Gemeinderat Reckingen besteht den Stresstest mit „exzellent“ – aber mit Abstand

Gemeinderat  / Reckingen besteht den Stresstest mit „exzellent“ – aber mit Abstand
Den „Blick in den Saal“ ersparen wir normalerweise unseren Lesern. Dieser hier ist aber ungewöhnlich. Nicht nur für die, die da waren. Der Gemeinderat in Reckingen tagte im „Centre culturel“, wo der Sicherheitsabstand gewahrt bleiben kann.  Foto: Administration communale Reckange/Mess

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Der Gemeindealltag muss weitergehen und ein Bürgermeister braucht das Votum seiner Ratskollegen. Diese Überlegungen haben den Reckinger Bürgermeister Carlo Müller dazu bewogen, die letzte Ratssitzung face-to-face abzuhalten – trotz Corona. Sie wurde kurzerhand ins „Centre culturel“ verlegt, wo der Sicherheitsabstand gewahrt bleiben kann.

Weit hatten es die fünf der acht Gemeinderatsmitglieder, die anwesend waren, nicht bis zum „neuen“ Sitzungssaal. In einem Dorf wie Reckingen liegt alles nah beieinander und das Kulturzentrum liegt praktisch in Sichtweite des Rathauses. Der dortige Konferenzsaal ist zu klein, um in Corona-Zeiten den Sicherheitsabstand zu wahren. So saßen sie alle – weit voneinander entfernt – in einem riesigen Saal mit Videoschaltung zu den Kollegen, die nicht kommen konnten.

„Die Situation treibt uns um.“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Carlo Müller die Sitzung am Donnerstag. Sie war, wie er sagte, dringend notwendig. Immerhin liegen zwischen dieser und der letzten am 6. Februar einige Wochen. „Die Sitzung muss öffentlich bleiben, wir müssen in dieser Form zusammenkommen“, lautete denn auch die Begründung für Ort und Ablauf. Drei Eilanträge legte er gleich zu Beginn vor. Der erste betraf die Entscheidung, die Sitzung in den großen Saal des „Centre“ zu verlegen – angenommen.

Eilanträge angenommen 

Die zweite betraf ein Taxenreglement bezüglich der Initiative der Gemeinde, für Einwohner einkaufen zu gehen (s. Ausgabe vom 24. März). Das machen derzeit zwei Gemeindemitarbeiter mit „Herz und Seele“, wie ihr Chef hervorhob, der einen Blick in die Zukunft wagte: „Ich hoffe, sie wollen auch wieder ihre eigentliche Arbeit machen, wenn es vorbei ist.“ Angenommen.

Der dritte Eilantrag betraf einen Kredit in Höhe von 30.000 Euro, den die Gemeinde aufnehmen wird, um die besagten Einkäufe, deren Kosten die Gemeinde derzeit vorlegt, „ordentlich verbuchen zu können“, wie Müller sagte. Ebenfalls angenommen.

Ansonsten befinde man sich auf „Navigation en vue“. Im Stundentakt, manchmal sogar noch weniger, kämen Rundmails aus dem Innenministerium oder von anderen Stellen bezüglich Corona. In dem Zusammenhang bescheinigte der Rathauschef seiner Mannschaft ein „exzellent“, was den Stresstest angesichts dieser Umstände angeht. Acht Rathausmitarbeiter arbeiten im Home-Office, sechs der 13 Mitarbeiter des „Service technique“ sind im „Stand-by“. Der Rest ist im Einsatz.

Kostenvoranschläge durchgewinkt 

Kostenvoranschläge in Höhe von rund 2,2 Millionen Euro haben den Gemeinderat am Donnerstag passiert. Einer davon betrifft die rue des Trois cantons vor der berühmten Bahnschranke in Dippach-Gare. Verkehrsinsel und neue Fußgängerübergänge sollen die viel befahrene Straße beruhigen. Dabei werden gleichzeitig unterirdische Leitungen erneuert.

Längere Diskussionen gab es lediglich zu Punkt acht der zehn Punkte umfassenden Tagesordnung der Gemeinde, der sich mit der Bemessung der Unterstützung für die Vereine beschäftigt. „Wir bezahlen seit ewigen Zeiten nach einem Reglement, das keines ist“, findet der Rathauschef. Eine vernünftige Erklärung dafür, dass die Zuwendungen so unterschiedlich ausfallen, sei das nicht, so Müller.

Neues Reglement für Vereine 

Rund 20 Vereine gibt es in der Gemeinde. Nach dem neuen Reglement, das der Schöffenrat unter der Vorgabe „Fairness“ ausgearbeitet hat, beträgt der Basisbeitrag für alle 200 Euro. Danach wird nach einem Punktesystem bemessen, wie hoch der Zuschuss letztendlich jährlich ausfällt. Punkte gibt es unter anderem für die Zahl der Mitglieder, das Alter des Vereins, die Menge der Veranstaltungen jährlich für die Gemeinde oder Kooperation mit anderen Vereinen. Der Vorschlag ist ebenfalls angenommen.

Nachdem sich alle in der neuen Situation eingefunden hatten, ging das Ganze routiniert wie immer über die Bühne. „Navigation en vue“ erfordert Flexibilität und die von der LSAP gespendeten Ostereier machten ein wenig Hoffnung darauf, dass das Leben vielleicht in absehbarer Zeit wieder normal laufen kann.