Centres de soins avancésCorona: Luxemburg ist gut aufgestellt 

Centres de soins avancés / Corona: Luxemburg ist gut aufgestellt 
Mitarbeiter des Krisenstabes im „Centre de soins avancés“ auf dem Gelände der Luxexpo The Box. Darunter sind viele Freiwillige.   Foto: Wiebke Trapp

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Das Land hat sich auf Krisenmodus eingestellt und die medizinischen Einrichtungen ausgebaut. Vier „Centres de soins avancés“ (CSA) gibt es in Luxemburg. Das auf dem Gelände der Luxexpo The Box ist das größte mit den meisten Kapazitäten. Die „Centres“ wären nicht denkbar, ohne dass Menschen Mammutaufgaben in Sachen Logistik bewältigen, und zahlreiche Freiwillige, die spontan mit anpacken.

Wo sonst Menschen hereinströmen, um sich auf einer Messe umzuschauen, herrscht am Montagmittag Leere. Schilder warnen am Haupteingang der Luxexpo The Box. Draußen auf dem Parkplatz fahren hauptsächlich Armee- und Polizeiwagen ab oder kommen gerade zurück. Ein paar Freiwillige hasten die Treppe in Richtung Glastüren hoch, um die Mittagsschicht, die um 13.30 Uhr beginnt, anzutreten.

Drinnen herrscht der gleiche unbelebte Eindruck: Menschenleere Gänge und wenn jemand kommt, ist er von oben bis unten „verpackt“. Mundschutz, Brille, Haarschutz und grüne Schutzkleidung lassen alle gleich aussehen. Und wo sonst Stände stehen, befinden sich jetzt Zelte der Armee und des CGDIS. Neonlicht taucht alles in kühle Atmosphäre. Drinnen ist die Stimmung umso herzlicher. Sie ist kollegial, kameradschaftlich, hilfsbereit und gelassen. Alle wissen, was zu tun ist.

Die Ängste nehmen 

„Wir wollen den Menschen die Angst nehmen“, sagt Fabien Zuili (53), der Chef des Zentrums im Luxexpo-Gebäude. „Der Anblick hier ist befremdlich, die wenigsten haben so etwas schon mal erlebt.“ Der gebürtige Korse, der im normalen Leben im IT-Bereich arbeitet, ist darin geübt. Er hat eine Spezialausbildung für Krisensituationen wie diese bei der Armee hinter sich und bewegt sich unerschütterlich zwischen all dem, als hätte er das schon immer getan.

Wenn Eltern mit Kindern kommen, will Zuili gerufen werden. Den Anblick der vielen Menschen mit Masken sind vor allem Kinder nicht gewöhnt. „Das könnte sie vielleicht traumatisieren“, sagt er. „Das muss nicht sein.“ Er begleitet sie und spricht zwischen all dem Ungewohnten von „chaleureux“. Das ist nicht nur bei den Kleinen so. „Das Virus beunruhigt alle“, sagt er. „Die Menschen wollen darüber sprechen.“ In der Luxexpo gibt es psychologische Betreuung vor Ort.

Viele Freiwillige im Einsatz

Was ihn sichtlich berührt, ist der Einsatz der vielen Freiwilligen. „Das sind tolle Leute hier“, berichtet er. „Wow! Sie sind sehr mutig.“ Wie viele im Einsatz sind, kann er nicht sagen. Zu volatil, aber immer genug vor Ort. Viele haben sich nach dem Aufruf der Regierung gemeldet. André Schuller (38) ist einer von ihnen. Der Inspektor bei der „Sécurité alimentaire“ ist der Herr über die Logistik. Er wacht über alles, was im „Centre“ rein- oder rausgeht. An diesem Morgen hat er unter anderem die bestellten Heizungen in den riesigen Hallen angenommen, kontrolliert und aufgebaut.

Die selbstgewählte neue Aufgabe war keine Frage für den freiwilligen Feuerwehrmann bei der CGDIS aus Echternach. Dafür nimmt er in Kauf, dass er im leer stehenden Haus der Großeltern allein und getrennt von der Familie wohnt. „Das ist eine Schutzmaßnahme“, erklärt er. „Ich will sie nicht anstecken.“ Dieses ungewohnte Leben geht für ihn schon eine Woche so.

1.500 Menschen behandelt 

Vier solcher Zentren gibt es im Land. Sie sind neben dem in der Hauptstadt auf Esch/Alzette, Ettelbrück und Grevenmacher verteilt. 1.500 Patienten wurden seit der Eröffnung des ersten auf dem Gelände der Messe vor einer Woche bis jetzt in allen vier Zentren behandelt. 370 Patienten wurden allein am vergangenen Freitag in allen vier Zentren behandelt. Das sagt Pierre Hertz (40), Mitglied des Direktoriums der „Caisse nationale de santé“.

Seit Corona ist er im Krisenmanagement-Modus. Das „Centre“ auf Kirchberg hat er in drei Tagen aus dem Boden gestampft und parallel am Aufbau der anderen gearbeitet. „Freitags haben wir angefangen und montagmittags um 14.00 Uhr haben wir mit dem ersten Patienten hier aufgemacht“, sagt er über das umfunktionierte „Luxexpo“-Gebäude.

Cockpit gegen „Centre“ getauscht

Frederic de Oliveira Varelas (23) würde jetzt vielleicht gerade seine Lieblingsstrecke nach London City fliegen, wären der Flugverkehr bei der Luxair nicht ausgesetzt. Die Luxair hat den Betrieb bis zum 20. April eingestellt und der Pilot säße zu Hause. „Da habe ich mich gemeldet“, sagt er. Er hilft in der Abteilung „Logistik“. Das macht er seit einer knappen Woche. Material bestellen und verteilen oder administrative Aufgaben erfüllen, das ist jetzt sein Job. „Ich helfe gerne“, sagt er. „Als ich mich mit Kollegen aus dem Gesundheitssektor unterhalten habe und gesehen habe, was sie jetzt leisten müssen, stand meine Entscheidung fest.“

Er würde sich wahrscheinlich der Aussage seines Kollegen anschließen. André Schuller sagt: „Ich bleibe so lange, wie das hier dauert.“ So wie es bis jetzt aussieht, wird Frederic de Oliveira Varelas aber ab dem 20. April das „Centre“ wieder gegen das Cockpit tauschen.

Die CSA

Aktuell sind vier „Sprechzimmer“ auf dem Gelände der Luxexpo The Box in Betrieb. Zwölf sind insgesamt allein in der Hauptstadt auf dem Messegelände aufgebaut und sofort einsatzbereit, sollte der Andrang größer werden. „Acht zusätzliche könnten wir hier noch kurzfristig aufbauen, falls nötig“, sagt Hertz. 2.600 Untersuchungen mit Tests könnten theoretisch täglich in allen vier Zentren stattfinden, denn die vorhandenen Kapazitäten können nach Angaben von Hertz noch auf 44 „Corona-Sprech- und Behandlungszimmer“ in allen vier Zentren ausgebaut werden. Menschen mit Symptomen werden getrennt von denen in die entsprechenden Zelte im Innern der jeweiligen Gebäude gebracht und nach der Untersuchung und einem Test weitergeleitet.