Corona im Gefängnis / Haftanstalten wehren sich gegen Covid-19
Das Virus ist in Luxemburg angekommen, sagt Gesundheitsministerin Paulette Lenert. In ganz Luxemburg? Nein, zwei Orte sind bislang verschont geblieben: In den Haftanstalten von Schrassig und Givenich wurde bis heute noch kein Fall von Corona festgestellt. Und das soll auch so bleiben, sagen die Behörden.
Die Strafvollzugsbehörden haben am Wochenende auf die aktuelle Coronakrise reagiert und den Zugang zu den verschiedenen Anstalten zusätzlich limitiert. Ziel der Behörden ist es, das Virus komplett aus den Justizanstalten herauszuhalten. Deshalb wurde die Zahl der Besucher pro Häftling in der letzten Woche bereits eingeschränkt. Außerdem durften die Besucher nur noch durch eine Scheibe mit den Inhaftierten reden, nachdem sie gründlichst untersucht wurden. Doch auch damit ist nun Schluss.
Wegen der Verbreitung von Covid-19 im Großherzogtum habe die Luxemburger Strafvollzugsbehörde entschieden, sämtliche Besuche bis auf Weiteres zu unterbinden. Man habe sich zu dieser Maßnahme entschlossen, weil das Virus sich besonders in geschlossenen Räumen rasch zu verbreiten vermag. „Zu diesem Zeitpunkt ist es immer noch unser oberstes Ziel, das Virus aus den Haftanstalten herauszuhalten“, so ein Sprecher der Gefängnisdirektion.
Zahl der Kabinen erhöht
Die Häftlinge müssen dank moderner Technologien nicht ganz auf den Kontakt nach außen verzichten. So stehen den Betroffenen in Schrassig in der Regel mehrere Kabinen mit Skype-Verbindungen zur Verfügung. Damit auch jeder mit Familienmitgliedern sprechen kann, wurde die Infrastruktur wegen der aktuellen Maßnahmen in den letzten Tagen nochmals ausgebaut. „Zu diesem Zweck wurde die Zahl der Kabinen erheblich erhöht“, heißt es in einer Mitteilung. Erlaubt seien allerdings nur Gespräche mit Partnern und Familienangehörigen ersten oder zweiten Grades.
Im halboffenen Strafvollzug in Givenich wurden der Ausgang am Wochenende und der sogenannte Hafturlaub zunächst gestrichen. Diese Maßnahme sei aufgrund der Richtlinien getroffen worden, die vergangene Woche in der Öffentlichkeit in Kraft getreten seien. So sollen soziale Kontakte bekanntlich auf ein Minimum eingeschränkt werden. Gleiches gelte auch für Fortbewegungen in der Öffentlichkeit. „Die Häftlinge in Givenich besitzen in der Regel Funktelefone. Sie können aber auch die Telefonkabinen auf dem Areal benutzen“, heißt es weiter.
Quarantäne für Neuankömmlinge
Anfang der Woche wurden bereits sämtliche Weiterbildungskurse in den Haftanstalten ausgesetzt. Das galt auch für Atelierarbeiten und Sportaktivitäten. Nur die Waschküche, Küche und Reinigungstruppen sind weiter im Einsatz. Nicht eingeschränkt aber sei das Recht der Häftlinge, sich im Hof frei zu bewegen.
Neuankömmlinge werden in Quarantäne genommen und Transfers zwischen den Haftanstalten sind zunächst ausgesetzt. Dennoch sei man in Schrassig und Givenich auf den Fall der Fälle vorbereitet, beteuert der Sprecher der Strafvollzugsbehörden. So habe die Behörde in den vergangenen Wochen Maßnahmen für verschiedene Szenarien ausgearbeitet, die bei einer Infektion innerhalb der Gefängnismauern angewandt werden können.
Wie schützt man sich am besten vor einer Ansteckung?
Die Schutzmaßnahmen sind die gleichen wie bei anderen Infektionen der Atemwege: Hände regelmäßig und gründlich waschen, in den Ellbogen oder in ein Papiertaschentuch niesen und das Taschentuch sofort in einem abgedeckten Mülleimer entsorgen, Händeschütteln und Küssen vermeiden, von engem Kontakt mit kranken Menschen absehen, zu Hause bleiben, wenn man krank ist, und es unterlassen, das Gesicht mit den Händen zu berühren.
Seit dem 2. März 2020 ist eine Hotline für die Öffentlichkeit unter der Nummer 80 02 80 80 in Betrieb.
Menschen mit Symptomen einer Infektion oder solche, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, sollen nicht zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen, sondern die Nummer 80 02 80 80 (oder im Notfall 112) anrufen. Darüber hinaus sollten sie von Besuchen bei gefährdeten Personen absehen.
Das Coronavirus im Steckbrief
– Name: Coronavirus, Covid-19
– Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion
– Am meisten betroffene Körperregion: Lungen
– Symptome: trockener Husten, Fieber, Atemnot
– Inkubationszeit: bis zu 14 Tagen
– Gefährlich besonders für ältere Menschen oder Personen, die schon (schwere) gesundheitliche Probleme haben
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