Corona-KriseLieferengpässe bei den einen und Überfluss bei den anderen

Corona-Krise / Lieferengpässe bei den einen und Überfluss bei den anderen
Gemeinsam mit dem „harten Kern“ seiner Mitarbeiter versucht Goy Grosbusch, die Krise so gut es geht zu meistern Foto: Editpress/Anne Lommel

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Die einen haben mit Engpässen zu kämpfen, andere vermerken Ware im Überfluss und Lager, die einfach nicht leer werden wollen. Die Corona-Krise hat bei Luxemburgs Großhändlern voll eingeschlagen, schon nach nur wenigen Wochen werden hier die Veränderungen im An- und Verkauf deutlich spürbar. Auch beim Ellinger Familienbetrieb Grosbusch und dem Cessinger Lebensmittelgrossisten La Provençale herrscht derzeit Ausnahmezustand.

Mangel an Arbeitskräften auf den Feldern im Süden, Blockaden in den Lebensmittelversorgungsketten und ein auf 60 Prozent reduziertes Team stellen derzeit eine wahre Herausforderung für das Team des Obst- und Gemüsegroßhändlers Grosbusch dar. Um der Nachfrage hierzulande gerecht werden zu können, hat das Unternehmen kurzfristig den Lieferservice „Fruit@Home“ auf die Beine gestellt; wer dagegen schnell an neue Ware kommen will, der kann vorgefertigte Obst- und Gemüsekisten direkt bei Grosbusch vor Ort abholen.

Doch während die Arbeit hierzulande auf Hochbetrieb läuft, stockt es an so manchen Ecken im Ausland. „Da wir direkt bei den Produzenten kaufen, sehen wir auch, wie die reelle Situation derzeit aussieht. Viele Saisonprodukte wie Spargel oder Ware aus Ländern wie Spanien erhalten wir weniger, da es vor Ort einen Mangel an Feldarbeitern gibt und dort in der Branche nur wenig maschiniert ist“, erklärt der Leiter des Unternehmens. Natürlich seien nicht alle Produkte betroffen, vieles gibt es noch zuhauf, doch die schwierigen Passagen zwischen Herstellungsland und Abnehmer sorgen für punktuelle Kargheit im Regal. „Es zeigt sich in unserem Gebiet eine Tendenz in diese Richtung, das erklärt auch die teilweise steigenden Preise der Ware“, so Goy Grosbusch. Vor allem die Organisation des Transportes zeigt sich aktuell als schwierig, geschlossene Grenzen, vermehrte Kontrollen und daraus resultierende Staus stellen reelle Hindernisse dar. „Wenn ein Lastwagenfahrer heute losfährt, weiß er nicht, wann er bei uns ankommt. Dazu kommt der gesundheitliche Risikofaktor“, meint der Grossist.

Neben den Einschränkungen im Warenverkehr ist in Luxemburg selbst das fast täglich schwankende Kaufverhalten der Klientel eine Herausforderung: „Heute kann sich die Nachfrage durch Hamsterkäufe verdoppeln und morgen verkaufen wir vielleicht gar nichts. Besonders bei Frischprodukten, die sich nicht ewig halten, ist das eine echte Challenge.“ Betroffen von den Konsequenzen der aktuellen Krise sind zu einem Großteil auch via Luftraum importierte Artikel. Sogenanntes „Flugobst“ wie Mango oder Ananas oder Ratatouille-Gemüse aus Spanien wird es künftig wohl eher weniger geben. Produziert wird aber nach wie vor genug und lokale Sorten – außer jene, die jetzt gepflückt werden müssen – stehen in den Startlöchern für die Ernte im Spätsommer und Herbst.

Aktuell mehr vorhanden als lieb sind die Produkte des Lebensmittelgroßhändlers La Provençale. Mit einer Hauptklientel, die sich größtenteils aus Akteuren der Restauration zusammensetzt, beobachtet die Leitung des Unternehmens derzeit das umgedrehte Phänomen, wie es die Obst- und Gemüsebranche beklagt. „Es gibt kein Problem, Ware zu bekommen, im Gegenteil: Es ist viel zu viel vorhanden, da die Märkte dabei sind zusammenzubrechen und die Produzenten ihre Lebensmittel nicht mehr loswerden“, sagt Georges Eischen, einer der drei Geschäftsführer der Provençale. Als „ein Zahnrad in einem globalen Markt“ hat die Provençale mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen, wie so viele Betriebe es aktuell tun. „Der Konsum von Milchprodukten ist beispielsweise drastisch gesunken, da die fettlastigere Restauration weniger Butter oder Käse einkauft. Allgemein ist alles, was in die Restaurationssparte fällt, eingebrochen, sei es im Fleischsektor, beim Fisch oder Geflügel.“

Das Geschäft an sich boomt, doch durch die Krise hat die Provençale zwei Drittel ihrer Akteure verloren, die Hauptklientel fehlt. „Außer bei punktuellen Ausnahmen, wie es bei Grosbusch der Fall ist, ist die Problematik der Lebensmittelbranche eher, dass die Produzenten auf ihrer Ware sitzen bleiben. Es ist von allem satt und genug vorhanden, doch der globale Konsum im Land ist durch die schwächere Präsenz von Grenzgängern und die Abwesenheit von Touristen gefallen. Schlachthäuser verkaufen weniger, Ware verdirbt auf den Feldern, Vieh steht über einen langen Zeitraum auf der Weide, sodass überall tickende Zeitbomben sind“, so Eischen.

Georges Eischen, einer der drei Geschäftsführer der Provençale, verweist darauf, dass Lebensmittel zuhauf vorhanden sind und es daher für die Konsumenten keinen Grund zur Panik gibt
Georges Eischen, einer der drei Geschäftsführer der Provençale, verweist darauf, dass Lebensmittel zuhauf vorhanden sind und es daher für die Konsumenten keinen Grund zur Panik gibt Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Um die Lage zu meistern, muss zwischen den einzelnen Akteuren Solidarität herrschen, was auch der Fall ist. Krankenhäuser, Altenheime und vereinzelte Restaurants helfen den Grossisten, überquellende Bestände durch gezielten Kauf zu entlasten, und auch die Privatklientel unterstützt, wo sie nur kann. Doch Eischen appelliert an die Politik: „Die vom Staat angekündigten Hilfspakete sind zwar ein erstes Zeichen in die richtige Richtung, decken aber keinesfalls die enormen Verluste, die zahlreiche Betriebe nun einstecken müssen. Von den negativen Konsequenzen der Krise sind alle Sektoren betroffen und alleine können viele es nicht schaffen.“ Vor allem müsse in der Gesellschaft mehr Verständnis für Grossisten und die Geschäftsführungen entstehen, denn diese tragen nun eine besonders schwere Last. „Arbeitgeber sorgen sich um das Überleben ihres Betriebes und müssen gleichzeitig die Arbeitsplätze ihrer Angestellten sichern. Sie müssen Mut vor ihren Mannschaften zeigen, auch wenn sie selbst sehr verunsichert sind.“ 

Dem kann ebenfalls Goy Grosbusch nur beipflichten: „Die Leute sehen meist nicht hundert Prozent der Situation, deshalb ist es nicht korrekt, Großhändler ins Visier zu stellen. Unsere Teams arbeiten mit einer stark reduzierten Anzahl an Mitarbeitern, viele müssen Arbeiten meistern, für die sie nicht ausgebildet wurden, und alle müssen unheimlich flexibel sein. Genau aus diesem Grund sind wir enorm stolz auf unsere Mannschaft, denn ohne sie wäre die Krise nicht zu meistern.“

Romano
3. April 2020 - 19.52

@Blaat Gaston "Gretchenfrage die nie gestellt wird. Wer profitiert von Corona ?" Ganz einfach, weil's nicht die Gretchenfrage ist.

Denise
3. April 2020 - 10.54

Den 29. März hat ech probéiert bei Grosbusch (fruitathome.lu) Uebst a Geméis ze bestellen. Ech krut dunn de Message meng Commande kënnt den 20. Abrël !!! geliwert ginn... Nee merci, dat ka jo net sinn.

Blaat Gaston
2. April 2020 - 22.53

Gretchenfrage die nie gestellt wird. Wer profitiert von Corona ?

Canard
2. April 2020 - 22.22

@Kolano "Liebe Provençale. Wir kaufen gerne ganze Filets, Roastbeefs usw vakuumverpackt, wenn sie uns zu hause beliefern. Auch heruntergesetzte Homards und Langusten oder kiloweise Scampis sind willkommen." Genau! Die Lieferwagen die die Restaurants beliefert haben stehen ja jetzt bloß dumm rum.

Kolano
2. April 2020 - 21.41

Liebe Provençale. Wir kaufen gerne ganze Filets, Roastbeefs usw vakuumverpackt, wenn sie uns zu hause beliefern. Auch heruntergesetzte Homards und Langusten oder kiloweise Scampis sind willkommen.

Julie
2. April 2020 - 21.38

Wenigstens gesoffen wird noch. Die Lastwagen von Rossi in Düdelingen sieht man pausenlos umherfahren. Genau wie die anderen Depositaires.