptome zwischen fünf und zehn Tage dauert.

Die Temperaturen spielen Meyer zufolge eine wichtige Rolle, wenn es um Lungenkrankheiten geht. Sobald das Wetter wieder schlechter wird, rechnet der Krisenmanager mit einem Anstieg der Krankenhausaufenthalte. „Diejenigen, die sich davor über Wasser gehalten haben, werden eine Verschlechterung ihrer Symptome feststellen und wohl ins Krankenhaus müssen.“

Darauf ist das Krankenhaus vorbereitet. Zählt das CHEM in der Regel zwei Intensivstationen, wurde die Zahl bereits auf drei erhöht – die jedoch noch nicht alle komplett belegt sind. Eine vierte Intensivstation mit 18 Betten wird derzeit in der „Chirurgie de jour“ eingerichtet – 18 Monitore seien bereits bestellt. Die Regierung habe 25 Beatmungsmaschinen in Reserve, die je nach Bedarf und Situation an die Krankenhäuser verteilt werden. „Wir teilen der Regierung zweimal am Tag unsere Zahlen mit und sie koordinieren das Material auf nationaler Ebene“, sagt Serge Haag, Pflegedirektor im CHEM. Darin dass Luxemburg ein kleines Land ist, sieht er einen Vorteil. Größere Länder hätten es hier wahrscheinlich schwerer.

Was vorher eine Cafeteria war, ist jetzt eine „Unité d’isolement“
Was vorher eine Cafeteria war, ist jetzt eine „Unité d’isolement“ Foto: Editpress/Alain Rischard

Luxemburgs vier Krankenhäuser werden im Ausland als ein Ganzes angesehen. Dadurch sei es leichter, an Material zu kommen, als wenn es jeder einzeln versuchen würde. Alle Lieferungen kämen über Belgien und Luxemburg werde auch nach belgischen Regeln beliefert.

Die beiden anderen Standorte in Düdelingen und Niederkorn sind einsatzbereit und können im Falle eines Anstieges der Patientenzahlen genutzt werden. „Wir haben alles durchdacht, egal welche Ausmaße die Ausdehnung des Virus noch haben wird“, heißt es aus der Krisenzelle.

Info

Fünf der 14 Patienten auf der Intensivstation des CHEM wurden aus dem „Grand Est“ eingeflogen. Damit kümmert sich das Escher Krankenhaus um die Hälfte derer, die in kritischem Zustand aus Frankreich eingeflogen wurden.