CoronaVerfrühter Optimismus: In Luxemburg gibt es wieder mehr Infektionen

Corona / Verfrühter Optimismus: In Luxemburg gibt es wieder mehr Infektionen
In Luxemburg scheint die Zahl der Infektionen höher, da auch weitaus mehr Personen getestet werden. Das dürfte auch in den folgenden Tagen der Fall sein, wenn sämtliche Versorgungszentren, wie das in der Rockhal (Foto), geöffnet haben.  Foto: SIP/Julien Warnand

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Luxemburg steht still. Getroffen wurden die strengen Ausgangsbeschränkungen, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und das Gesundheitssystem zu schonen. Die Statistiken der letzten Tage ließen denn auch leichte Hoffnungen aufkeimen, dass die Maßnahmen erste Früchte tragen. Allerdings schien der Optimismus verfrüht: Die Zahlen sind wieder gestiegen.

Nicht nur in Luxemburg war die Zahl der Infektionen übers Wochenende leicht rückläufig. Nach teils sprunghaften Anstiegen zwischen 40 und 75 Prozent in der letzten Woche wurden am Wochenende hierzulande nur noch 128 Personen zusätzlich positiv auf Covid-19 getestet – ein Zuwachs von knapp 19 Prozent. Tatsächlich wurden am Samstag 670 Infektionen gezählt, am Sonntag waren es 798. Mit einem weiteren Anstieg von 9,7 Prozent auf 875 Infektionen am Montag schienen sich die Hoffnungen mit nur 77 neuen Fällen zunächst zu bestätigen. Mit acht Todesopfern war auch die Zahl der Menschen, die bislang an den Folgen des Virus gestorben sind, nicht weiter gewachsen.

Die gute Nachricht vorweg: Das war auch gestern noch der Fall. Allerdings erhielten die Hoffnungen auf ein frühzeitiges Abflachen der Kurve am späten Nachmittag einen kleinen Dämpfer: Mit 1.099 positiven Testergebnissen war die Zahl der Infektionen gegenüber Montag wieder um 25,6 Prozent gestiegen. Damit dürften jene Experten recht behalten, die am Wochenende vor verfrühtem Optimismus gewarnt hatten.

Dieser sei zwar durchaus angebracht gewesen, meinte etwa Lothar Wieler, der Präsident des renommierten Robert-Koch-Instituts (RKI). Doch sei es für wirklich fundierte Aussagen noch zu früh. Laut Wieler könnte der Trend frühestens Ende der Woche besser bewertet werden. Erst ab diesem Zeitpunkt dürfte sich zeigen, ob die wegen der Corona-Krise getroffenen Maßnahmen in Europa bald greifen könnten, so RKI-Chef Wieler gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Angesichts der massiven Schutzmaßnahmen in Luxemburg, Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern rechnet das RKI damit, dass sich mögliche Effekte erst in einigen Tagen zeigen. Allerdings sei er optimistisch, dass erste Auswirkungen der Maßnahmen bereits jetzt sichtbar seien. Tatsächlich ist auch in Luxemburg der jüngste Anstieg bei weitem nicht mehr so drastisch wie noch vor wenigen Tagen.

Wendepunkt noch nicht erreicht

Rezente Entwicklungen sorgten aber nicht nur im Großherzogtum für vorsichtigen Optimismus. Auch in Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich und der Schweiz waren die Zahlen übers Wochenende leicht rückläufig. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sah gestern sogar erste Hoffnungszeichen, dass die strikten Ausgangsbeschränkungen in Italien ihre Wirkung zeigten: „Die Fallzahlen und Totenzahlen sind in den letzten zwei Tagen leicht gefallen“, so die WHO-Sprecherin Margaret Harris noch am Morgen. Es sei jedoch noch zu früh, um von einem Wendepunkt zu sprechen.

Bestätigt wurde diese Aussage dann am Nachmittag: Allein in Italien war die Zahl der Todesopfer von Montag auf Dienstag um 743 auf 6.820 gestiegen. Damit ist die Opferzahl nach einem geringen Anstieg am Montag (602 Tote) und Sonntag (650 Tote) wieder deutlich nach oben geschnellt. Am Samstag war mit 793 Todesfällen die höchste Zahl an einem einzigen Tag vermeldet worden. Mittlerweile wurde bei 69.176 Menschen das Coronavirus nachgewiesen. Am Montag lag die Zahl der bestätigten Infektionen in Italien noch bei 63.927.

Auch weltweit sind die Zahlen in den letzten 36 Stunden wieder gestiegen. Die renommierte Johns-Hopkins-Universität hat gestern Morgen knapp 385.000 Fälle mit 16.600 Toten weltweit verzeichnet. 85 Prozent der neuen nachgewiesenen Infektionen stammten aus Europa und den USA, sagte WHO-Sprecherin Harris. Gut die Hälfte dieser 85 Prozent wurden aus Europa gemeldet. Von Sonntag auf Montag war die Gesamtzahl der nachgewiesenen Infektionen nach WHO-Angaben innerhalb von 24 Stunden um den Rekordwert von mehr als 40.000 gestiegen. Das dürfte übertroffen werden, sagte Harris. Der Anstieg sei allerdings auch darauf zurückzuführen, dass mehr getestet wurde.

Mehr Kranke als Italien?

Genau das ist auch der Grund, weshalb die Zahl der Infektionen in Luxemburg weit höher erscheint als in anderen Ländern. Gemessen an einer Bevölkerung von 60 Millionen Menschen liegt die Infektionsrate in Italien beispielsweise bei knapp 0,12 Prozent. Im Großherzogtum sind hingegen 0,17 Prozent betroffen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es derzeit weniger als 0,04 Prozent, in den Vereinigten Staaten sogar nur 0,02 Prozent. Nur: In keinem Land wird so flächendeckend getestet, als in Luxemburg. „Wir testen mehr als alle anderen Länder.

Deswegen erscheint die Zahl der Infektionen in Luxemburg auch höher“, unterstrich am Sonntag Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP). Angefangen wurde im Großherzogtum mit rund 200 Tests täglich. Inzwischen spricht die Gesundheitsministerin von 1.500 Menschen, die jeden Tag auf Covid-19 getestet werden. Damit liegt das Großherzogtum weit vor den viel gepriesenen Südkoreanern, die inzwischen mehr als 350.000 Tests absolviert haben.

Zwar ist die absolute Zahl der in Luxemburg durchgeführten Analysen noch unter Verschluss. Doch dürfte folgender Vergleich Aufschluss über die Last der Hausaufgaben geben, die Luxemburg gemacht hat: Mit 350.000 Analysen wurden in Südkorea bis dato rund 0,7 Prozent der Bevölkerung auf das Virus getestet. Auf die Luxemburger Bevölkerung angewendet, würde der gleiche Prozentsatz etwa 4.340 Tests ergeben. Bei den aktuellen 1.500 Tests am Tag wäre diese Zahl allein in den letzten drei Tagen überschritten worden. Man kann demnach davon ausgehen, dass in Luxemburg weitaus mehr getestet wird als in anderen Ländern. Was auch die relativ hohe Zahl an Infektionen erklären dürfte.

Wirkliche Sorgen bereiten den Weltgesundheitsbehörden indessen die Vereinigten Staaten. Da die eigenen Tests des US-amerikanischen Zentrums für Seuchenkontrolle CDC zunächst fehlerhaft waren und später nicht mit der Produktion nachkamen, werden in den USA derzeit mehr als eine Million Testpakete benötigt. Die Folge dieses schweren Versäumnisses: Es gibt derzeit noch keine brauchbaren Daten über die wirkliche Ausbreitung von Covid-19. Entsprechend viele Menschen dürften das Virus denn auch weitergetragen haben. Vor allem, da die Ausgangsbeschränkungen nicht in allen Bundesstaaten gleich streng beachtet werden.

Die Zahl der bestätigten Infektionen lag gestern in den Vereinigten Staaten bei rund 50.000. 600 Menschen sind inzwischen daran gestorben. Damit rangieren die USA bei der Zahl der bestätigten Fälle an dritter Stelle – hinter China und Italien. Experten zufolge steht das Schlimmste noch bevor: Die Weltgesundheitsorganisation schließt nicht aus, dass die USA das neue Epizentrum der Pandemie werden könnten.

oncl Sam
27. März 2020 - 8.34

ich habe Angst das die Corona Jahren zieht wie die Kriese von 2008

Jean Muller
26. März 2020 - 16.22

@Gross: traue keiner Statistik die Du nicht selber gefälscht hast!

Jacques Zeyen
26. März 2020 - 10.50

"Wenn sie meinen sie sind gesund,dann haben sie sich nicht richtig untersuchen lassen." Von den Infizierten die noch nicht einmal Symptome zeigen spricht keiner. Und wo bleiben die viel versprechenden Impfstoffe? Alles wird noch viel schlimmer bevor es besser wird.Aber es wird besser.

de Prolet
26. März 2020 - 10.50

Realismus statt Optimismus. Und vor allem Disziplin, Zurückhaltung, Verzicht und Durchstehvermögen. Das wird noch viel Kraft und Mut fordern. Wenn wir zusammenhalten, schaffen wir's und die Schäden werden sich in Grenzen halten. Wir haben noch eine lange Durststrecke vor uns mit einer Menge an Opfern. Jeder Einzelne ist gefordert und man merkt, dass die Leute sich dem Ernst der Lage bewusst sind und sich entsprechend verhalten. Das macht Mut und stimmt zuversichtlich.

Gross
26. März 2020 - 4.19

@Jean Muller "Stimmt, eine Statistik welche auf einer viel zu kleinen Basis aufbaut ist ganz einfach unbrauchbar und irreführend." Nein. Nur wenn man keine Ahnung von Statistik hat.

KTG
25. März 2020 - 22.22

@Le méchant z.Z. London: Sprechen wir eher von 18 Monaten oder noch mehr. Und dabei muss man davon ausgehen, dass bereits jetzt ein brauchbarer Impfstoff gefunden ist. Es gibt zwar einige Kandidaten, aber die können allesamt durchfallen. @Schmeler Michel: Öh.. Nee... Do ass net vill ze erklären. Ganz einfach: Infizéiert = Getest. Wien nëmme wéineg oder guer keng Symptomer huet, gëtt net getest an net gezielt. Wie keng Symptomer huet an awer getest gouf, gëtt bei eis awer gezielt. Bei de Chinesen iwweregens net, dowéinst kann een déi Statistik bei hinnen net sou richteg gleewen. Bei eis ass all Persoun, déi positiv getest gouf och als Infizéiert registréiert. Soss iwwergens keen. Dat huet d'Ministesch jo och scho genuch oft erkläert, wéi déi Zuelen opgebaut sinn...

Schmeler Michel
25. März 2020 - 9.26

Dat ass schweier ze verstoen. Wei komme mer un dei Zuelen vun Infizeierter. An wellech Donkelziffer get et dann. Jo op dei Zuelen vun Erkranktener an Gestuerwener kenne mer eis verloossen awer dat mat den Zuelen vun Infizeierten ass erkärungbedürftech.

Le méchant z.Z London
25. März 2020 - 7.43

Das Beispiel China zeigt uns ja klar und deutlich wie die Kurve verläuft, und man war in China von Anfang an mit strengeren Beschränkungen vorgegangen, wogegen wir in Luxemburg wohl etwas behutsamer ran gegangen sind; deshalb könnte es sein dass es eben viel länger dauern wird bis dass die Kurve der Infizierten abfallen wird. Und um das Problem endlich aus der Welt zu schaffen braucht es eben einen Impfstoff und diese Zeitspanne bis so etwas verfügbar ist scheint ja zwischen 9 bis 12 Monaten zu liegen, nach dem heutigen jeweiligen Stand der Dinge!

Jean Muller
24. März 2020 - 22.16

"Genau das ist auch der Grund, weshalb die Zahl der Infektionen in Luxemburg weit höher erscheint als in anderen Ländern" Stimmt, eine Statistik welche auf einer viel zu kleinen Basis aufbaut ist ganz einfach unbrauchbar und irreführend. Dass dies auch auf die 'Unfallstatistik' hier im Lande zutrifft scheint aber bisher keinen Politiker davon abgehalten zu haben um die Autofahrer jedes Jahr mehr zu gängeln!