BeitragszahlungenKleine Summe, große Wirkung? Wie die Verbände ihre Klubs unterstützen wollen und können

Beitragszahlungen / Kleine Summe, große Wirkung? Wie die Verbände ihre Klubs unterstützen wollen und können
Das Tageblatt hat bei den Verbandspräsidenten nachgefragt, wie hoch die Beitragskosten der Vereine sind

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Der belgische Fußballverband hat es vorgemacht: In einer Mitteilung erklärte die URBSFA, keine Beitragskosten für den Rest der Saison zu verlangen. Die Luxemburger Verbände haben sich zum Teil bereits mit der gleichen Frage beschäftigt, aber nicht alle. Inwiefern diese finanzielle Unterstützung überhaupt möglich ist, erklärten sie gegenüber dem Tageblatt. Auch einige Klubs nahmen Stellung.

FUSSBALL: Konkrete Pläne für eine Sonderregelung der Beitragsbeträge für die Saison 2019/20 hat der größte Verband des Landes, die FLF, noch nicht ausgearbeitet. Die Zahlungen für die aktuelle Meisterschaft wären zum jetzigen Zeitpunkt noch in kompletter Höhe fällig. Trotzdem scheint der Fußballverband nicht abgeneigt, den Vereinen in dieser Angelegenheit entgegenzukommen. „Wir werden uns überlegen, welche Geste möglich ist. Es handelt sich aber nicht um riesige Summen“, sagte Präsident Paul Philipp. Anders als in Belgien wird in Luxemburg nur eine einzige Rechnung pro Saison ausgestellt. Beim belgischen Verband können die Zahlungen neunmal pro Jahr erfolgen. Die FLF verschickt ihre Rechnungen zwischen November und Dezember. Ende Januar müssen die Beiträge bezahlt sein. „Die zweite Möglichkeit wäre, den Klubs zu einem späteren Zeitpunkt entgegenzukommen“, meinte Paul Philipp – wie beispielsweise die Beitragskosten für die Saison 2020/21 zu senken. 

Derzeit zahlt jeder Fußballverein fünf Euro pro Lizenz an die FLF. Auf der Gesamtrechnung, die nach der Generalversammlung verschickt wird, sind zudem alle weiteren Kosten aufgelistet – von dem Betrag, den die Vereine für ihre Pokalspiele zahlen müssen, bis hin zu Strafen für den Rückzug einer Mannschaft oder Zahlungen für Platzverweise. Ehrenpromotionär FC Wiltz hat für die Saison 2018/19 im vergangenen November für seine 384 Lizenzen rund 2.500 Euro (Versicherung inbegriffen) an den Verband überwiesen. „Es handelt sich nicht nur um Spieler, sondern auch um die ‚non-actifs’“, erklärte Kassenwart Jean-Claude Thines. Hinzu kommen auf der einmaligen Rechnung die Beträge für Schiedsrichtermangel (100 Euro pro fehlendem Unparteiischen, welcher der Klub proportional zur Mitgliederzahl stellen müsste), die Unkosten des Verbandsgerichts und sonstige Strafen. „Auch wenn es diesmal nur vier anstatt von fünf Euro wären, würde das bei unserem Budget (500.000 Euro) keinen großen Unterschied machen. Doch wir sind, wie alle anderen Vereine, glücklich über jeden Cent, den wir nicht abgeben müssen.“

Der Kassenwart mache übrigens die gleiche Bemerkung, die ein anderer Verein aus der Ehrenpromotion in einem offenen Brief gemacht hatte. Romain Kill (FC Canach) will von den Verantwortlichen des Verbandes nicht nur wissen, wie und wann es weitergehen könnte, sondern auch ob Luxemburg finanziell von der UEFA unterstützt werden wird. Denn dreht der europäische „Chef“ den Geldhahn zu, drohen die gewohnten Beiträge für die Vereine kleiner zu werden. 

HANDBALL: Die FLH plant, vor allem Vereine, die viel Arbeit in den Jugendbereich investieren, finanziell zu unterstützen. Vor der Saison müsse jeder Verein eine Einschreibegebühr bezahlen, doch der Verband sei „noch nicht so weit, um jedem einzelnen Verein etwas zurückzugeben“, sagt FLH-Präsident Romain Schockmel. In einer Vorstandssitzung am Mittwoch habe man sich darauf geeinigt, dass die 15 Vereine von einer Direkthilfe Gebrauch machen könnten. Dabei werden die Gebühren für die Kinder- und Jugendlizenzen erlassen. Seit vier Jahren habe sich der Handballverband ein Finanzsystem aufgebaut und Geld beiseitegelegt. „Das war für Notfälle wie diesen geplant. Schade ist es dennoch, dass das Geld nicht in andere Dinge investiert werden kann.“

BASKETBALL: Beim Verband FLBB ist mit der Austragung der Pokalendspiele in der Coque eine der gößten Einnahmequellen der Saison weggefallen, wie Präsident Henri Pleimling bereits vor einer Woche dem Tageblatt erklärte. Auch die Vereine bekommen besonders den Ausfall von Events zu spüren, wie Micheline De Oliveira, Präsidentin des Nationale-2- Klubs Kordall Steelers, erklärt: „Heimspiele spülen bei uns nicht so viel Geld in die Kassen, es sind eher die Turniere und Events, bei denen wir zum Beispiel grillen, die uns fehlen werden. Das Budget für die kommende Saison ist die große Unbekannte, deshalb stellen wir uns zurzeit auf mehrere Szenarien ein.“ De Oliveira schätzt, dass ihrem Verein am Ende gut und gerne 20.000 Euro fehlen werden. Was die Sponsoren betrifft, so gibt es beim Zweitligisten keinen „großen“ Sponsoren, sondern mehrere kleinere: „Auch wenn wir bereits einmal in der Total League gespielt haben, so ist unser Bekanntheitsgrad nicht der größte. Das könnte uns in der jetzigen Situation aber auch entgegenkommen. Mir ist es eh lieber, zehn Sponsoren zu haben, die 1.000 Euro zur Verfügung stellen, als einen, der 10.000 mitbringt. So wiegt der Absprung eines einzelnen nicht so schwer.“

Ein Wegfall der Beitragsgebühren an den Verband würde man beim Fusionsverein jedenfalls begrüßen, denn diese dürften in diesem Jahr bei rund 7.000 Euro liegen: „Dabei will ich aber auch betonen, dass Strafen für technische Fouls etwas bezahlt werden sollten, denn diese hat man ja begangen. Aber ein Entgegenkommen etwa in Sachen Lizenzen würde uns auf jeden Fall entgegenkommen. Es wäre schade, wenn die Arbeit der letzten Jahre – immerhin kommen wir im Verein gemeinsam auf 9.000 Stunden ‚bénévolat’ – durch eine Krise, für die niemand etwas kann, dahin wäre.“ Denn gerade in der letzten Saison erlebte man bei den Kordall Steelers mit einem Plus von 50 Jugendlizenzen einen kleinen Boom.

RADSPORT: Die Frage nach der Rückerstattung der Beitragszahlungen der einzelnen Vereine sei beim Radsportverband laut FSCL-Präsident Camille Dahm noch kein Thema. Pro Saison zahlen die einzelnen Radsport-Klubs etwa 300 Euro an den Verband. Des Weiteren müssen verschiedene Lizenzen bezahlt werden, sodass ein Verein zwischen 600 und 1.000 Euro bezahlen müsse. „Ich habe mir über die Rückerstattung schon ein paar Gedanken gemacht“, sagt Dahm. „Aber wir müssen mit dem Verband und den Vereinen darüber sprechen. Momentan sind wir noch nicht so weit.“ 

KAMPFSPORT: Mit über 6.000 Mitgliedern gehört die „Fédération luxembourgeoise des arts martiaux“ (FLAM) ebenfalls zu den größten Verbänden des Landes. „Wir haben uns noch überhaupt nicht mit diesem Thema beschäftigt“, gab FLAM-Präsident Serge Schaul zu. „Ohnehin werden die Beiträge zum Auftakt des Jahres bezahlt, also hätte sich diese Frage eigentlich bereits erledigt. Jetzt Geld zurückzuschicken, wäre ungewöhnlich.“ Der Judo-Club Wintger (90 Mitglieder) überweist im Durchschnitt 3.600 Euro an den Dachverband. Stößt ein neuer Judoka zum Verein hinzu, werden nach den Probeeinheiten mehrere Punkte also Rechnung ausgestellt: Ein Beitrag an den Verein, ein Lizenzheftchen sowie die jährliche „Vignette“ die in das Dokument geklebt wird. Pro Mitglied (Erwachsene und Kinder) werden jährlich 40 Euro fällig, hinzu kommt eine einmalige Überweisung von 7,50 Euro für das Lizenzheftchen.

Der Kassenwart des Judo-Club Wintger, Freddy Hirlimann, erklärte, dass man den Eltern nach diesem komplizierten Jahr auf Vereinsebene entgegenkommen möchte: „Es könnte sein, dass wir im nächsten Jahr keine Klubmitgliedschaft verlangen werden, sondern nur die 40 Euro, die direkt an den Verband gehen. Immerhin konnte fast ein halbes Jahr nicht trainiert werden. Entschieden ist diese Option aber noch nicht, der Vorstand hat das letzte Wort.“

TURNEN: Der nationale Turnverband FLGym hat die Auswirkungen der Corona-Krise bisher vor allem auf sportlicher Ebene gespürt. „Bei den Vereinen besteht jedoch das Problem, dass alle nationalen Wettbewerbe in der ersten Jahreshälfte stattfinden und diese Einnahmen fehlen werden“, erklärte Generalsekretär Silvio Sagramola. Bisher hat sich jedoch noch kein Verein beim Verband gemeldet, der Sorgen hat, etwa die Kosten für seine hauptamtlichen Trainer nicht mehr stemmen zu können.

Ein Erlassen der Beitragszahlungen stand bei der FLGym somit aktuell auch noch nicht zur Debatte: „Da bewegen wir uns auch in ganz anderen Dimensionen als andere Verbände. Eine Lizenz kostet bei uns seit diesem Jahr beispielsweise gerade einmal zehn Euro. Die Gebühren werden dann auch in der Regel zum Anfang der Saison kodiert und sind somit eine einmalige Ausgabe.“ Dennoch will man den Vereinen in anderer Weise entgegenkommen, wenn bekannt ist, wann der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen werden kann und ob beispielsweise die Europameisterschaften im Herbst nachgeholt werden oder nicht. „Wir selbst haben die Hoffnung, dass wir einige wichtige Matches noch zu einem späteren Zeitpunkt nachholen können. Dabei werden wir jedoch schauen, dass wir hier nicht mit den traditionellen Galas der Vereine kollidieren, denn diese sind für sie eine der wichtigsten Einnahmequellen. Dann werden halt eher einige Wettbewerbe 2020 nicht stattfinden.“     

SCHWIMMEN: Bei der FLNS würde ein Aussetzen der Beiträge keinen Sinn ergeben, wie Präsident Marco Stacchiotti berichtete: „Unsere Vereine bezahlen 100 Euro.“ Anders als in vielen anderen Verbänden sieht es bei den Lizenzen aus: Die Schwimmer zahlen ihre Mitgliedschaft in Höhe von 25 Euro nicht an den Verein, sondern direkt an die FLNS. „Der finanzielle Schaden entsteht für die Vereine dadurch, dass sie keine Turniere organisieren können. Damit fällt eine große Einnahmequelle weg. Auch wir als Verband können nicht helfen, da unsere Events ebenfalls abgesagt worden sind.“ Wann die nationalen Meisterschaften nachgeholt werden können, steht noch nicht fest. Möglich wäre es aber, dass das Turnier in der Coque im November ausgetragen wird. Gleiches gilt für die Europameisterschaften, die im Mai hätten in Budapest stattfinden sollen.     

LEICHTATHLETIK: Als eher unnötig empfindet FLA-Präsidentin Stéphanie Empain die Diskussion über eine Rückerstattung der Mitgliedsbeiträge. „Die Frage ist nicht die dringendste auf unserer Agenda“, sagt sie. „Es ist so, dass die Coronakrise uns mehr Aufwand verschafft. Auch deswegen halte ich die Diskussion für überflüssig.“ Zudem würden die Vereine laut der 36-Jährigen „keine enormen Beiträge bezahlen“. Noch habe sich auch niemand bezüglich dieses Themas beim Verband gemeldet.  

TISCHTENNIS: Bei der FLTT gab es noch keine Rückmeldung eines Vereins, der sich Sorgen macht, durch die Corona-Krise in eine Notsituation zu kommen. So war ein Erlassen der Beitragsgebühren oder die Möglichkeit, diese über mehrere Monate hinweg abzubezahlen, noch kein Thema, wie Präsident André Hartmann erklärt. Dennoch kann er sich vorstellen, dass die aktuelle Situation für die Vereine, die Kosten für ausländische Spieler aufbringen müssen, eine Belastung werden könnte. Bei der FLTT hat man, anders als bei anderen Sportarten, jedoch noch die Hoffnung, die Titelfrage auf sportlichem Weg lösen zu können. Maximal zwei Halbfinal- und drei Finalbegegnungen würden noch benötigt, um einen Meister zu küren. Ein bei den Vereinen durchgeführtes Referendum ist zwar noch nicht komplett ausgewertet, doch eine Tendenz in Richtung sportliche Lösung ist zu erkennen. Dabei könnte man sich durchaus vorstellen, den Abschluss der Saison, der am 30. Juni erfolgt sein müsste, in Form einer Sonderregelung zu verlängern. 

(J.Z., pg, chd)