Corona-KriseVon wegen soziale Distanz: Ein Lokalradio stemmt sich gegen die Langeweile

Corona-Krise / Von wegen soziale Distanz: Ein Lokalradio stemmt sich gegen die Langeweile
Mit 18 Jahren Radio-Erfahrung gehört Steve Kugener bereits zu den „alten Hasen“ im Geschäft. Die neue Sendung „Lokalradio“ ist aber eine Herzensangelegenheit für den Medien- und Marketingexperten. Foto: Marc Lazzarini

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In Krisenzeiten haben Projekte für die Allgemeinheit Hochkonjunktur. Vor allem das Netz entpuppt sich dieser Tage als Segen. Dennoch lanciert ein Trio im Süden nun ein Projekt, das die sozialen Netzwerke mit einem mehr als hundert Jahre altem Medium kombiniert: „Lokalradio“ soll der lokalen Gemeinschaft rund um Bettemburg, Düdelingen und Roeser wieder etwas Leben einhauchen.

Social Media verbindet. In Zeiten der Quarantäne übernehmen Kommunikationsplattformen im Netz eine wichtige Rolle als Bindeglied zur Außenwelt. Mit Facebook, Tik Tok, Twitter und Co. bleiben die Nutzer stets auf dem Laufenden und wissen, was Freunde und Familie in Krisenzeiten so treiben. Soziale Medien sind schnell, aktuell und interaktiv. Vor diesem Hintergrund vergessen die Menschen gerne, das das Gleiche aber auch für ein Medium gilt, das in diesem Jahr 114 Jahre alt wird.

Es war Reginald Aubrey Fessenden, der am 24. Dezember 1906 über einen Langwellensender im US-Bundesstaat Massachusetts die erste drahtlose Musik- und Sprachübertragung in die weite Welt aussendete. Damit sollte der kanadische Erfinder und Rundfunkpionier die ganze Medienwelt auf den Kopf stellen. Fortan nämlich war es möglich, Neuigkeiten in Echtzeit an die Bevölkerung weiterzugeben, die wiederum über verschiedene Kanäle mitreden und somit auch Einfluss auf die Sendungen nehmen konnte.

Eine Lesung und eine Darbietung von „Stille Nacht, heilige Nacht“ auf der Violine: So lautete das erste Programm der Sendung von Heiligabend vor 114 Jahren. Eine Sendung, die der Legende nach sogar auf Schiffen im Karibischen Meer empfangen wurde. Ganz so weit wollen die Verantwortlichen von „Lokalradio“ aber nicht gehen. „Uns reicht es, wenn viele Menschen in Luxemburg einschalten. Vor allem im Süden des Landes“, scherzt Steve Kugener.

Wie der Name es bereits verrät, soll das Projekt vor allem die lokale Bevölkerung ansprechen. „In den Medien dominieren derzeit fast nur negative Schlagzeilen, das lokale Leben liegt zurzeit etwas brach. Die Menschen haben aber ein Bedürfnis, sich mitzuteilen“, so der ehemalige Radiomoderator und Marketingexperte. Genau dort wolle man mit „Lokalradio“ ansetzen: „Wir wollen das lokale Leben wieder mit ankurbeln, indem wir die lokalen Radiofrequenzen nutzen.“

Tatsächlich ist Kugener mit dem Radio groß geworden. Schon als 15-Jähriger hatte er seine erste Sendung bei Radio LRB, später war er unter anderem bei RTL und Eldoradio aktiv. Inzwischen führt der 33-jährige Düdelinger mit Freunden seine eigene Marketingagentur. Das „Lokalradio“ ist allerdings eine Herzensangelegenheit für den jungen Mann, der von sich selbst behauptet, ein „alter Radiohase“ zu sein. Radio finde er „immer noch cool“. Deshalb habe man das Medium auch weiter benutzen wollen.

„Es wäre schade, das Radio in diesem Fall nicht zu nutzen. Schließlich haben wir ja die Möglichkeit, auf lokaler Ebene auf dieses Medium zurückzugreifen“, so Kugener, der die Sendung mit Social-Media-Experte Klot Kieffer und Co-Moderator Dave Neiertz produziert. Ursprünglich sei ein Podcast geplant gewesen. „Mit ein paar Liedern und Tipps gegen die Corona-Langeweile“, so der Moderator. „Doch liegt genau dort unser Problem: Ein Podcast ist nicht interaktiv. Die Sendung wäre nicht live und wir könnten die Bevölkerung nicht direkt mit einbinden.“

Digital und analog

Da es aber das Ziel der Sendung ist, der Gesellschaft in aktuellen Zeiten wieder etwas Leben einzuhauchen, hat sich das Team um „Lokalradio“ für ein Konzept entschieden, das Radio und soziale Medien miteinander verbindet. Die Sendung wird sowohl live auf Radio LRB (UKW 103,9) als auch im Internet übertragen. Eine Wiederholung ist dann auf Radio Dudelange (UKW 103,6) und in den sozialen Netzwerken unter anderem als Podcast vorgesehen.

Premiere ist am Montag, von 18 bis 20 Uhr. „Es ist eine Art Testsendung, mit Erklärungen zur Sendung und zum Programm sowie Songs, die sich unsere Zuhörer über unsere Seite auf Facebook wünschen können“, so Kugener. Anschließend sind zunächst zwei Sendungen wöchentlich geplant, jeweils am Dienstag und Freitag. Das Programm kann je nach Erfolg der Sendung aber ausgebaut werden. „Optimal wären natürlich zwei Stunden täglich, außer am Wochenende“, erklärt der Moderator. Die Sendezeiten werden ebenfalls dem Interesse des Publikums angepasst und auf der Facebookseite von „Lokalradio“ veröffentlicht.

Auch was den Inhalt angeht, gibt sich das Team um Kugener flexibel. Interaktivität sei hier das Schlagwort. Und das gilt nicht nur für Zuhörer, sondern auch für Mitgestalter. „Hauptsache ist, gute Laune zu verbreiten“, sagt Kugener. So stehe „Lokalradio“ jedem offen, der eine gute Idee und Stimme hat und die nötige Motivation mitbringt. Auf dem Programm stehen Musik und Rubriken, die sich an die lokale Bevölkerung wenden. Etwa mit Tipps gegen die Langeweile oder Informationen zur aktuellen Situation.

Auch wolle man lokalen Vereinen, Unternehmen, Künstlern und Bürgern eine Plattform bieten. Seien es nun persönliche Nachrichten, ein wichtiger Aufruf oder Hilfsgesuche: „Die Zuhörer können und sollen das Programm mitgestalten“, erklärt Kugener, der noch nicht zu viel zum Programm verraten möchte. Vieles davon sei noch eine Überraschung. Nur so viel: „Der Frühling steht vor der Tür. Es soll also erlaubt sein, gute Laune zu verbreiten“, verrät der Moderator mit einem Augenzwinkern.

Ohne tatkräftige Unterstützung der Gemeinden Bettemburg, Düdelingen und Roeser sowie von Radio LRB wäre das Projekt nicht möglich gewesen, unterstreicht Steve Kugener zum Abschluss. Auch hoffe er auf gute Ideen aus der Bevölkerung. Sorgen aber macht er sich keine: „Wenn es um die Gemeinde und das lokale Leben geht, sind die Menschen im Süden immer zur Stelle.“