BasketballNach der viel kritisierten Saisonwertung der FLBB wehren sich nun die Vereine

Basketball / Nach der viel kritisierten Saisonwertung der FLBB wehren sich nun die Vereine
Nach Ettelbrück und den Musel Pikes bei den Herren kündigte bei den Damen gestern auch der Gréngewald Hostert an, kein Pokalfinale in Kayl bestreiten zu wollen Foto: Wildson Alves

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Auch vier Tage nach der Bekanntgabe des nationalen Verbandes FLBB, wie die abgebrochene Saison 2019/20 bewertet wird, haben sich die Gemüter in der luxemburgischen Basketballszene nicht beruhigt. Immer mehr Vereine fordern den Vorstand offiziell auf, die Entscheidung zu überdenken, drei Klubs haben zudem bekannt gegeben, ein Pokalfinale vor dem Beginn der neuen Saison in Kayl nicht bestreiten zu wollen.

Bereits am Samstagmorgen reagierten die beiden Finalisten der Coupe de Luxembourg, die Musel Pikes und die Etzella Ettelbrück, in einem offenen Brief und kündigten an, auf eine Teilnahme am Pokalendspiel zu verzichten: „Die Etzella Ettelbrück und die Musel Pikes teilen formell mit, dass sie das Finale der Coupe de Luxembourg 2020 bei den Herren nicht spielen werden. Wir bedauern extrem, dass wir als Vereine nicht in die Entscheidung mit eingebunden werden, die uns selbst betrifft.“ Bereits am 10. März hatten beide Klubs in einer Mail an die FLBB betont, dass sie mit der Verlegung des Pokalfinals zu hundert Prozent einverstanden seien, jedoch gleichzeitig auch den Wunsch geäußert, dass jeder weitere Schritt hinsichtlich eines neuen Termins gemeinsam mit den Vereinen besprochen wird. 

Dass nun doch über die Köpfe der Beteiligten hinweg entschieden wurde, stößt genauso auf Unverständnis wie der Termin im Herbst, bei dem ganz andere Voraussetzungen gelten, schließlich dürften dann nicht mehr alle Spieler, die sich auch für das Finale qualifiziert haben, aufgrund von Transfers oder möglichen Karriereenden noch auf dem Parkett stehen. Auch der Austragungsort Kayl, mit seiner geringen Zuschauerkapazität, stößt auf Kritik, schließlich waren im Vorverkauf für die am 14. März geplanten Endspiele der Coupe de Luxembourg und der Coupe des Dames bereits mehr als 3.000 Karten weggegangen. „Die Idee war sicherlich positiv gemeint. Doch es sind einfach so viele verschiedene Faktoren, die hier berücksichtigt werden müssen, deshalb wäre es schön gewesen, wenn vor so einer Entscheidung mit den Betroffenen kommuniziert worden wäre“, meinte Pikes-Coach Chris Wulff. „Das Pokalfinale kann meiner Meinung nach nur in der Coque stattfinden, es ist ein solch großes Sportevent, nicht nur für Spieler und Vereine, sondern auch für die Sponsoren und Zuschauer, dass man sich mit jeder anderen Entscheidung ins Knie schießt“, erklärte unterdessen Hermann Paar, Trainer des Gréngewald Hostert.

So wundert es nicht, dass mit dem Gréngewald gestern dann auch ein Teilnehmer des Endspiels der Coupe des Dames in einem offiziellen Schreiben an die FLBB mitteilte, ein Endspiel gegen den Basket Esch in dieser Form nicht bestreiten zu wollen: „Niemand würde davon profitierenwenn die Finalspiele in einer solch kleinen Halle stattfinden würden, weder sportlich noch finanziell. Unserer Meinung nach müsste über eine Lösung nachgedacht werden, die es ermöglicht, ein wahres Basketballfest zu organisieren, die alle Finalmannschaften miteinbezieht: Herren, Damen und die verschiedenen Nachwuchsklassen.“ Auch wenn die FLBB am Donnerstag Kayl offiziell als Austragungsort nannte, sprach Präsident Henri Pleimling im Tageblatt-Interview am Samstag davon, dass noch nichts definitiv entschieden sei: „Wenn die Vereine kein Interesse haben, ein Pokalfinale vor der Saison auszutragen, dann muss es auch nicht gespielt werden. Wenn großes Interesse besteht, warum dann nicht auch in die Coque gehen und Kayl die ’Buvette’ machen lassen?“ 

Weitere Schritt nicht ausgeschlossen

Ob der Vorstand des Basektballverbandes in Sachen Saisonwertung noch einmal mit sich reden lassen wird, bleibt hingegen abzuwarten. Am Donnerstag gab er bekannt, dass der Titel bei den Herren an Esch und bei den Damen an Ettelbrück gehen wird, die zu diesem Zeitpunkt an der Tabellenspitze lagen. Doch bei den Herren stand die Play-off-Runde noch bevor, sechs Teams hatten somit noch Chancen auf den Titel. Bei den Damen standen noch die komplette Rückrunde der Titelgruppe sowie das Final Four auf dem Programm. Auch hier waren noch sechs Teams im Rennen, dabei war es so spannend wie lange nicht mehr. Für viel mehr Aufregung und Kritik sorgte jedoch die Entscheidung, dass bei den Herren Contern und Steinsel in die zweite Liga absteigen müssen und Hesperingen und Walferdingen als Aufsteiger in die Total League designiert wurden, obwohl in der Auf- und Abstiegsgruppe noch neun Spieltage zu bestreiten waren.

Vor allem die Tatsache, dass die FLBB in einem Kommuniqué vom 15. März ankündigte, sich mit den Vereinen zusammensetzen zu wollen, dies am Ende aber doch nicht geschah, stößt vielen Klubs nun bitter auf. Im genauen Wortlaut hieß es hier: „Was die Bewertung der Saison 2019/2020 betrifft, wird sich der Basketballverband, sobald sich die Situation beruhigt hat, mit den Clubs zusammensetzen, um über mögliche Bewertungen (Auf- und Abstieg, …) zu reden.“ Dass Pleimling dann im Tageblatt-Interview davon sprach, dass der Vorstand der FLBB  „zu keinem Zeitpunk vorhatte, die Entscheidung über die Saisonwertung an die Vereine abzugeben“, verärgert viele nur noch mehr.

Mehrere betroffene Klubs, wie etwa Contern, Zolver und der Gréngewald, forderten in offiziellen Briefen, die auch öffentlich gemacht wurden, in den letzten Tagen nun den Verband auf, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. Auch weitere Vereine sollen sich in nicht-öffentlichen Schreiben an die FLBB gewandt haben. Fest steht, dass die Wertung erst rechtskräftig wird, wenn sie auch im „Bulletin d’information officiel“ der FLBB veröffentlicht wurde – noch ist eine Änderung demnach möglich.

Sollte der Verband nicht mit sich reden lassen, sind laut Tageblatt-Informationen allerdings mehrere Vereine dazu bereit, zuerst vors Verbandsgericht und später möglicherweise sogar vor das CLAS („Commission luxembourgeoise d’arbitrage pour le sportzu ziehen. Auch das Einberufen eines außerordentlichen Kongresses steht zur Debatte. Hierfür müsste laut Stauten ein Fünftel der Vereine – demnach sechs von 30 Klubs – einen solchen fordern. Ob sich der Vorstand dann noch halten kann, dürfte fraglich sein. Denn auch verbandsintern war laut Tageblatt-Informationen nicht jedes Mitglied mit dem Vorgehen und der aktuellen Lösung einverstanden.

Dabei stand die FLBB, die als erste Mannschaftssportart in Luxemburg die Saison am 15. März vorzeitig abbrach, vor zwei Wochen noch im positiven Licht, denn überall fand diese, zu jenem Zeitpunkt doch recht mutige, Entscheidung großen Anklang. Diese Vorschusslorbeeren hat man sich mit der Entscheidung vom Donnerstag nun schnell wieder verspielt. So betonte auch Hermann Paar gestern: „Finanziell und sportlich werden auf die Klubs schwere Zeiten zukommen, da gilt es, zusammenzustehen. Demnach sollte kein Verein durch die Saisonwertung auch noch belohnt oder bestraft werden.“ Und auch für Chris Wulff besteht die Hoffnung, dass noch Einsicht erfolgt: „Nach einer Saison, die sportlich so ausgeglichen war, wäre es schade, wenn nun ein solch fader Beigeschmack bleiben würde. Wir sollten solidarisch sein, denn die nächste Saison wird für niemanden einfach. Ich hoffe, dass noch die beste Lösung gefunden wird und wir es schaffen, dass Brücken gebaut werden und der luxemburgische Basketball, der in dieser Saison endlich wieder einen kleinen Boom erlebt hat, nicht in einem negativen Licht stehen bleibt.“